Die Woche zur katholischen Flüchtlingshilfe ist am Sonntag zu Ende gegangen. Im Zuge dessen besuchte Bischof Dr. Klaus Krämer eine Unterkunft für Geflüchtete in Besigheim und machte sich ein Bild von der Arbeit der Caritas. Dort betonte er, wie wichtig gelingende Integration sei. Denn sie verschaffe der Gesellschaft eine Investition in den Zusammenhalt. Mit diesen Gedanken ist er nicht allein. Auch der verstorbene Papst Franziskus hat in seiner Enzyklika Fratelli tutti Ähnliches angemahnt: „Die Menschheit überlebt nicht mit verschlossenen Grenzen, sondern mit offenen Herzen“. Dieses Schreiben feierte am Freitag fünfjähriges Jubiläum.
Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer, Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), hebt die besondere Bedeutung des päpstlichen Rundschreibens hervor:
„Vor fünf Jahren (am 3. Oktober 2020) hat Papst Franziskus seine Enzyklika Fratelli tutti veröffentlicht. Sie war damals ein prophetisches Wort – und sie ist es noch immer. Denn vieles von dem, was Franziskus anmahnte, ist bis heute nicht eingelöst.
Darin heißt es: ‚Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hält weiter an. Das ist der Skandal unserer Zeit.‘ Mit dieser Klarheit hat der Papst die Welt aufgerüttelt – und auch nach einem halben Jahrzehnt bleibt seine Botschaft eine offene Wunde und eine dringende Aufgabe. Franziskus warnte vor Nationalismus, Egoismus und politischer Kurzsichtigkeit. Er rief zu Brüderlichkeit, Solidarität und Frieden auf. Fünf Jahre später sehen wir: seine Diagnose war richtig, seine Therapie bleibt nötig. ‚Nationalismus spaltet, Brüderlichkeit heilt.‘ Dieser Satz von Papst Franziskus ist nicht leiser geworden, er ist lauter denn je. Und weiter: ‚Die Menschheit überlebt nicht mit verschlossenen Grenzen, sondern mit offenen Herzen.‘ Diese Mahnung gilt im Angesicht von Kriegen, Fluchtbewegungen und globalen Krisen. ‚Der barmherzige Samariter sieht nicht den Fremden, sondern den Bruder.‘ Dieses Bild ist der Prüfstein für Glauben und Politik zugleich. Über allem aber steht: Fratelli tutti ist kein frommer Text – es ist ein weltweiter Friedensappell.
Mit Papst Leo XIV. ist nun ein Nachfolger angetreten, der diese Linie weiterführt. Auch er betont, dass die Kirche nur dann glaubwürdig bleibt, wenn sie an der Seite der Schwachen steht, wenn sie Brücken baut und nicht Grenzen verstärkt. Papst Franziskus hat uns vor Augen gestellt: Der Prüfstein unserer Menschlichkeit ist der Blick auf die Verwundeten, auf die Ausgegrenzten, auf die Opfer von Gewalt. Wer hinsieht, verändert die Welt. Wer wegsieht, verlängert das Leid. Auch fünf Jahre nach Veröffentlichung gilt: Fratelli tutti ist nicht überholt, sondern aktueller denn je. Die Enzyklika bleibt ein Weckruf – für Deutschland, für Europa, für die ganze Welt.“




