Sanierung

Die Orgel auf dem Dachboden versteckt

Blick vom Kirchenschiff nach hinten zu den zwei Emporen und dem Gitter an der Kirchendecke.

Über dem Spieltisch auf der oberen Empore verbirgt sich hinter dem Gitter die Dachbodenorgel - Foto: Konrad Neumann

Hiltensweiler nimmt beim Patrozinium am Sonntag das sanierte historische Instrument wieder in Dienst.

Wer die Dionysius-Kirche in Hiltensweiler mit ihrem mächtigen spätmittelalterlichen Turm betritt, entdeckt über dem Haupteingang zwar zwei übereinander liegende Emporen und oben einen Orgelspieltisch. Die dazu gehörenden Metall- und Holzpfeifen fehlen offensichtlich. Handelt es sich womöglich um ein elektronisches Instrument? Das Geheimnis versteckt sich hinter einem großen Gitter, das an der Decke wie ein Lüftungsschacht aussieht. Die Kirche in der Seelsorgeeinheit Argental zwischen Bodensee und Allgäu besitzt mit ihrer Dachbodenorgel ein besonderes Kleinod.

Aus Platzgründen wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts die Orgel komplett umgebaut. Die Technik und die Pfeifen wurden in eine Kammer auf den Dachboden verlegt. Beim Umbau wurden Pfeifen aus der romantischen Vorgängerorgel aus dem 19.Jahrhundert mit eingebunden. Die Verbindung zum darunterliegenden Spieltisch erfolgte mit Bleikondukten. Jede Pfeife im Dachboden hatte eine Verbindung zum Spieltisch. Die Töne selbst kommen über das Schallgitter in der Decke in den Kirchenraum. Auf der neuen zweiten Empore fanden der Spieltisch und der Kirchenchor Platz.

Von 20 Instrumenten sind nur noch zwei spielbar

Dieser Typus von Orgel wurde von der Firma Späth aus Ennetach bei Mengen damals an 20 Instrumenten umgesetzt. Heute werden nur noch die in Hiltensweiler und in der Klosterkirche St. Gallus in Heiligenbronn bei Schramberg gespielt. Leider hat der Zahn der Zeit an der Orgel schwer genagt, so dass Töne nicht spielbar waren oder einfach hängen blieben. Selbst der Holzwurm hatte noch Appetit. Gottesdienst ohne musikalische Begleitung ist wie Suppe ohne Salz. Deshalb musste etwas geschehen.

Der zuständige Orgelsachverständige und Ravensburger Kantor Udo Rüdinger wurde auf den Plan gerufen. Er hat diese eingehend und unter Einbeziehung von mehreren professionellen Organist:innen begutachtet und für sanierungswürdig befunden. Nach reiflichen Überlegungen hat sich der Kirchengemeinderat im Jahr 2018 entschlossen, die Orgel mit einem nicht unerheblichen finanziellen Aufwand für die kommenden Generationen zu erhalten. Die Kirchengemeinde muss dazu einen Spendenbeitrag leisten, davon ist bisher knapp die Hälfte eingegangen.

Kirchengemeinde möchte ihr Kleinod bekannter machen

Die Durchführung der Sanierung übernahm im vergangenen Jahr die Orgelbaufirma Maier aus Hergensweiler. Diese arbeitete aus Sicht der Kirchengemeinde solide, sehr engagiert und mit vielen guten Ideen. Am Sonntag, 15. Oktober, nimmt nun Pfarrer Simon Hof im Patroziniumsgottesdienst um 10 Uhr die Dachbodenorgel wieder in Dienst. Udo Rüdinger spielt dabei die Orgel und stellt sie um 14 Uhr musikalisch vor. Die Kirchengemeinde möchte das Kleinod in Zukunft einem breiteren Publikum bekanntmachen und sammelt dafür Vorschläge und Anregungen.

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