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„Digital ist mittlerweile voll normal“

ako-Geschäftsführerin Sarah Kubin-Scharnowski sieht in der Digitalisierung auch die Chance, neue Zielgruppen zu erreichen. Bild: DRS/Eva Wiedemann

Im Interview berichtet die Geschäftsführerin der ako, wie sich die katholischen Verbände und Organisationen der Digitalisierung stellen.

Sarah Kubin-Scharnowski ist seit fünf Jahren Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft katholischer Organisationen und Verbände – kurz ako. Mitglieder sind beispielsweise der Kolpingverband, Pax Christi oder der Caritasverband der Diözese, aber auch kleinere Organisationen wie der Bund Neudeutschland oder die Stefanus-Gemeinschaft. Insgesamt besteht die ako aus 36 Mitgliedern, hinter denen rund 145.000 Frauen und Männer in ganz Württemberg stehen. Ein Jahr Corona-Pandemie war und ist für die Verbände und Organisationen eine besondere Herausforderung, weshalb wir im Interview mit der ako-Geschäftsführerin einen Blick darauf werfen, wie sich sich Verbände gerade vor diesem Hintergrund der Digitalisierung stellen.

Frau Kubin-Scharnowski, vor kurzem haben Sie ganz traditionell zum „Tag der Verbände“ eingeladen. Ganz so traditionell wie sonst lief die Veranstaltung aber nicht ab. Wie genau konnten Sie den „Tag der Verbände“ trotz Corona organisieren?

Wir sind wegen Corona auf ein rein digitales Format ausgewichen und haben uns gefreut, dass mehr als 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Einladung ins Netz gefolgt sind. Auch unsere älteren Mitglieder sind hier inzwischen sehr fit. Digital ist in dieser Hinsicht tatsächlich mittlerweile voll normal geworden – das war ja unsere Fragestellung am Tag der Verbände: „Digital – durch Corona voll normal?!“. Natürlich haben wir das Programm angepasst und die Live-Schaltungen etwas reduziert. Dafür stellen wir zwei Beiträge aber als Podcast bzw. in Form einer Präsentation auf der ako-Homepage zur Verfügung. Ich habe mich gefreut, dass auch online ein guter Austausch in Groß- und Kleingruppe entstanden ist, auch wenn Gespräche am Rande, in den Kaffeepausen, die gemeinsamen Mahlzeiten und das Gespräch am Abend gefehlt haben.

Thematisch haben Sie sich ebenfalls mit der Digitalisierung auseinandergesetzt. Wie schätzen die Mitglieder der ako deren Bedeutung für die Gesellschaft ein?

Klar ist, die Digitalisierung ist ein gesamtgesellschaftlicher Veränderungsprozess und wir befinden uns mitten darin. Unsere Mitglieder sehen viele positive Veränderungen durch die digitale Welt, wenn es beispielsweise darum geht, dass diese uns das Leben und Arbeiten erleichtert. Denken Sie nur an einen Bäcker, der nicht mehr so früh aus den Federn muss, weil er seine Teigmaschine so programmieren kann, dass diese selbstständig den Brotteig in der Frühe zu kneten beginnt. Gleichwohl besteht dadurch natürlich die Gefahr, dass Arbeitsplätze wegfallen. Gerade in der Corona-Zeit fehlt vielen einfach die tatsächliche Begegnung. Die können unsere Organisationen und Verbände ihren Mitgliedern und Klienten gerade wegen der Schutzmaßnahmen leider oft nicht bieten. Natürlich sehen wir, dass es dadurch mehr einsame Menschen gibt. Und Videokonferenzen können direkte Begegnungen eben nicht ersetzen.

Wie können die katholischen Organisationen und Verbände hier gegensteuern, Frau Kubin-Scharnowski?

Während des Lockdowns und der harten Restriktionen steht natürlich der Schutz der Menschen vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus im Vordergrund. Wenn wir die Pandemie überstanden haben, sollten die Verbände sich noch stärker als vor der Pandemie dafür einsetzen, Menschen Kontakt- und Begegnungsmöglichkeiten zu bieten. Eine Möglichkeit, die wir diskutiert haben, ist, beispielsweise leere Läden in der Fußgängerzone zu bespielen und dort niederschwellige und konsumfreie Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, die für alle offen sind – egal ob Mitglied oder nicht. Auch Jugendlichen einen offenen Raum zu geben, ist ein Angebot, das reißenden Absatz findet, und eine Option, mit diesen im Gespräch zu bleiben oder ins Gespräch zu kommen.

Wie sind die Mitglieder der ako denn in Sachen Digitalisierung aus Ihrer Sicht aufgestellt?

Wir sehen durchaus selbstkritisch, dass da noch Luft nach oben ist, obwohl gerade auch immer mehr ältere Menschen als „Silversurfer“ online unterwegs sind. Aber es ist mittlerweile allen klar, dass wir im Internet eine Vielzahl an Zielgruppen ansprechen können – von Kirchenmitgliedern über aktive Gläubige, aber auch inaktive Gläubige oder Sinnsuchende.

Einige Verbände in unserer Diözese sind online bereits sehr aktiv und intensivierten ihr digitales Engagement noch einmal während der Corona-Krise. Für einige war Corona auch der Startschuss in die breite digitale Kommunikation.

Gute Projekte sind entstanden. Denken Sie nur an die Plattform „Wir sind da“ von BDKJ und BJA DRS oder an die Corona-Ideen-Tauschbörse des Frauenbunds. Manche Verbände nutzen Online-Video-Plattformen für digitale Fortbildungen, praktisch alle arbeiten mit Videokonferenzprogrammen und bieten damit digitale Singstunden, Hausgebete oder Weiterbildungen an. Der Caritasverband Deutschland hat eine komplette digitale Beratungsplattform entwickelt.

Dennoch ist hier noch viel Aufholarbeit zu leisten. Es erfordert für die Verbände viel Zeit und Ressourcen, zusätzlich zu den gewohnten Wegen neue Wege einzuschlagen. Deshalb ist es nicht zuletzt wichtig, dass die Mitglieder der ako sich auch in der digitalen Welt besser vernetzen.

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