Kultur

Diözesanmuseum setzt auf Barrierefreiheit

Im Diözesanmuseum Rottenburg.

Dr. Nadine Niester mit einer der beiden Augmented Reality-Brillen in der Schatzkammer des Museums, deren Vitrinen noch nicht wieder eingeräumt sind. Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Gregor Moser

Im Diözesanmuseum Rottenburg.

Dieser Bischofsstab ist eines der Stücke, die mit den Augmented Reality-Brillen angesehen und im virtuellen Raum herumgeführt werden können. Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart

Wiedereröffnung des Museums steht bevor. Besucher:innen erwartet vielfältiges museumspädagogisches Angebot mit zwei Augmented Reality-Brillen.

Nach rund einem Jahr ist es bald so weit: Anfang November eröffnet Bischof Dr. Klaus Krämer das umgebaute und sanierte Diözesanmuseum in Rottenburg. Zu dem Festakt hat sich auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann angekündigt. Zur Wiedereröffnung erwartet die Öffentlichkeit in der Zeit vom 9. November bis zum 13. Dezember zudem ein spezielles Programmangebot. So heißt es am ersten regulären Öffnungstag des Museums „Willkommen im Museum“: Am Sonntag, 9. November, können sich alle Interessierten bei einem Tag der offenen Tür ab 11 Uhr selbst ein Bild des neuen Kultur-Angebots im Zentrum des historischen Rottenburger Stadtkerns machen. Angeboten werden Führungen sowie eine abendliche Begehung mit Musik.

An die Kunst im Museum heranführen

Die Besucher:innen des sanierten Museums im ehemaligen Rottenburger Karmeliterkloster aus dem Jahr 1747 dürfen sich auf eine Sammlung freuen, die den Bogen vom Frühen Mittelalter bis in die Gegenwart hinein spannt und so den Wandel an Lebens- und Glaubensvorstellungen durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder neu erlebbar macht. Dabei wurde im Zuge der Neukonzeption des Museums der Fokus nicht nur auf die ausgestellte Kunst, sondern auch auf das Gebäude selbst und auf die Barrierefreiheit darin gelegt. So gelangten Rollstuhlfahrer dank eines Durchbruchs in der ersten Etage fortan direkt aus dem Aufzug in die Sammlung, freut sich Museumsleiterin Dr. Melanie Prange. Und für Besucher:innen, denen die Stufen ins Untergeschoss ein Hindernis sind, gebe es künftig die Möglichkeit, Schmuckstücke der dortigen Ausstellung mittels zweier Augmented Reality-Brillen ganz genau unter die Lupe zu nehmen, ohne selbst dort zu sein. Benutzt werden könnten diese Brillen freilich von allen Besucher:innen, stellt Prange fest und sagt: „Wir möchten damit auch unsere jüngeren Besucher:innen abholen und sie so an die Kunst im Museum heranführen.“

Großer Vorteil für die Nutzer:innen

„Dank der Augmented Reality-Brillen ist man förmlich allein mit dem Objekt, kann es anfassen, drehen, die Ansicht vergrößern oder damit herumlaufen“, beschreibt Dr. Nadine Niester, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Diözesanmuseum, den Effekt des virtuellen Erlebnisses. Dabei sei die Qualität der Darstellung hochwertig und mit einem Lächeln fügt sie an: „Betrachtet man ein Stück durch die Augmented Reality-Brillen beschleicht den Betrachter fast ein bisschen das Gefühl, als ob es ihm gehört.“ Dabei bestehe ein großer Vorteil für die Nutzer:innen der Brillen darin, dass sie es ermöglichen, die Objekte viel besser zu sehen, als dies beim Betrachten durch das Vitrinenglas überhaupt möglich ist. Außerdem stehe ihnen über einen digitalen Knopf im Sichtfeld ein Audioguide mit Informationen zu den Objekten bereit. 

