„Eigentlich ist es gut, dass sich Menschen mit psychischen Problemen Hilfe suchen“. Das sagt Sylvia Mock, neue Leiterin der Ökumenischen Psychologischen Beratungsstelle (ÖPB) im Haus der Katholischen Kirche. Allein – Therapieplätze sind rar, die Problemlagen vielschichtig: Trennung vom Partner, Depression, Einsamkeit.
Wenn es zu einer Depression oder depressiven Verstimmung kommt, ist „Einsamkeit fast immer ein Thema“, sagte Sabine Neusüß, Mitarbeiterin der ÖPB. Auch dass immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene in einen schwierigen psychischen Zustand geraten, fällt den Mitarbeiterinnen der Einrichtung im obersten Geschoss des Hauses der Kirche auf. „Gerade bei Jugendlichen ist es besonders wichtig, möglichst früh an den Problemlagen zu arbeiten, damit sich das Krankheitsbild nicht verfestigt“, führt Sylvia Mock aus. Dabei verfolgt sie einen systemischen Ansatz, der das empfindliche „Mobile“ einer gesunden Psyche als Ganzes im Blick hat. Fällt ein „Stäbchen“ des Mobiles aus, gerät der Mensch in eine psychische Schieflage. „In der systemischen Therapie betrachten wir alles, das ganze Umfeld des Menschen und suchen den Sinn jedes einzelnen Details“, führte Sylvia Mock aus.
Erkennen, wo man „andocken“ kann
Im Feld der Beratung in psychischen Problemlagen gibt es verschiedene Einrichtungen. Und so manches Mal ist es gar nicht so einfach zu erkennen, wo man eigentlich „andocken“ kann. Deshalb stellte das ÖPB-Team Fragen in die Runde, wann es zuständig ist und wann nicht. So gibt es beispielsweise für Suchterkrankungen oder für Schwangere Dienste bei der Caritas, ebenfalls im Haus der Kirche. Bei Problemen am Arbeitsplatz oder Burnout kommt die Betriebsseelsorge mit ihrer Leiterin Karolina Tomanek ins Spiel.
Wichtig ist es dem Team, so erklärte die stellvertretende Leiterin der ÖPB, Heide Krause, dass ein so genanntes Abklärungsgespräch immer stattfinden könne, auch wenn die ÖPB dann als Beratungsstelle nicht die richtige ist. An der richtigen Stelle seien in jedem Fall Familien und Eltern, wenn es um familiäre Konflikte, um Erziehungsfragen, um Schwierigkeiten oder Auffälligkeiten bei Kindern geht, oder auch bei Trennung und Scheidung. Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird im Fall von Problemen in und mit der Familie, in Schule oder Ausbildung eine Beratung angeboten, oder wenn es um persönliche Probleme wie Identitätskrisen oder Zukunftsangst geht. Ein weiteres Beratungsangebot richtet sich an Paare oder einzelne Erwachsene, die Krisen in Ehe oder Partnerschaft erleben. Das Team der ÖPB kennt die Problemlagen, die von Ängsten, depressiven Beschwerden, Verlust-, Missbrauchs- und Gewalterfahrungen bis hin zu Selbstwert- und Kontaktproblemen reichen. Dass die Problemlagen von Menschen, die Hilfe suchen, immer vielschichtiger werden, ist ebenfalls eine Beobachtung der Mitarbeiterinnen. „Das macht es manchmal auch schwierig in der Beratung“, so Sylvia Mock.
„Es muss ein Aufschrei durch die Ostalb gehen“
Das Interesse am Thema dieser Öffentlichen Mittagspause war sehr groß. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus der Katholischen Kirche überlegten gemeinsam, wie man die Problematik der fehlenden Therapieplätze angehen könnte. „Es muss ein Aufschrei durch die Ostalb gehen“, sagte Ana Requesens-Moll, Leiterin der Katholischen Erwachsenenbildung. Moderatorin Sibylle Schwenk versprach, den öffentlichen Diskurs zu diesem Thema weiter zu führen. Beim gemeinsamen Mittagessen kamen die Besucherinnen und Besucher im Foyer gut in den Austausch.