Nur noch die Hälfte der Menschen in Deutschland ist Mitglied in einer der beiden christlichen Kirchen. Und obwohl diese Zahl im Vergleich zum Jahr 1950, wo es noch 90 Prozent waren, sehr ernüchternd wirkt, können die Kirchen zur Stabilisierung der Gesellschaft beitragen. Dieser Meinung ist Dr. Viola Schrenk, evangelische Theologin und Ausbilderin von Pfarr- und Lehramtsanwärtern in Tübingen. Der Mut machende Vortrag von Dr. Schrenk stand im Mittelpunkt des Dekanatstags des Katholischen Dekanats Ostalb, der am vergangenen Sonntag in Dalkingen stattgefunden hat.
„Wozu noch Kirche?“ – unter diesem Titel stand der Dekanatstag in diesem Jahr. Als politisch-gesellschaftlicher Frühschoppen hat sich dieses Format, das das Dekanat Ostalb jährlich auflegt, etabliert. Und in diesem Jahr hat Dekanatsreferent Romanus Kreilinger mit Dr. Viola Schrenk eine besondere Referentin gefunden, die in ihrem Vortrag über das zugegeben provokante Thema zu dem Schluss gekommen ist: „Ja, die Kirche kann zur Stabilisierung der Gesellschaft beitragen“.
Zwischen Untergangsprognose und Schönfärberei
Es sei nicht schwer, in diesen Tagen in eine Krisenstimmung zu verfallen, so Schrenk zu Beginn des Vortrags im neuen Saal des Gemeindehauses St. Nikolaus. Sie bewege sich auf einem Grat zwischen Untergangsprognose und Schönfärberei. Doch dazwischen gebe es vieles, womit Kirche auch heute noch punkten kann. „In Feldern wie der Sozialen Arbeit, die Kirche leistet, durch besondere seelsorgerliche Dienste und kulturprägende Fixpunkte im Jahr wie Ostern und Weihnachten, ist Kirche in der Gesellschaft gleichbleibend wichtig“, sagt Viola Schrenk.
Als gesellschaftliche und kirchliche Schnittmenge nannte Schrenk die Menschenwürde. „Das Grundanliegen der Demokratie deckt sich mit einer biblischen Begründung“, führte Schrenk aus. Diese Begründung findet sich in der Aussage, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes und demnach mit entsprechender Würde zu behandeln ist.