Nach rund einem Jahr ist es bald so weit: Anfang November eröffnet Bischof Dr. Klaus Krämer das umgebaute und sanierte Diözesanmuseum in Rottenburg. Zu dem Festakt hat sich auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann angekündigt. Zur Wiedereröffnung erwartet die Öffentlichkeit in der Zeit vom 9. November bis zum 13. Dezember zudem ein spezielles Programmangebot. So heißt es am ersten regulären Öffnungstag des Museums „Willkommen im Museum“: Am Sonntag, 9. November, können sich alle Interessierten bei einem Tag der offenen Tür ab 11 Uhr selbst ein Bild des neuen Kultur-Angebots im Zentrum des historischen Rottenburger Stadtkerns machen. Angeboten werden Führungen sowie eine abendliche Begehung mit Musik.
An die Kunst im Museum heranführen
Die Besucher:innen des sanierten Museums im ehemaligen Rottenburger Karmeliterkloster aus dem Jahr 1747 dürfen sich auf eine Sammlung freuen, die den Bogen vom Frühen Mittelalter bis in die Gegenwart hinein spannt und so den Wandel an Lebens- und Glaubensvorstellungen durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder neu erlebbar macht. Dabei wurde im Zuge der Neukonzeption des Museums der Fokus nicht nur auf die ausgestellte Kunst, sondern auch auf das Gebäude selbst und auf die Barrierefreiheit darin gelegt. So gelangten Rollstuhlfahrer dank eines Durchbruchs in der ersten Etage fortan direkt aus dem Aufzug in die Sammlung, freut sich Museumsleiterin Dr. Melanie Prange. Und für Besucher:innen, denen die Stufen ins Untergeschoss ein Hindernis sind, gebe es künftig die Möglichkeit, Schmuckstücke der dortigen Ausstellung mittels zweier Augmented Reality-Brillen ganz genau unter die Lupe zu nehmen, ohne selbst dort zu sein. Benutzt werden könnten diese Brillen freilich von allen Besucher:innen, stellt Prange fest und sagt: „Wir möchten damit auch unsere jüngeren Besucher:innen abholen und sie so an die Kunst im Museum heranführen.“
Großer Vorteil für die Nutzer:innen
„Dank der Augmented Reality-Brillen ist man förmlich allein mit dem Objekt, kann es anfassen, drehen, die Ansicht vergrößern oder damit herumlaufen“, beschreibt Dr. Nadine Niester, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Diözesanmuseum, den Effekt des virtuellen Erlebnisses. Dabei sei die Qualität der Darstellung hochwertig und mit einem Lächeln fügt sie an: „Betrachtet man ein Stück durch die Augmented Reality-Brillen beschleicht den Betrachter fast ein bisschen das Gefühl, als ob es ihm gehört.“ Dabei bestehe ein großer Vorteil für die Nutzer:innen der Brillen darin, dass sie es ermöglichen, die Objekte viel besser zu sehen, als dies beim Betrachten durch das Vitrinenglas überhaupt möglich ist. Außerdem stehe ihnen über einen digitalen Knopf im Sichtfeld ein Audioguide mit Informationen zu den Objekten bereit.
"Ort der Begegnung und des lebendigen Austauschs“
„Das Diözesanmuseum versteht sich als Ort der Begegnung und des lebendigen Austauschs“, beschreibt Museumsleiterin Dr. Prange das Selbstverständnis der Einrichtung. Die Nutzung neuer Technologien wie der Brillen, die die reale Welt mit virtuellen Elementen verbinden, passe da gut ins Konzept. Dabei gehe es im Diözesanmuseum an erster Stelle darum, über das Medium Kunst auf religiöse und gesellschaftliche Fragen einzugehen. Das umso mehr, da das Museum auch Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst präsentiert, die mit traditionellen christlichen Bildwerken in Dialog tritt. „Gerade der Diskurs mit den aktuell Kunstschaffenden spielt im Selbstverständnis des Museums eine zentrale Rolle und dies wird im neuen Programm einen großen Raum einnehmen“, sagt Dr. Prange. Dazu diene auch ein vielfältiges museumspädagogisches Angebot mit Gesprächen, Workshops, Impulsen, Musik und dem Angebot, selbst kreativ zu werden. Auf dem Rundgang durch die drei Ebenen des Museums gebe es für die Besucher:innen neben den Augmented Reality-Brillen auch kostenlose Booklets in deutscher, englischer und in leichter Sprache sowie einen Audioguide. Für Familien gebe es ein Abenteuer-Mitmach-Heft und einen Museumskoffer, der Kindern und Eltern die Sammlung spielerisch und mit allen Sinnen zu erschließen hilft. Die Museumsleiterin fasst zusammen: „Das Ziel unserer Neukonzeption war es, Schwellen abzubauen – zum Gebäude sowie zur Sammlung und ihren Inhalten.“





