KAB

Digitalisierung der Arbeit zum Wohl der Menschen gestalten

Neues Führungsteam gewählt

Susanne Lutz wurde zur neuen Diözesanvorsitzenden der KAB gewählt. Bild: Peter Niedergesäss

Mitglieder des KAB-Verbandstags stellen Forderungen an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Neues Führungsteam wurde gewählt.

Alle vier Jahre treffen sich die Mitglieder der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) zu ihrem Verbandstag. Dieses Jahr fand er in Biberach statt und unterlag aufgrund der Virus-Krise mehreren Beschränkungen – unter anderem wurde das eigentlich für zwei Tage angesetzte Programm auf einen Tag reduziert.

Gleichwohl wählten die Mitglieder Susanne Lutz zur neuen Diözesanvorsitzenden. Die 52-jährige gelernte Krankenschwester und diplomierte Pflegewirtin kann auf Berufserfahrungen in den Feldern Pflege und Bildungsmanagement sowie auf ein Ehrenamt im Gesundheitswesen zurückgreifen. Auch als Regionalsekretärin und KAB-Bildungsreferentin hat sie den Verband, dem sie nun vorsteht, schon kennengelernt. Beste Voraussetzungen also, um sich künftig um die Belange der KAB zu kümmern. Zu stellvertretenden Diözesanvorsitzenden bestimmten die Mitglieder Hermann-Josef Boch und Rudolf Weisshar.

Weiter komplettiert wird das Führungsteam durch den ständigen Diakon Matthias Schneider, der in seinem Amt als Diözesanpräses wiedergewählt wurde. Seine Stellvertretung übernimmt Heidrun Krismer. Weitere Informationen zum neugewählten Führungsteam inklusive der neuen Verantwortlichen für die einzelnen Themengebiete finden Sie in der Infobox am Ende des Textes.

Auseinandersetzung mit den Konsequenzen der digitalen Arbeitswelt

Die Mitglieder der KAB befassten sich auf ihrem Verbandstag mit den weitreichenden Folgen der Digitalisierung. Mit großer Sorge verfolgen sie die Konsequenzen einer unkontrollierten Technikentwicklung für die Arbeitnehmer und jeden Einzelnen in der Gesellschaft. Deshalb formulierten sie entsprechende Forderungen an Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften.

"Die sogenannte vierte industrielle Revolution, die neuen Möglichkeiten von Robotik und künstlicher Intelligenz werden alles infrage stellen, was bisher als soziale Errungenschaft den Arbeitnehmern Sicherheit verschafft hat. In dieser Situation müssen wir uns einmischen, sonst überlassen wir alles den Big-Data-Konzernen“, beschrieb Ernst Bodenmüller, scheidender Vorsitzender des kirchlichen Sozialverbandes, die Entwicklungen.

Paul Schobel, Betriebsseelsorger i. R., der den Leitantrag zur Digitalisierung vorstellte, betonte, dass die algorithmen-gesteuerte digitale Fremdbestimmung nichts Schicksalhaftes sei. Es seien mächtige Akteure in Hightech-Konzernen und Zukunftslaboratorien, die die Digitalwirtschaft nach ihren Gesetzen planten. Es gehe ausschließlich darum, Daten zu Geld zu verwandeln. So sei jetzt schon in vielen Branchen erkennbar, dass normale Arbeitsverhältnisse und tariflich geregelte Arbeitsbedingungen immer mehr ausgehöhlt würden.

Selbstvermarktung und Selbstausbeutung werde von den Crowdworkern abverlangt, die sich auf Internetplattformen verkaufen müssten. Dies geschehe unter völlig unregulierten Bedingungen, was Entlohnung, soziale Sicherung, Mitbestimmung oder geregelte Arbeitszeiten anbelangt. Papst Franziskus spreche da eine klare Sprache, so Schobel, wenn er die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stelle. Der Papst beklage die Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht und ohne ein wirklich menschliches Ziel.

