Das Dekanat Ehingen-Ulm lädt zu einem Geistlichen Weg durch die Fastenzeit ein. Er steht unter dem Titel „Pilatus und Jesus, oder: Der Prozess der Welt gegen ihren Schöpfer“. In Impulsbriefen werden die nicht einmal zwei ganze Kapitel aus dem Johannesevangelium, in denen vom Prozess, der vor Pilatus gegen Jesus geführt wird, intensiv betrachtet. Die Begleithefte mit Impulsen für jeden Tag sind bei der Dekanatsgeschäftsstelle kostenfrei erhältlich. Einen Auftakt gibt es am Sonntag, 12. März unter dem Leitwort „Wer aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme (Joh 18,37)“.
Die Gespräche zwischen Pilatus und Jesus in der Passionsgeschichte nach Johannes kreisen um das Wesen Gottes und die Frage nach der Wahrheit. Pilatus ist hin- und hergerissen zwischen dem Prätorium und dem Platz mit der Volksmenge, zwischen drinnen und draußen. Der Platz symbolisiert Welt und Weltmechanismen, die Intimität des Gesprächs zwischen Jesus und Pilatus im Haus steht hingegen für die inneren Regungen des Herzens. Die Kirche und ihre Gläubigen sind viel draußen, könnte man bildlich sagen, und wenig am Herzschlag Gottes - anders der Lieblingsjünger, der beim Mahl am Herzen Jesu ruhte.
Dramatik pur
Die Kapitel 18 und 19 des Johannesevangeliums sind Dramatik pur. Im Dreieck zwischen Pilatus, Jesus und dem Volk spitzt sich alles zu.Das ist nicht nur eine Szenerie von vor 2000 Jahren, sondern spielt sich in vielen Formen zu allen Zeiten bis heute ab.Hier führt gewissermaßen die Welt einen Prozess gegen ihren Schöpfer. „Welt“ ist hier verstanden als Amalgam von Haltungen und Handlungen, die ganz in der Welt gefangen bleiben und den Fallstricken bloßer Weltlichkeit verfallen sind. Dies ist von Pilatus als dem Vertreter der weltlichen römischen Macht genauso zu sagen wie von den geistlichen Vertretern, den Hohepriestern und dem Volk, das diesen blind folgt oder von ihnen strategisch gefügig gemacht wird. Hier wie da „Welt“ ohne Sensorium für ein Darüberhinaus und ohne ein Gespür für die Innerlichkeit.
Treffliche Gewissenserforschung
Jesus als König der Innerlichkeit passt nicht nur nicht zu den äußerlichen Maßstäben derer, die Macht haben und ausüben, sondern er soll jetzt als Gefahr für diese Macht sogar unschädlich gemacht werden. Pilatus sieht in ihm keine Gefahr für das römische Reich, lässt sich aber von jenen treiben, die in Jesus eine Gefahr für ihre religiöse Macht und Pfründe sehen. Wer dieses Drama betrachtet, wird darin eine treffliche Gewissenserforschung darüber finden, wie wir heute als Gläubige und als Kirche leben.