Bischof

Die Kirche muss inmitten der Gesellschaft sein

Begegnungsfest im Park vor dem Bischofshaus Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Arkadius Guzy

Mehrere Tausend Gäste feierten mit Bischof Dr. Klaus Krämer ein buntes Fest der Begegnungen im Park vor dem Bischofshaus.

Der Park vor dem Bischofshaus erstrahlt im herbstlichen Sonnenlicht und aus den geschmückten Zelten riecht es bereits herrlich nach Weihnachtsmarkt, als im Anschluss an die feierliche Bischofsweihe im Rottenburger Dom der lange Festzug, unter Geleit der Rottenburger Bürgerwache, im Park eintrifft. Dr. Klaus Krämer tritt sein neues Amt am Ersten Advent und bei freundlichstem „Bischofswetter“ an, und tausende Bürger und geladene Gäste sind ihrem „Bischof Klaus“, wie er an diesem Abend genannt wird, zu seinem Begegnungsfest gefolgt.

Ein Ort der Begegnungen

Die Tradition, die Kardinal Walter Kasper 1989 nach seiner Bischofsweihe begann und von seinem Nachfolger Bischof Gebhard Fürst am 17. September 2000 übernommen wurde, wird auch vom neuen Bischof Dr. Klaus Krämer „in dritter Generation“ fortgesetzt. Wie seine Vorgänger im Amt lädt auch der Neugeweihte zum Begegnungsfest auf die Wiese vor dem Bischofshaus ein und feiert ein bürgernahes Bürgerfest mit heißen und kalten Getränken, Gulaschsuppe, Schupfnudeln mit Sauerkraut, Würsten, Steaks, Kaiserschmarrn und weiteren kleinen Speisen ein. „Der ganze Park wird zum Ort der Begegnung, genauso, wie es sich Dr. Krämer für diesen Tag gewünscht hat“, bringt es Moderatorin Christine Walter-Schäfer später auf den Punkt.

Ein Bischof mit Ausstrahlung

Noch bevor der neue Bischof das Zelt betritt ist jeder Platz in den Festzelten belegt. Alle, die im Dom keinen Platz ergattern konnten hatten die Bischofsweihe sehr bewegt auf den riesigen Leinwänden in den Zelten miterlebt. Tosender Applaus bricht los, als der neugeweihte Bischof Dr. Klaus Krämer das Zelt betritt. Einer der Gäste ist Uwe Amann. Er erklärt: „Es ist das erste Mal, dass ich eine Bischofsweihe erlebe. Klaus Krämer hat eine Ausstrahlung, die ihn sympathisch macht. Er wird den richtigen Weg einschlagen." Sein Tischnachbar Karl Fahrner wünscht dem neuen Bischof „viel Kraft, eine glückliche Hand und Standvermögen“, und auch Michael Adrion schwärmt: „Er strahlt Zuversicht aus und eine gewachsene innere Stärke.“

Lange Anfahrtswege zur Bischofsweihe

Während Bischof Krämer seine Gäste mit Handschlag oder Umarmungen begrüßt und die ersten Glückwünsche entgegennimmt spielt das Posaunenquartett der Stadtkapelle der Stadt Rottenburg. „Die Kirche muss inmitten der Gesellschaft sein. Dazu gehören Bratwurst und Blasmusik“, sagt Ulrich Höflacher, der wegen der Bischofsweihe extra aus Ravensburg angereist ist. Seine Frau Anita Höflacher kommt ins Schwärmen: „Ich habe Klaus Krämer als Prälat in Weissenau erlebt. Schon dort hat er uns sehr inspiriert. Da wollte er als erstes zu den Patienten in der psychiatrischen Klinik ZfP in Weißenau, bevor er zu seinem Termin gefahren ist.“

Schnelle Einigung

Das erste Grußwort kommt von Dr. Clemens Stroppel. Er hatte während der Sedisvakanz die Diözese geleitet. Humorvoll erzählt er, wie das Domkapitel sich freudig und schnell auf Klaus Krämer als neuen Bischof geeinigt hatte. „So schnell?“ hatte der Nuntius Nikola Eterovic gefragt. „Ja, so schnell“, hatte Clemens Stroppel geantwortet. Mit einem Schmunzeln erinnert er daran, dass der Zungenbrecher „Diözesanadministrator“ als Leiter der Diözese nun durch ein einfaches „Bischof“ ersetzt wird. Er verspricht Bischof Krämer: „Wir haben, Gott sei Dank, Dich als Bischof und wir werden uns sehr bemühen und alle notwendigen Transformationen mit Dir als unseren Bischof mittragen.“ Wofür Dr. Clemens Stroppel viel Applaus erntet.

Eine liebgewonnene Tradition

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann gratuliert dem neuen Bischof und beschwört das partnerschaftliche Miteinander: „Lassen Sie uns gerne die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Land und der Diözese fortsetzen.“ Kretschmann berichtet, sein Arbeitsjahr beginne jedes Jahr mit dem Besuch der Sternsinger und nennt dies „eine liebgewonnene Tradition“ und ein großartiges Bild, wenn die Sternsinger den Segen auf den Türsturz des Amtsgebäudes anbringen, weil, so der Ministerpräsident: „Sternsinger vorleben, was Kirche in unserer Gesellschaft leisten kann und leisten sollte.“ Und weiter an den neuen Bischof adressiert: „Dafür bringen Sie viel aus Ihrer Arbeit für die Weltkirche mit.“

Dieses Licht kommt!

