Wer die Dionysius-Kirche in Hiltensweiler mit ihrem mächtigen spätmittelalterlichen Turm betritt, entdeckt über dem Haupteingang zwar zwei übereinander liegende Emporen und oben einen Orgelspieltisch. Die dazu gehörenden Metall- und Holzpfeifen fehlen offensichtlich. Handelt es sich womöglich um ein elektronisches Instrument? Das Geheimnis versteckt sich hinter einem großen Gitter, das an der Decke wie ein Lüftungsschacht aussieht. Die Kirche in der Seelsorgeeinheit Argental zwischen Bodensee und Allgäu besitzt mit ihrer Dachbodenorgel ein besonderes Kleinod.
Aus Platzgründen wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts die Orgel komplett umgebaut. Die Technik und die Pfeifen wurden in eine Kammer auf den Dachboden verlegt. Beim Umbau wurden Pfeifen aus der romantischen Vorgängerorgel aus dem 19.Jahrhundert mit eingebunden. Die Verbindung zum darunterliegenden Spieltisch erfolgte mit Bleikondukten. Jede Pfeife im Dachboden hatte eine Verbindung zum Spieltisch. Die Töne selbst kommen über das Schallgitter in der Decke in den Kirchenraum. Auf der neuen zweiten Empore fanden der Spieltisch und der Kirchenchor Platz.
Von 20 Instrumenten sind nur noch zwei spielbar
Dieser Typus von Orgel wurde von der Firma Späth aus Ennetach bei Mengen damals an 20 Instrumenten umgesetzt. Heute werden nur noch die in Hiltensweiler und in der Klosterkirche St. Gallus in Heiligenbronn bei Schramberg gespielt. Leider hat der Zahn der Zeit an der Orgel schwer genagt, so dass Töne nicht spielbar waren oder einfach hängen blieben. Selbst der Holzwurm hatte noch Appetit. Gottesdienst ohne musikalische Begleitung ist wie Suppe ohne Salz. Deshalb musste etwas geschehen.