Pfarrer Norbert Wahl wollte sein Diamantenes Priesterjubiläum rechtzeitig feiern, wie er betonte. So gratulierte ihm die Kirchengemeinde an seinem Ruhewohnsitz im bayerischen Tutzing bereits am 16. Juni. In der Pfarrkirche St. Verena in Bad Wurzach, wo er 17 Jahre lang Pfarrer war und und zum Ehrenbürger der Kurstadt ernannt wurde, kamen zahlreiche Gläubige und Festgäste am 30. Juni zum Jubiläumsgottesdienst. Steffen Lang von der Schwäbischen Zeitung in Leutkirch hat den Geistlichen im Vorfeld porträtiert:
Vor 60 Jahren, am 18. Juli 1964, ist Norbert Wahl in Bad Cannstatt zum Priester geweiht worden. Viele Jahre seines Priesterlebens verbrachte der heute 85-Jährige in der hiesigen Seelsorgeeinheit. Am 5. Juli 1992 feierte Wahl seine Investitur in Bad Wurzach, wo er bis zu seinem Ruhestand am 1. März 2009 blieb. Norbert Wahl stammt aus Spaichingen. Dort ging er mit dem späteren Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg Erwin Teufel in dieselbe Klasse. In Kontakt sind die beiden Männer bis heute. Und so weilte Teufel auch unter den Festgästen in St. Verena.
Junge Menschen liegen Norbert Wahl am Herzen
Schon als Jugendlicher habe er sich für einen Lebensweg als Seelsorger entschieden, erzählt der 85-Jährige.
Begeisterter Ministrant sei er gewesen, Mitglied der Rottweiler Münstersängerknaben ebenso. „Die Kapläne und Vikare, mit denen ich damals zu tun hatte, begeisterten mich für diese Aufgabe.“ Die jungen Leute seien ihm als Pfarrer stets besonders am Herzen gelegen, erzählt der Jubilar weiter. So war er unter anderem auch 40 Jahre lang Seelsorger einer Studentenverbindung in Tübingen. Mit mehreren von ihnen, die heute in München leben, habe er immer noch Kontakt und besuche sie regelmäßig. Ebenso sei es ihm immer leichtgefallen, auf Menschen zuzugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Norbert Wahl beherrscht auch die nicht sehr häufige Kunst, Predigten frei halten zu können. „Nur früher habe ich drei Stunden gebraucht, um mir gedanklich das zurechtzulegen. Heute brauche ich eine Woche dafür“, erzählt Wahl hörbar schmunzelnd. Nach seiner Zeit in Bad Wurzach zog er als Ruheständler nach Tutzing am Starnberger See. „Eigentlich wollte ich nach München, aber dort habe ich keine Wohnung gefunden, die mir zusagte. Über eine Bekannte bin ich dann nach Tutzing gekommen.“ Drei Minuten brauche er von seiner Wohnung bis zur Kirche, fünf Minuten bis zum See.
Menschen haben Bedürfnis nach Seelsorge
Täglich geht er am Ufer des Starnberger Sees spazieren. „10.000 Schritte, und dabei komme ich mit vielen Leuten ins Gespräch. Als Pfarrer ist es nicht schwer, Menschen kennenzulernen.“ In der Kirchengemeinde hilft er immer noch aus, feiert Gottesdienste, macht Krankenhausbesuche und führt viele Beichtgespräche. „Seit Corona haben sehr viele Menschen dieses Bedürfnis.“ Aber auch nach Bad Wurzach führt ihn noch immer häufig der Weg. „Seit 15 Jahren komme ich zu allen Hochfesten und unterstütze Pfarrer Stefan Maier, mit dem ich mich bestens verstehe.“ Sogar an seinem 85. Geburtstag, der dieses Jahr auf Fronleichnam fiel. „Ich habe Gottesdienst in Unterschwarzach gefeiert. Danach hat die Blaskapelle ,Happy Birthday‘ für mich gespielt. Es war ein großes Fest für mich“, erinnert er sich gerne.