Auch der evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, der nächste Festredner, erinnert an die Tradition der guten Zusammenarbeit zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche in Baden-Württemberg. Voller Zuversicht spricht Gohl: „Die Dunkelheiten dieser Welt, die nicht nur in diesen Wochen so viele Menschen belasten, haben nicht das letzte Wort. Unsere Hoffnung gilt dem Licht Gottes. Dieses Licht kommt! Das, lieber Bruder Krämer, verbindet uns hier in Rottenburg und Stuttgart, aber auch weltweit und das haben sie in ihrer früheren Tätigkeit erfahren: Gottes Licht scheint in die Dunkelheiten dieser Welt hinein.“ Bevor er Dr. Krämer die Stuttgarter Erklärungsbibel überreicht betont er: „Mit dieser Hoffnung auf gute ökumenische Zusammenarbeit verbindet sich für einen Bischof die Tugend der Unerschrockenheit. Machen wir uns als Boten des Lichts bewusst: Nicht wir sind das Licht. Wir gehen dahin, wohin uns das Licht den Weg weist. So wie in der Adventszeit, wenn wir dem Licht entgegen gehen. Dieses Licht verheißt uns die Herrlichkeit Gottes.“

Ein Fest mit Tanz und Musik

Ein Fest wäre ohne Tanz und Musik kein Fest, und so bietet die Äthiopische Chor- und Tanzgruppe „Christ the King“ traditionelle und moderne Lieder dar, die mit bunten Trommeln, Stöcken, Klappern und rhythmischem Gesang eindrucksvoll untermalt werden. Symbolisch steht die musikalische Darbietung für Bischofs Krämers Wunsch an seine Gäste, zwei seiner Wunschprojekte der Weltkirche und der Flüchtlingshilfe zu unterstützen.

Nicht Herrschaft sondern Dienst

Für den Diözesanrat und den Priesterrat sprechen abwechselnd Dr. Johannes Warmbrunn und Martin Schöffelmaier. Die beiden Sprecher der jeweiligen Gremien lobten Krämers Fähigkeiten als Jurist und Theologe, sprachen Bischof Krämer ihr Vertrauen für die gemeinsame Fortsetzung des synodalen Wegs aus und sagten dem neuen Bischof ihre uneingeschränkte Unterstützung zu. „Nicht Herrschaft sondern Dienst“, nennt Priesterratssprecher Schöffelmaier ihre gemeinsame Aufgabe.

Stephan Neher, Oberbürgermeister der Stadt Rottenburg, gratuliert dem Bürger seiner Stadt Bischof Klaus Krämer auch im Namen des Gemeinderats. Er bittet den Neugeweihten, all denjenigen eine Stimme zu geben, die sich für die Schwachen in der Welt, für den Frieden und den Erhalt der Schöpfung einsetzten.

Wir müssen es zusammen anpacken

In seinem Schlusswort zeigt sich Bischof Dr. Klaus Krämer zuversichtlich, „mit den vielen guten Leuten in seiner Diözese gemeinsam die begonnenen Wege weiterzugehen“, so Krämer, und nennt beispielhaft den synodalen Weg sowie die Ökumene: „Wir haben nicht viel Zeit, wir müssen es zusammen anpacken.“ Besonders freue er sich darauf, dass er wieder, wie früher, reisen dürfe, sowie auf die vielen neuen Begegnungen weltweit. Mit einem herzlichen Dank an das schöne Geschenk der äthiopischen Tanzgruppe verspricht Krämer: „Das Thema Weltkirche will ich fortsetzen, vielleicht können wir sogar Impulse von außen bei uns umsetzen.“

Mit wenigen Worten die Menschen erreichen

„Es war eine schöne Feier und sein Angebundensein an die Weltkirche ist ein wegweisendes Zeichen. Seine Offenheit für die Menschen in der Welt und die Möglichkeit auch für uns, von ihnen zu lernen, das ist es, was Kirche heute bedeutet – jenseits der Institution Kirche“, sagt Andrea Wilpert, Mutter eines Ministranten, der heute bei der Bischofsweihe eingeteilt war.

Im Festzelt bleibt die Stimmung bis zum Schluss fröhlich. Zuversichtliche Gesichter, wohin man auch blickt. Es ist ein Volksfest. Ein Fest für die Menschen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. „Es war alles top organisiert. Wir haben uns sehr willkommen gefühlt. Wir wollten unbedingt dabei sein und haben hier viele Freunde und Bekannte getroffen. Eine Bischofsweihe ist eben etwas sehr Besonderes. Das erlebt man nicht so oft,“ sagt Silke Sprenger . Und ihr Ehemann Marcus ergänzt: „Die Ansprache von Herrn Krämer war toll, weil er es geschafft hat, mit wenigen Worten die Menschen zu erreichen.“

Zu viel Arbeit

Die Schwestern Theresa (8), Franziska (10) und Rebecca (12) haben den ganzen Tag an den Feierlichkeiten teilgenommen. Dafür sind sie mit ihren Eltern Birgit und Eckhard Frey extra anderthalb Stunden aus Mögglingen angereist. Sie waren zuerst im Dom, haben den Auszug live erlebt und anschließend im Festzelt auf dem Bischofshügel mitgefeiert. Von der tollen Stimmung auf der Feier sind die drei Ministrantinnen und Sternsingerinnen sehr beeindruckt. Ob sie sich vorstellen können, einmal selbst Bischöfinnen zu werden? Energisch schütteln alle drei Mädchen ihre Köpfe und die zehnjährige Franziska sagt: „Oh nein. Das wäre mir zu viel Arbeit!“

Zum Abschluss des Festtages bläst die Bürgerwache eindrucksvoll den Großen Zapfenstreich vor dem Bischofshaus. Was wäre Rottenburg ohne Bürgerwache und Kapelle. Und ohne einen Bischof von Rottenburg-Stuttgart.

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