Weihnachten 2020

Die Geburt Jesu mitten im Alltag

Seit 25 Jahren stellen Richard Kania (links) und Janusz Mackiewicz von der polnischen katholischen Gemeinde in Schwäbisch Gmünd fast lebensgroße Krippen "mitten im Alltag" auf. Foto: Schwenk

Krippen mitten im Kommen und Gehen: Seit 25 Jahren betreuen Mitglieder der Polnischen katholischen Gemeinde ein besonderes Krippenprojekt.

Niemand geht an dieser Krippe einfach vorbei. Die Menschen halten inne, sie bekreuzigen sich, manche knien sogar nieder. Das Besondere daran: Die Krippe steht nicht in der Kirche. Sie steht am Stuttgarter Hauptbahnhof. Seit mittlerweile 25 Jahren findet dort die Szene der Geburt Jesu einen Standort mitten unter den Menschen, mitten im Alltag, mitten im Kommen und Gehen.

25 Jahre, 25 Krippen. Jedes Jahr kommt eine neue dazu. Dafür trägt die Polnische Katholische Gemeinde in Schwäbisch Gmünd Sorge. Mit Richard Kania an der Spitze und der Unterstützung von Pfarrer Stanislaw Bielawski, hat das Krippenprojekt (Idee: Richard Kania und Prof. Witold Broniewski) inzwischen beachtliche Ausmaße angenommen.

 „Jedes Jahr haben wir ein Thema“, erzählt Richard Kania. Bethlehem und die Schwachen der Welt, Bethlehem und die Armen, Bethlehem und die Obdachlosen, um nur drei davon zu nennen. Im Jahr 2020 wird es „Bethlehem und die Leidenden“ sein. „Die Krippe“, so ist Richard Kania überzeugt, „gehört nach draußen in die Welt mit ihrer Botschaft, nicht in erster Linie in die Kirche.“

Auch Mutter Teresa kommt zur Krippe...

Die Figuren der Themenkrippen sind imposant. Aus Lindenholz gefertigt tragen sie ihren Ausdruck durch feine Schnitzerei nach außen. Farben brauchen sie nicht. Die Figuren stammen von Schülerinnen und Schülern des Kunst-Lyzeums im polnischen Zakopane. Ein halbes Jahr schnitzt ein Schüler an einer Figur. Und die Ideen sind einfach toll. So findet beispielsweise eine Mutter Teresa ihr Pendant aus Holz, verschiedene Päpste und Heilige. In einer Krippeninszenierung bleibt die Krippe selbst leer. Maria hält das Jesuskind auf dem Arm.

Quer durch Deutschland geht die Tour von Richard Kania und Janusz Mackiewicz, einem Mitstreiter der ersten Stunde. Sie laden die schweren Krippenfiguren in einen Transporter und bringen sie von Ort zu Ort. Görlitz, Freiburg, Karlsruhe, Frankfurt, Münster, München, Nürnberg, am Flughafen und am Hauptbahnhof Stuttgart, in Schwäbisch Gmünd. Dabei schauen die Freunde, dass die Krippe ihre Ausstrahlung an Orten verbreiten kann, wo man es nicht unbedingt vermutet. „Wir liefern zum Beispiel auch an Kliniken oder Schulen“, lassen Kania und Mackiewicz wissen. Dort tue die heilsame Botschaft der Geburt Jesu besonders gut.

Stationen von Rom bis Tallinn

„Es ist eine schwere, aber schöne Arbeit“, sind sich beide einig. Sie freuen sich besonders, wenn sie eine ihrer Lieblingsfiguren aufstellen können. Für Janusz Mackiewicz sind dies Jesus und Maria, für Richard Kania ist es Josef. „Seither“, so schmunzelt er, „wurde Josef immer als alter Mann dargestellt“. Doch das sei jetzt besser geworden. 13 bis 18 Figuren zählt eine Krippe und 300 Euro kostet die Leihgebühr. Die Tour geht mittlerweile sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus. Rom, Wien, Prag, Warschau oder Tallinn in Estland sind interessiert an den Krippen.

Wie schaffen die beiden das nur? „Wir nehmen eine Woche Urlaub dafür“, lachen Kania und Mackiewicz. Und sie sind sich einig: „Wir tun das einfach aus dem Herzen.“

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