Heilige

Der Seekircher Augustinus und das Lachen

Im barocken Gotteshaus von Seekirch am Federsee bei Bad Buchau lacht der heilige Kirchenvater Augustinus vom Hochaltar die Kirchenbesucher an - Foto: DRS/Waggershauser

Was der heute wegen mancher Positionen kritisierte Kirchenvater für die Urlaubszeit im Krisenjahr 2022 zu sagen hat.

Der "dumme August" ist ein Zirkusclown. Er bringt die Menschen zum Lachen. Das ist sein Job, auch wenn ihm selbst nicht zum Lachen zumute ist. Diese Aufgabe ist heute gar nicht so einfach. Vielen Menschen ist in Zeiten von Pandemie, Krieg und Inflation das Lachen vergangen. Fast so wie im Kinderlied "O du lieber Augustin, alles ist hin." Es handelt in den eher unbekannten Strophen übrigens von der letzten großen Pestepidemie in Wien im Jahre 1679.

Weder der Clown noch der liebe Augustin haben mit dem Heiligen Augustinus zu tun, dessen Fest die Kirche am 28. August - nicht mal der Monatsname geht auf ihn zurück - feiert. Dieses Jahr fällt der Philosoph, Theologe und Ordensgründer aus dem 4. und 5. Jahrhundert wegen des Sonntags sogar ganz aus dem liturgischen Kalender. Schon zu seinen Lebzeiten hatte er es nicht einfach. Im Römischen Reich gab es Kriege, Unruhen und schließlich fielen die Vandalen ein. Die Kirche hatte damals mit heftigen Auseinandersetzungen zu kämpfen. Da war auch so manches hin.

Die andere Seite des Kirchenlehrers

Man mag von der Lehre des großen Kirchenvaters, beispielsweise vom gerechten Krieg oder von der durch die Erbsünde verdorbenen Menschheit halten, was man will. Augustinus hatte anscheinend ein großes Herz, wie die Figur am Hochaltar der Kirche in Seekirch am Federsee bei Bad Buchau zeigt. Schließlich ist von ihm ja auch der in unzähligen Todesanzeigen zitierte Satz überliefert: "Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir."

Seine feurige Gottesliebe, für die das Herz auf seiner Brust steht, hat ihn vielleicht in der Auseinandersetzung mit seinen philosophischen und theologischen Gegnern manchmal unerbittlich gemacht. Der lachende Heilige in Seekirch und ein Text aus seinen jungen Jahren zeigen aber auch eine andere Seite des Augustinus. Man könnte fast meinen, seine Zeilen seien für das Zusammensein in der aktuellen Urlaubszeit geschrieben.

Miteinander reden und lachen,
sich gegenseitig Freundlichkeiten erweisen.
Zusammen schöne Bücher lesen,
sich necken dabei,
aber auch einander sich Achtung erweisen.

Mitunter sich auch streiten, ohne Aggression,
so wie man es wohl einmal mit sich selbst tut,
manchmal auch in den Meinungen auseinandergehen
und damit die Eintracht würzen.

Einander belehren, voneinander lernen,
die Abwesenden schmerzlich vermissen,
die Ankommenden freudig begrüßen:
lauter Zeichen der Liebe und Gegenliebe,
die aus dem Herzen kommen,
sich äußern in Miene und Wort
und tausend freundlichen Gesten
und wie Zündstoff den Geist
in Gemeinsamkeit entflammen,
sodass aus den vielen eine Einheit wird.

Quelle der Übersetzung

Eine Art des Umgangs miteinander, die auch in den heutigen Krisenzeiten den Menschen ein Lachen ins Gesicht zaubern könnte - aus dem Herzen, ganz ohne tollpatschigen August und auch, wenn so manches in der Welt hin ist.

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