Am 30. Juli begehen die Vereinten Nationen den Welttag gegen Menschenhandel. Auch in Europa ist das Problem präsent. Seit Anfang 2022 gibt es bei den Maltesern das Projekt INVICTA, übersetzt „die Unbesiegte“ - ein Projekt, mit dem die Malteser von Menschenhandel und von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützen.
"INVICTA gilt derzeit als eine schnelle, direkte und sichere Hilfe für die Frauen, die sich in vielen Fällen ihrer Rechte nicht bewusst sind und nicht wissen, wie sie allein die bürokratischen Hürden überwinden können", so Lady Parra, Projektleiterin INVICTA und Leiterin des Migrationsbüros der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Menschenhandel, Zwangsprostitution, Ausbeutung
Von Projektbeginn an haben sich die Mitarbeitenden für den richtigen Umgang mit von Gewalt betroffenen geflüchteten Mädchen und Frauen fortgebildet, sich vernetzt und Kontaktmöglichkeiten geschaffen für die Frauen, vor allem in den von den Maltesern betreuten Flüchtlingsunterkünften.
Menschenhandel ist dabei nur eine Form von Gewalt. Meist sind die Frauen, mit denen die Malteser zusammenarbeiten, von Zwangsprostitution betroffen. Weitere Formen von Menschenhandel sind zum Beispiel Arbeitsausbeutung oder Bettelei.
Der Beratungsbedarf ist groß
"Ich arbeite eng mit der Sozialberatung der Unterkünfte zusammen", so Lea Oechsner, die seit Februar 2022 unter anderem als Sozialarbeiterin beim Projekt INVICTA arbeitet. Gemeinsam mit Lady Parra entwickelt sie das Projekt ständig weiter, bietet Schulungen an und sucht nach Wegen, wie sie die Frauen und Mädchen erreichen kann.
Neben Aushängen, Flyern und Schulungen für die Mitarbeitenden ist Lea Oechsner einmal pro Woche fest vor Ort in der Unterkunft: "In Stuttgart-Weilimdorf biete ich zum Beispiel einen Frauentreff an. Ganz unterschiedliche Frauen aus verschiedenen Ländern kommen hier zusammen", so Lea Oechsner. "Wir kommunizieren über Symbole für verschiedene Situationen und Gefühle. Durch den regelmäßigen Austausch - auch über Yoga, Basteln und andere Angebote - entwickelt sich Vertrauen. Und ich merke, dass es viel Beratungsbedarf gibt."
Frauen brauchen Zeit, um sich zu öffnen
Denn gerade Frauen haben auf ihrer Flucht oft Übergriffe erlebt und sind unter Umständen auch in den Ankunftsländern weiteren Angriffen ausgesetzt. Bis sich die Frauen öffnen, brauche es oft Zeit. Von einer Frau habe sie erst nach eineinhalb Jahren zum ersten Mal erfahren, dass sie von Menschenhandel betroffen ist, so Lea Oechsner.
"Gemeinsam schauen wir, wer die Frauen noch unterstützen kann. Im Einzelfall helfe ich aber auch direkt – bei der Suche nach Anwält:innen, bei Anträgen, bei der Vorbereitung des Asylinterviews oder einfach auch schon einmal durch das Gespräch." Und sie vermittelt oft auch an Fachberatungsstellen weiter.
Finanzielle Förderung durch das Bischöfliche Ordinariat
Die Malteser führen das Projekt INVICTA in enger Kooperation mit dem Fraueninformationszentrum (FIZ) durch, das als Beratungsstelle für Migrantinnen, geflüchtete Frauen, Betroffene von Menschenhandel und von Arbeitsausbeutung wertvolle fachliche Unterstützung bietet. Das Bischöfliche Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart fördert das dreijährige Projekt finanziell.
"Wir hoffen, dass das Projekt über viele Jahre hinweg fortgesetzt wird, sowohl um die Frauen zu unterstützen als auch um das Netzwerk zwischen den Behörden und den Beratungsstellen zu stärken", so Lady Parra.