"Ort der Begegnung und des lebendigen Austauschs“

„Das Diözesanmuseum versteht sich als Ort der Begegnung und des lebendigen Austauschs“, beschreibt Museumsleiterin Dr. Prange das Selbstverständnis der Einrichtung. Die Nutzung neuer Technologien wie der Brillen, die die reale Welt mit virtuellen Elementen verbinden, passe da gut ins Konzept. Dabei gehe es im Diözesanmuseum an erster Stelle darum, über das Medium Kunst auf religiöse und gesellschaftliche Fragen einzugehen. Das umso mehr, da das Museum auch Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst präsentiert, die mit traditionellen christlichen Bildwerken in Dialog tritt. „Gerade der Diskurs mit den aktuell Kunstschaffenden spielt im Selbstverständnis des Museums eine zentrale Rolle und dies wird im neuen Programm einen großen Raum einnehmen“, sagt Dr. Prange. Dazu diene auch ein vielfältiges museumspädagogisches Angebot mit Gesprächen, Workshops, Impulsen, Musik und dem Angebot, selbst kreativ zu werden. Auf dem Rundgang durch die drei Ebenen des Museums gebe es für die Besucher:innen neben den Augmented Reality-Brillen auch kostenlose Booklets in deutscher, englischer und in leichter Sprache sowie einen Audioguide. Für Familien gebe es ein Abenteuer-Mitmach-Heft und einen Museumskoffer, der Kindern und Eltern die Sammlung spielerisch und mit allen Sinnen zu erschließen hilft. Die Museumsleiterin fasst zusammen: „Das Ziel unserer Neukonzeption war es, Schwellen abzubauen – zum Gebäude sowie zur Sammlung und ihren Inhalten.“

Das Eröffnungsprogramm

Nach dem Tag der offenen Tür am Sonntag, 9. November, geht es in dem Programm weiter mit folgenden Veranstaltungen:

  • Am Sonntag, 16. November, heißt es ab 11 Uhr „Bunt! Family Opening mit Kunst und Musik“ – einer Veranstaltung in Kooperation mit der Domsingschule und der Musikschule Rottenburg. Angeboten werden musikalische Bilderklärungen, Kinderführungen, Laternenbasteln und Martinsliedern.
  • Am Samstag, 22. November, heißt es um 11 Uhr „Ich sehe dich in tausend Bildern“ bei einem öffentlichen Workshop des Instituts für Fort- und Weiterbildung der Diözese unter der Leitung von Christoph Schmitt.
  • Am Sonntag, 23. November, geht es wiederum ab 11 Uhr unter dem Titel „Schau hin!“ darum, was Religionen erzählen. Eingeladen wird in Kooperation mit der KEB Tübingen, der Bürgerstiftung Rottenburg und der Abteilung „Glaubensfragen und Ökumene“ im Bischöflichen Ordinariat der Diözese. Es gibt eine interreligiöse Führung mit Prof. Dr. Reinhold Boschi, Rabbiner Dr. Asher Mattern sowie Prof.in Dr. Fahimah Ulfat, das Gesprächsformat „Sprechen und Zuhören“ (Moderation: Dr. Petra Preunkert-Skálová) sowie das Konzert „Levante“ des Pera-Ensembles mit anschließendem Gespräch (Moderation: Prof. Dr. Ottmar Schneck).
  • Am Sonntag, 30. November, ab 14 Uhr heißt es „Frischer Wind. Der spannende Weg zum neuen Museum“ bei einer Führung zum Thema „Neukonzeption“, einer Frage-und-Antwort-Runde und einem Adventskonzert mit Musiker:innen der Hochschule für Kirchenmusik der Diözese.
  • „Auf Weihnachten zu ... Advent im Museum“ heißt es zum einem am Sonntag, 7. Dezember, ab 11 Uhr bei Führungen und dem Adventskonzert „Il pastor fido“ mit Thorsten Bleich (Musette de cour, Theorbe), Georg Noeldeke (Viola da Gamba) und Jens Wollenschläger (Cembalo) sowie am Samstag, 13. Dezember, ab 11 Uhr wiederum bei Führungen und dem Adventskonzert „Rorate caeli“ der Schola Cantorum der Universität Tübingen unter Leitung von Prof. Stephan Morent.

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