Weltkirche

"Unser Gold ist die Bildung"

Libanon-Studienreise des Diözesanrats im April 2023: Die Reisegruppe des Diözesanrats mit Weihbischof Dr. Jules Boutros (ganz links), den beiden Stipendiaten (Mitte vor Domkapitular Stäps), Prof. Dr. Ziad Fahed und Nils Fischer vom KAAD. Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Flavia Rizzi (HA X)

Studien für Geflüchtete ermöglichen: Domkapitular Msgr. Dr. Heinz-Detlef Stäps gibt erste Einblicke einer Libanon-Studienreise.

Msgr. Dr. Heinz-Detlef Stäps, Leiter der Hauptabteilung Weltkirche in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, berichtet: Unsere Ohren waren noch zu vom Flug Frankfurt - Beirut, da standen schon zwei junge Menschen in der Lobby des Hotels und hielten Ausschau nach uns. Rawan und Shant warteten auf die Reisegruppe aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart, um sich zu bedanken und von ihren weiteren Plänen zu erzählen. Sie konnten mit Hilfe von Stipendien des Katholischen Akademischen Ausländerdienstes in Bonn (KAAD), die aus dem Zweckerfüllungsfonds weltkirchliche Flüchtlingshilfe der Diözese Rottenburg-Stuttgart finanziert wurden, ihre Studien in Beirut abschließen.

Das Besondere ist aber, dass beide nicht aus dem Libanon stammen, sondern aus Nachbarländern fliehen mussten, Shant aus Syrien, Rawan aus dem Irak. Shant studierte Personalmanagement und arbeitet zur Zeit in einem Restaurant (syrische Flüchtlinge dürfen im Libanon nur bestimmte Arbeitsstellen annehmen), da er im Moment nicht nach Syrien zurückkehren könnte. Der junge Mann mit einer neunmonatigen Tochter würde dort sofort auf unbestimmte Zeit zum Militärdienst eingezogen, wo Krieg nicht nur geübt wird, sondern stattfindet. Trotzdem möchte er irgendwann zurückkehren und zu Hause in einer Bank arbeiten. Er engagiert sich derzeit für andere Geflüchtete im Libanon.

Anders Rawan. Die junge Frau, die erst vor zwei Wochen ihr Projektmanagement-Studium mit Erfolg abgeschlossen hat, will möglichst bald in den Irak zurückkehren. Sie kommt aus Bagdad und schätzt die Lage so ein, dass eine Rückkehr mittlerweile möglich ist. Die jungen Menschen haben in ihrer Ausbildung Toleranz, Pluralismus, Respekt für Unterschiede und Integration erlebt und werden diese Werte als Multiplikatoren in ihrem neuen Umfeld einbringen. Sie wollen zu BrückenbauerInnen werden.

Begleitet werden die beiden jungen Akademiker von Nils Fischer, dem Leiter des Referats Naher und Mittlerer Osten beim KAAD, der sich freut, dass die insgesamt sechs von der Diözese geförderten jungen Flüchtlinge trotz der schwierigen Situation im Libanon ihre Studien erfolgreich beenden können und die Stipendien nicht nur der Förderung Einzelner dienen, sondern auch einen Beitrag zur Unterstützung auf institutionell-akademischer Ebene im Libanon leisten.

Um die richtigen Stipendiatinnen und Stipendiaten zu finden und um eine gute Verbindung zur Ortskirche und zu den Hochschulen zu gewährleisten, hat der KAAD 49 Partnergremien weltweit. Weihbischof Dr. Jules Boutros, mit 39 Jahren der jüngste katholische Bischof der Welt, gehört zum Partnergremium im Libanon und ließ es sich nicht nehmen, der Gruppe aus Rottenburg persönlich zu danken. Vorsitzender ist Prof. Dr. Ziad Fahed, der beim Treffen mit den Stipendiaten diesen Satz sagte: "Wir haben kein Gold im Libanon, kein Öl und keine Diamanten. Unser Gold ist die Bildung." Damit unterstrich er, wie wichtig die Bildung für alle Menschen im Libanon ist und ermunterte die Gäste, sich weiterhin für die Bildung der Geflüchteten einzusetzen, egal ob sie in Ihre Heimat zurückkehren können, im Libanon bleiben oder weiterziehen müssen. Ihre Ausbildung nehmen sie immer mit und können sie überall zum Nutzen der Gesellschaft einsetzen.

Die Rottenburger Gruppe aus Mitgliedern des Diözesanrats und des Diözesanausschusses Eine Welt wird bis Freitag im Libanon bleiben und dann nach Jordanien weiterreisen. Ziel der Reise ist die Wahrnehmung der Lebenssituationen geflüchteter Menschen in beiden Ländern und Besuche bei den Projekten, welche die Hauptabteilung Weltkirche zu einem großen Teil mit der Hilfe von Caritas International vor Ort realisiert. Begleitet wird die Delegation deshalb von Dr. Oliver Müller, dem Leiter von Caritas International in Freiburg, und von Dr. Heinz Detlef Stäps, Leiter der Hauptabteilung Weltkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

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