Katholischer Medienpreis

Die Medien sind ein wesentliches Element

Verleihung Katholischer Medienpreis 2024 in München (12. November 2024) – (v.l.n.r.) Hauptpreisträger Miguel Helm, Preisträger Sonderpreis der Jury Patrick Forbes, Kardinal Reinhard Marx (Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz), Preisträgerin Lena Gilhaus und Preisträger Marius Elfering. Foto: Deutsche Bischofskonferenz / Robert Kiderle

Am vergangenen Dienstagabend, 12. November, wurde zum 22. Mal der Katholische Medienpreis in München verliehen. Hauptpreis ging an Miquel Helm.

In München wurde am 12. November der 22. Katholische Medienpreis verliehen. Unter dem Vorsitz von Weihbischof Karrer (Diözese Rottenburg-Stuttgart), verlieh die unabhängige Fach-Jury den renommierten Katholischen Medienpreis für die besten Beiträge des Jahres.

Insgesamt wurden 177 Beiträge eingereicht: 87 Print, 28 Radio und 28 Internet. Im Vorjahr waren es 195. Die Deutsche Bischofskonferenz, die Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands (GKP) und der Katholische Medienverband (KM.) verleihen diesen Preis seit 2003. In diesem Jahr wurden die Journalisten Miguel Helm, Marius Elfering und Patrick Forbes sowie die Journalistin Lena Gilhaus ausgezeichnet.

Qualität in den Medien wird immer wichtiger

Der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München und Freising), würdigte in seinem Grußwort den Einsatz von Journalistinnen und Journalisten: „In diesen krisenhaften und für viele Menschen beunruhigenden Zeiten, weltweit und zunehmend auch bei uns in Deutschland, werden Qualität in den Medien, Einordnung und Orientierung immer wichtiger. Zugleich geraten Medienschaffende und deren Redaktionen zunehmend unter Druck. Die Zeit für gründliche Recherche ist oftmals knapp oder gar nicht vorhanden, weil unsere Aufmerksamkeitsspanne nach immer neuen und möglichst spektakulären ‚News‘ verlangt oder weil die ‚Story‘ in Social Media bereits viral geht.“ Entsprechend lobte Kardinal Marx die Preisträger: „Umso mehr freuen wir uns, wenn Beiträge herausragend gründlich recherchiert, aus wechselnden Perspektiven erzählt und so ansprechend aufbereitet sind wie die der heute hier Ausgezeichneten: Lena Gilhaus, Marius Elfering, Miguel Helm und Patrick Forbes. Sie alle haben exzellente Arbeit geleistet, die wir heute mit dem Katholischen Medienpreis würdigen.“

Weihbischof Matthäus Karrer, Vorsitzender der Jury zeigte sich beeindruckt von der Schilderung der Bedrohungen, denen Journalismus in autoritären Systemen ausgesetzt ist. „Das ist uns unter die Haut gegangen“. Der Beitrag habe den Kolleginnen und Kollegen eine Stimme gegeben, unterstrich Weihbischof Karrer.

Hauptpreis

Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an Miquel Helm für sein Dossier „Staatsziel: Alle wegsperren!", das die Schattenseiten der Regierung in San Salvador beschreibt.

 

Auch wenn wir (…) viel jammern über den Zustand Deutschlands, aber wir leben in einer exklusiven Demokratie, die ich als Journalistin wahrnehme für die ich jeden Tag, wirklich jeden Tag dankbar bin. Dafür sollten wir kämpfen. Das ist unsere Aufgabe.
Natalie Amiri

Erschienen ist das Dossier in „DIE ZEIT“ am 4. Januar 2024. Die Jury zeigte sich von dem Beitrag beeindruckt und unterstrich dessen Relevanz. „Dieser Mut, sich bei Recherchen vor Ort der Wahrheit zu stellen und sie zu publizieren, ist ein unverzichtbarer Beitrag zur Pressefreiheit und zur Wahrung der Menschenrechte! Ein wahres Zeugnis journalistischer Exzellenz! Miguel Helm gelingt ein herausragendes Beispiel für mutigen und investigativen Journalismus, der ein zentraler Bestandteil eines funktionierenden demokratischen Diskurses sein muss“, so die Jury in ihrer Begründung für den Hauptpreis.

Natalie Amiri (ARD) hielt die Laudatio auf Miguel Helm und betonte: „Ich kann es nicht oft genug sagen, wie unglaublich wichtig so eine Auslandsberichterstattung ist. Selbst vor Ort zu sein, sich nicht zu verlassen auf Informationen, die man sich hier und da zusammenklaubt. (…) Was ist der journalistische Anspruch? Was sollte der Anspruch eines Jeden sein? Wissen! Miguel Helms Anspruch war größer. Er reiste nach El Salvador, um sich vor Ort ein detailliertes Bild zu machen.“ Auslandsberichterstattung wie diese würde uns dabei helfen, die Mauern der eignen Informationsblasen zu durchbrechen und ein tieferes Verständnis für internationale Konflikte zu entwickeln. „Auch wenn wir (…) viel jammern über den Zustand Deutschlands, aber wir leben in einer exklusiven Demokratie, die ich als Journalistin wahrnehme für die ich jeden Tag, wirklich jeden Tag dankbar bin. Dafür sollten wir kämpfen. Das ist unsere Aufgabe.“

Kategorie Fernsehen

Der Preis in der Kategorie Fernsehen, dotiert mit 2.5000€, ging an Lena Gilhaus für den Beitrag „Verschickungskinder – Missbrauch und Gewalt bei Kinderkuren“, ARD, Erstausstrahlung am 3. Juli 2023.

