Dekanatstag

Die Talente der Kirche nutzen

Zum Vortrag über das Thema „Wozu noch Kirche?" hieß Dekanatsreferent Romanus Kreilinger (links) die evangelische Theologin Dr. Viola Schrenk aus Tübingen willkommen. Die Einladung zu einem Perspektivwechsel formulierte zuvor Pater Jens Bartsch im Gottesdienst. Foto: Schwenk

Beim Dekanatstag in Dalkingen ging es um das Thema „Wozu noch Kirche?". Die evangelische Theologin Dr. Viola Schrenk ging in ihrem Referat darauf ein.

Nur noch die Hälfte der Menschen in Deutschland ist Mitglied in einer der beiden christlichen Kirchen. Und obwohl diese Zahl im Vergleich zum Jahr 1950, wo es noch 90 Prozent waren, sehr ernüchternd wirkt, können die Kirchen zur Stabilisierung der Gesellschaft beitragen. Dieser Meinung ist Dr. Viola Schrenk, evangelische Theologin und Ausbilderin von Pfarr- und Lehramtsanwärtern in Tübingen. Der Mut machende Vortrag von Dr. Schrenk stand im Mittelpunkt des Dekanatstags des Katholischen Dekanats Ostalb, der am vergangenen Sonntag in Dalkingen stattgefunden hat.

„Wozu noch Kirche?“ – unter diesem Titel stand der Dekanatstag in diesem Jahr. Als politisch-gesellschaftlicher Frühschoppen hat sich dieses Format, das das Dekanat Ostalb jährlich auflegt, etabliert. Und in diesem Jahr hat Dekanatsreferent Romanus Kreilinger mit Dr. Viola Schrenk eine besondere Referentin gefunden, die in ihrem Vortrag über das zugegeben provokante Thema zu dem Schluss gekommen ist: „Ja, die Kirche kann zur Stabilisierung der Gesellschaft beitragen“.

Zwischen Untergangsprognose und Schönfärberei

Es sei nicht schwer, in diesen Tagen in eine Krisenstimmung zu verfallen, so Schrenk zu Beginn des Vortrags im neuen Saal des Gemeindehauses St. Nikolaus. Sie bewege sich auf einem Grat zwischen Untergangsprognose und Schönfärberei. Doch dazwischen gebe es vieles, womit Kirche auch heute noch punkten kann. „In Feldern wie der Sozialen Arbeit, die Kirche leistet, durch besondere seelsorgerliche Dienste und kulturprägende Fixpunkte im Jahr wie Ostern und Weihnachten, ist Kirche in der Gesellschaft gleichbleibend wichtig“, sagt Viola Schrenk.

Als gesellschaftliche und kirchliche Schnittmenge nannte Schrenk die Menschenwürde. „Das Grundanliegen der Demokratie deckt sich mit einer biblischen Begründung“, führte Schrenk aus. Diese Begründung findet sich in der Aussage, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes und demnach mit entsprechender Würde zu behandeln ist.

„Kirchen sind Netzwerke“

Um gesellschaftlich weiter bedeutsam sein zu können, müssten die Kirchen an ihren Talenten festhalten, diese weiter anbieten und ausbauen. „Ich denke hier an das globale Denken der Kirchen. Kirchen sind Netzwerke“. Außerdem erkenne sie das Talent zur Toleranz, das sich in interkultureller Begegnung im Feld der Kirchen äußere. Als drittes nennt Schrenk das Talent zur Vermittlung, das Bemühen darum, Polarisierung zu verhindern, was beispielsweise durch entsprechende Bildungsarbeit geschehe.

Der gleichbleibend hohe Wunsch der Menschen nach einer Spiritualität könne durch die Kirchen erfüllt werden – mit diesem Gedanken rundete Dr. Viola Schrenk ihren Vortrag ab: „Spirituelle Erfahrung ist hilfreich für die Lebens- und Sterbensbewältigung“, ist Viola Schrenk überzeugt. An den Formaten gelte es zu arbeiten. Viele Kirchen seien tagsüber offen und könnten für den Sinn suchenden Menschen ein Ort der inneren Ruhe und der Selbstreflexion sein. Auch dieses Detail trage dazu bei, dass Kirche durchaus weiterhin eine Rolle in der Gesellschaft spielen könne.

Den Blickwinkel wechseln und sich aufmachen

Dem Vortrag vorausgegangen war ein Gottesdienst in der Kirche St. Nikolaus mit dem stellvertretenden Dekan Pater Jens Bartsch und dem leitenden Pfarrer der Seelsorgeeinheit Neuler-Rainau, Jürgen Zorn. Bartsch lud Besucherinnen und Besucher des Dekanatstags dazu ein, den Blickwinkel zu wechseln, sich auf Neues einzulassen und sich aufzumachen. Auch wenn dies zuweilen anstrengend sei.

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