Qualifizierungs- und Bildungsoffensive notwendig

In ihrem Leitantrag stellten die KAB-Delegierten die Kernforderung, die Digitalisierung der Arbeit zum Wohl der Menschen zu gestalten. Arbeitnehmer bräuchten umfassende Mitsprache- und Mitwirkungsmöglichkeiten beim Einsatz von technologischen Neuerungen. Für die digitale Transformation sei eine Qualifizierungs- und Bildungsoffensive für alle Beschäftigten notwendig.

Der Leitantrag fordert den Gesetzgeber auf, die Solo-Selbstständigkeit zu regulieren und damit der Entwicklung eines „digitalen Proletariats“ entgegenzuwirken. Bei allem gehe es letztlich um eine gerechte Verteilung des Mehrwertes der Produktivitätssteigerung durch den Einsatz neuer Technologien. Peter Niedergesäss, Diözesansekretär der KAB, unterstrich eine zentrale Forderung im Antrag: „Wir kommen an der Einführung einer Wertschöpfungsabgabe nicht vorbei, die personalintensive Betriebe entlastet und mit deren Einnahmen der Sozialstaat abgesichert wird.“

Aktionsschwerpunkt zum Schutz der sozialen Zeit

Um unbezahlte Überstunden zu verhindern und damit der „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft“ einen Riegel vorzuschieben, braucht es nach dem Willen der KAB eine echte Arbeitszeiterfassung für alle Berufsgruppen.

Die frisch gewählte Diözesanvorsitzende Susanne Lutz sah in der Rückgewinnung, dem Schutz und Erhalt der unverfügten Zeit eine zentrale Herausforderung für die KAB. Es brauche Zeit für das Zusammenleben in Familie und Gesellschaft, für Kultur und Freizeit. Lutz: „Zeit ist vor allem Leben! Eine digitalisierte Gesellschaft ist nur überlebensfähig, wenn die Menschen das wertvolle Gut der kommerzfreien Zeit für sich bewahren. Es ist daher nur konsequent, wenn die KAB als Sozialverband den Schutz der sozialen Zeit zu einem eigenen Handlungsschwerpunkt in den kommenden Jahren machen wird. Denn im Leitantrag heißt es, Zeit ist das Kostbarste, was uns Menschen geschenkt ist!“

KAB-Diözesansekretär Niedergesäss zeigte sich hocherfreut über die einstimmige Verabschiedung des Leitantrags. Damit gab die KAB in der Corona-Krise ein ethisches Signal für eine internationale, ökologische und soziale Marktwirtschaft: „Die KAB stellt sich damit gegen den Raubtierkapitalismus von US-Präsident Trump, den er angesichts des Versuchs, die Tübinger Impfstoff-Firma aufzukaufen, zeigt."

Das neue Führungsteam der KAB

Diözesanvorsitzende: Susanne Lutz
Stellvertretender Diözesanvorsitzender: Hermann-Josef Boch
Stellvertretender Diözesanvorsitzender: Rudolf Weisshar
Diözesanpräses: Ständiger Diakon Matthias Schneider
Stellvertretende geistige Leiterin: Heidrun Krismer
Diözesankassierer: Klaus Bok

Verantwortliche für Betriebsarbeit: Cathrin Mück
Verantwortliche für Seniorenarbeit: Birgitta Ehrenfeld-Denzer
Verantwortlicher für Internationales: Ernst Bodenmüller
Verantwortliche für Frauenarbeit: Beate Fischer
Verantwortliche für Pflege und Gesundheit: Heike Hager
Verantwortliche für Organizing und Mitgliederwerbung: Christa Wolpert

Beisitzerin: Irmtraud Hagel
Beisitzer: Winfried Hilbig

Bereits beim Diözesanausschuss am 29. Februar 2020 in Stuttgart wurde Svenja Gruß als neue Diözesansekretärin und Geschäftsführerin der KAB gewählt. Sie übernimmt das Amt ab Juli 2020.

Weitere Informationen zum KAB-Verbandstag finden Sie auf der Homepage der KAB unter www.kab-drs.de.

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