Die Autorin hat hingeschaut, wo andere lange weggesehen haben und hat sich nicht gescheut, den Weg der Aufarbeitung zu gehen – allen Widrigkeiten zum Trotz. Ausgehend von den Erinnerungen ihres Vaters und ihrer Tante ergründete Gilhaus in ihrer Dokumentation das Schicksal von missbrauchten Kindern und Jugendlichen in Kinderkuren, die in der Nachkriegszeit bis in die 1980er-Jahre weitverbreitet waren. Durch ihren Film hat sie den Betroffenen einen Namen, ein Gesicht sowie ein Stück weit ihre Würde wiedergegeben.

Gerechtigkeit einfordern, Aussöhnung durch Aufarbeitung ermöglichen – diese Haltung zieht sich durch Gilhaus gesamtes Werk. Für ihr mutiges wie einfühlsames Vorgehen und für ihren wertvollen Einsatz, dieses dunkle Kapitel einer ganzen Nachkriegsgeneration aufzuarbeiten“, begründet die Jury ihre Entscheidung.

Kategorie Radio

Für den Beitrag „Erziehung und Strafe - Jugendkriminalität in Deutschland", erstausgestrahlt am 3. Februar 2024 in Deutschlandfunk Kultur, wurde Marius Elfering in der Kategorie Radio, ebenfalls mit 2.500€ ausgezeichnet.

Die Jury urteilte in ihrer Begründung: „Selten wird ein Thema so umfassend beleuchtet und diskutiert, mit der nötigen Ernsthaftigkeit, ohne Voyeurismus und ohne den moralisch erhobenen Zeigefinger. Der Beitrag ist angenehm nüchtern, das ist besonders bemerkenswert in einer Zeit, in der nicht nur in Politik und Gesellschaft populistische Positionen viel Aufmerksamkeit bekommen, sondern auch die Berichte in vielen Medien immer schneller, lauter und weniger vielschichtig werden.“ Marius Elfering beleuchtete Ursachen und Folgen von jugendlicher Gewalt, sprach mit jugendlichen Straftätern, Rechtswissenschaftler:innen und Mitarbeitenden in Prävention und Resozialisation und verfolgte die Historie und den Ansatz hinter dem Erziehungsgedanken im Jugendstrafrecht.

Sonderpreis

Der undotierte Sonderpreis der Jury ging an Patrick Forbes für seinen Beitrag „Der Wahrheit verpflichtet – Der russische Journalist Muratow“, ARTE, erstausgestrahlt am 26. September 2023 nachzuschauen in der ARD Mediathek.

Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury in ihrer Begründung von dem Mut des gesamten Teams: Forbes und sein Team begleiteten den russischen Journalisten Dimitri Muratow, Mitbegründer und Chefredakteur der kritischen Tageszeitung Nowaja Gaseta. Muratow und seine Mitarbeiter werden in Russland verfolgt und bedroht, die Zeitung ist seit dem Jahr 2022 verboten.

Die Dokumentation „Der Wahrheit verpflichtet“ ist nicht nur ein Denkmal für einen Verteidiger der Pressefreiheit und der freien Meinungsäußerung. Sie bietet auch einen Einblick in ein Russland, in dem die Freiheit, auf die einst unter Muratows Freund und Förderer Michail Gorbatschow viele setzten, längst einer Diktatur gewichen ist. Das eindrückliche Porträt Muratows ist nicht nur der Freundschaft zwischen dem Filmemacher und dem Zeitungsherausgeber zu verdanken, sondern vor allem dem Mut des Teams, darunter Menschen, die immer noch in Russland leben oder Familie dort haben, einen solchen Film zu drehen und dazu zu stehen. Die Meinungsfreiheit sei „eine Voraussetzung für Demokratie und dauerhaften Frieden“, erklärte das Nobelpreiskomitee 2021. Wie aktuell dieser Satz ist, zeigt die Dokumentation „Der Wahrheit verpflichtet“.

Hintergrund

Seit 2003 wird der Katholische Medienpreis jährlich von der Deutschen Bischofskonferenz zusammen mit der GKP und dem KM. ausgeschrieben. Ausgezeichnet werden Beiträge, die die Orientierung an christlichen Werten sowie das Verständnis für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge fördern, das humanitäre und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zum Zusammenleben unterschiedlicher Gemeinschaften, Religionen, Kulturen und Einzelpersonen beitragen.

Jury

Zur Jury unter dem Vorsitz von Weihbischof Matthäus Karrer (Diözese Rottenburg-Stuttgart) gehören: Katja Auer (Teamleiterin der Bayernredaktion der Süddeutschen Zeitung, München), Barbara Brustlein (Pressesprecherin missio München), Laura Diaz (Head of Social Media in der Hauptredaktion Kultur des ZDF, Mainz), Andrea Groß-Schulte (Chefredakteurin der Liborius Verlagsgruppe, Hamm), Andreas Kuschbert (Chefredakteur Heinrichsblatt, Bamberg), Michaela Pilters (ehemalige Leiterin der ZDF-Redaktion „Kirche und Leben“, Mainz), David Rönker (Geschäftsführer der Dialog Medien Verwaltungsgesellschaft mbH und Geschäftsführer der Zeitung Kirche + Leben, Münster) und Christian Wölfel (Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, Religion und Orientierung, München).

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