„Guten Tag, ich möchte mich herzlich für das Angebot und die warmherzige und zugewandte Fürsorge und Unterstützung der deutschen Pilgerseelsorge in Santiago de Compostela bedanken. Es war großartig dort anzukommen und dieses Angenommen sei zu erfahren. Es hat mich tief berührt und mir Halt, Ermutigung, Trost und spirituellen Boden gegeben. Herzlichen Dank, dass Sie dieses Angebot ermöglichen.“ Diese Rückmeldung einer Pilgerin vom August dieses Jahres zeigt exemplarisch, wie wertvoll die Arbeit der deutschsprachigen Pilgerseelsorge in Santiago auch im fünfzehnten Jahr ihres Bestehens ist. Gemeinsam getragen wird das Angebot vom Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und der Hauptabteilung IV Pastorale Konzeption der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
„Ich bin dann mal weg!“
Im Jahr 2006 erschien Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ über seine Pilgererfahrungen auf dem Jakobusweg. Ein Jahr später stieg die Zahl der Pilger:innen aus dem deutschsprachigen Raum sprunghaft an und ist bis heute auf hohem Niveau geblieben. Doch wer heißt die Pilgerinnen und Pilger willkommen, wenn sie nach Tagen, Wochen, manche erst nach Monaten am Ziel in Santiago ankommen?
Vom Camino de Santiago fasziniert
Es waren Angela und Wolfgang Schneller, früher Leiter des Cursillo-Hauses St. Jakobus in Oberdischingen, sowie Prälat Rudolf Hagmann, als Domkapitular Leiter der Hauptabteilung Pastorale Konzeption in der Diözese, die dafür erstmals den Blick schärften. Die Drei waren vom Camino fasziniert, verschiedentlich dort, und hatten im Laufe der Jahre eine freundschaftliche Beziehung zum Erzbischof von Santiago entwickelt. Alle vier spürten, dass eine wachsende Zahl der Pilger Möglichkeiten suchten, über ihre Erfahrungen auf dem Camino zu sprechen - allerdings fehlte ein muttersprachliches Angebot. Die in wenigen Jahren stark anwachsende Zahl der internationalen Pilger hatte das Erzbistum wie auch die Stadt unvorbereitet getroffen, denn Pilger aus dem nichtspanischsprachigen Raum waren eine bis dahin weitgehend unbekannte Größe gewesen.
„Ankommen - erwartet werden“
Gemeinsam entwickelten sie eine Konzeption und die Idee, unter dem Motto „Ankommen und erwartet werden“ in den Monaten Mai bis Oktober deutschsprachige Seelsorge in Santiago anzubieten. Dank der Unterstützung der Diözese Rottenburg-Stuttgart ließ sich dieses Pilotprojekt 2009 realisieren und wurde ein großer Erfolg - die unterschiedlichen Angebote trafen exakt die Bedürfnisse der Pilger.
Nach diesem ersten Jahr wurde aber auch deutlich, dass Pilgerseelsorge in Santiago nicht allein in der Zuständigkeit einer einzelnen Diözese gehört, sondern eine überdiözesane Aufgabe darstellt. Seit 2010 stellt daher das Katholische Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz die Finanzierung des Seelsorgeangebotes sicher. Die inhaltliche und organisatorische Verantwortung wird weiterhin vom Bistum wahrgenommen.
Die eigenen Erfahrungen nochmal reflektieren und teilen
Seit 2009 werden in Santiago de Compostela Pilger:innen in der Pilgersaison von Mitte Mai bis Ende Oktober von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Priestern in deutscher Sprache willkommen geheißen. Unter dem Motto „Ankommen – erwartet werden“ wird zu offenen Gruppentreffen und geistlichen Kirchenführungen eingeladen. Daneben besteht die Möglichkeit zu Einzelgesprächen und zur Beichte. Am Ziel ihrer Pilgerreise haben die Menschen durch dieses Angebot die Gelegenheit, ihre Erfahrungen auf dem Weg nochmals zu reflektieren, zu vertiefen und mit anderen zu teilen. Sie bekommen Impulse zum Verweilen und zum Gebet am Grab des Heiligen Jakobus. Nicht zuletzt können sie sich auf ihren Heimweg und auf die Rückkehr in ihren Alltag vorbereiten.