Josefine Bakhita, die noch wenig bekannte Heilige aus dem Sudan, ist die Patronin für alle versklavten Menschen – und damit ist nicht nur Sklaverei im engen Sinne gemeint: Wenn Christen am 8. Februar für alle Opfer von Menschenhandel beten, denken sie auch an andere Formen der Ausbeutung vor allem von Frauen, etwa durch Prostitution oder Organhandel, die in verschiedener Form auch hierzulande verbreitet sind, oder auch „Leihmutterschaft“ und Kinderhandel, die manche gerade erst hoffähig machen wollen. „Neben dieser äußeren Sklaverei gibt es heute bei uns vor allem die innere Versklavung – Anhänglichkeiten und Abhängigkeiten jeglicher Art“, sagt Pater Markus Körber, Missionsprokurator der Comboni-Missionare der deutschsprachigen Provinz. Glücksspiel, Pornografie, aber auch das Internet könne Menschen gefangen nehmen.
Als Comboni-Missionar mit langjährigem Einsatz im Südsudan ist Pater Markus ein profunder Kenner von Kirche und Gesellschaft in der von Konflikten gebeutelten Region – und auch von Josefine Bakhita, die zentrale Heilige des Landes. Die Ordensgemeinschaft und ihr Gründer Daniel Comboni zählen zu den bedeutendsten Wegbereitern der Kirche in Afrika, ganz besonders im Sudan. Combonis Erfahrungen mit dem Sklavenhandel prägten seine Überzeugungen und trieben ihn zum Handeln an.
Zwei Vorbilder, die für heute viel zu sagen haben
In diesem Jahr sind die Combonis Gastgeber für das Abendgebet und den thematischen Impuls, den die „action spurensuche“, die geistliche Bewegung in den Fußstapfen des seligen Pater Philipp Jeningen, alljährlich am Sonntag vor seinem Todestag in oder um Ellwangen veranstaltet. In diesem Jahr spüren sie den geistlichen Verbindungen Philipp Jeningens zu Josefine Bakhita nach, die beide an einem 8. Februar gestorben sind.
Was haben die beiden Glaubenszeugen außer ihrem Gedenktag gemein – hier der deutsche Jesuit, Mystiker und Volksmissionar, dort das dunkelhäutige sudanesische Sklavenmädchen, das nach seiner Befreiung den katholischen Glauben entdeckte? „Wir haben hier zwei Vorbilder, die für unsere heutige Zeit viel zu sagen haben“, findet Pater Markus. „Gemeinsame Themen“ sind ihnen Vergebung und Versöhnung – „und was damit einhergeht, ist die innere Freiheit“. Bakhita fiel als junges Mädchen zusammen mit ihrer Freundin Sklavenjägern in die Hände, wurde mehrmals weiterverkauft und schwer misshandelt. Schließlich landete sie in Italien, wurde in Venedig in die Kirche aufgenommen und trat später den Canossa-Schwestern bei.