Kirchenkunst

Die Hüter:innen des Münsterschatzes

Ingrid Riegel, Lydia Lauer und Wolfgang Friedrichs betrachten die barocke Monstranz. Foto: DRS/Guzy

Im Münster St. Johannes Baptist gibt es ein kleines Museum. Dank einer Gruppe von Ehrenamtlichen ist die Ausstellung wieder zugänglich.

Eine unscheinbare Tür an der Nordseite und enge, gewundene Sandsteinstufen führen zu einem besonderen Raum in der Kirche St. Johannes Baptist in Bad Mergentheim. Dort, im ersten Stock über der Sakristei, präsentieren Lydia Lauer, Ingrid Riegel und Wolfgang Friedrichs den Münsterschatz.

„In der Gestaltung steckt ein ganzes theologisches Programm“, sagt Friedrichs, als die drei an einer Vitrine mit einer spätgotischen Monstranz stehen bleiben. Sie soll auf einen Entwurf Tilman Riemenschneiders zurückgehen, wie es auf der Erklärtafel an der gegenüberliegenden Wand heißt.

Neben dem Schauglas für die Hostie sind im turmartigen Aufbau der Monstranz links Maria mit dem Jesuskind und rechts Johannes der Täufer als kleine Statuen zu sehen, und darüber Christus: Sie repräsentieren die ganze Heilsgeschichte. Im Schauglas flankieren zwei Engel in anbetender Pose die Lunula, die mondsichelförmige Halterung für die Hostie.

Kunstvolle Zeugnisse des Glaubens

Der Münsterschatz umfasst verschiedene liturgische Gefäße und Geräte wie Monstranzen, Kelche, Leuchter. Sie seien nicht nur Teil des Glaubenslebens, sondern auch ästhetische Objekte, erklärt Friedrichs. Die Sammlungsstücke geben Beispiele für die Gold- und Silberschmiedekunst vergangener Jahrhunderte.

Dass sie ausgestellt sind und aus der Nähe bewundert werden können, ist der Mitinitiative von Helmut Frauenberger zu verdanken. Riegel holt ein Foto des vor einigen Jahren verstorbenen Goldschmieds hervor. Frauenberger stammte ursprünglich aus Wien und hatte in Bad Mergentheim ein Schmuckgeschäft, wie Lauer zu berichten weiß. Frauenberger recherchierte über die liturgischen Objekte und sprach sich für eine Ausstellung der bis zu diesem Zeitpunkt nicht-öffentlich verwahrten Sammlung aus.

Ehrenamtliche ermöglichen Besichtigungen

Im Jahr 2000 wurde die Präsentation des Münsterschatzes in der sogenannten Eck'schen Kapelle eröffnet. Diese wurde von Freiherr von Eck, einem Statthalter des Deutschen Ordens, im Jahr 1607 errichtet. Der Raum im Münster bietet mit seinen Malereien des Innsbrucker Hofmalers Melchior Stölzl eine stimmige Umgebung für die Gold- und Silberschmiedekunstwerke. Einige der Gegenstände wurden bis in die jüngere Vergangenheit hinein benutzt. „Das Vortragekreuz hat noch mein Vater als Ministrant gehalten“, sagt Riegel.

Das Kreuz gehört zu den ältesten Objekten. Seine Entstehung wird auf das Jahr 1482 datiert. Die meisten Exponate haben ihren Ursprung dagegen im Barock, wie Riegel erklärt. Dazu gehört zum Beispiel die Strahlenkranzmonstranz eines Augsburger Goldschmiedemeisters. Im Strahlenkranz sind mehrere Heilige zu erkennen, die auf den Deutschen Orden verweisen. Das Deutschordenskreuz an der Spitze macht den Zusammenhang noch einmal deutlich.

Interesse für Kunst und Geschichte

Riegel, Lauer und Friedrichs gehören zu einer kleinen Gruppe von Ehrenamtlichen. Dank ihnen ist die Münsterschatz-Ausstellung seit Mai dieses Jahres nach längerer Pause wieder zugänglich: Die Corona-Pandemie und vor allem die Renovierung des Münsters sorgten für eine Unterbrechung der Besichtigungsmöglichkeit. Und danach musste sich das Team, das die Besucher:innen während der sonntäglichen Öffnungszeiten betreut, erst wieder neu zusammenfinden.

Er habe sich mehrmals nach dem Münsterschatz erkundigt, sagt Friedrichs. Seit seiner Pensionierung engagiert sich der frühere Gymnasiallehrer in der Kirchengemeinde. Nach einem Aufruf fanden sich weitere Personen, die sich für den Münsterschatz einsetzen wollten. Es sind Kunst- und Geschichtsinteressierte – und manchmal spielt auch ein bisschen Lokalpatriotismus mit, wie Friedrichs anmerkt.

Schon früher – von Anfang an, wie sie betont – war Lauer mit dabei. Die 84-Jährige ist die Älteste in der Gruppe und als Stadtführerin sowie Gästeführerin im Residenzschloss mit der Geschichte von Bad Mergentheim vertraut. Riegel, die im Katholischen Verwaltungszentrum arbeitet, gehört dagegen wie Friedrichs zu den neuen Mitgliedern des Münsterschatz-Teams. Sie habe den Aufruf gelesen und sich für den Münsterschatz interessiert. Vielleicht, vermutet Riegel, hänge ihr Interesse ja auch damit zusammen, dass sie früher selbst Goldschmiedin habe werden wollen.

Möglichkeit zur Besichtigung

Die Münsterschatz-Ausstellung ist von April bis Oktober jeden Sonntag von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen sind nach Absprache auch außerhalb dieser Zeiten möglich. Anfragen nimmt das Münsterpfarramt entgegen

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