Mit einem feierlichen Pontifikalamt im Rottenburger Dom St. Martin wurde Prälat Dr. Klaus Krämer heute zum neuen Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart geweiht und in sein Amt eingeführt. Papst Franziskus hatte den 60-Jährigen nach erfolgter Wahl durch das Rottenburger Domkapitel Anfang Oktober zum Bischof von Rottenburg-Stuttgart ernannt. Vor der Rückkehr in die Diözesanleitung seiner Heimatdiözese Rottenburg-Stuttgart im Jahr 2020 war Krämer langjähriger Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks missio in Aachen und des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“. Dr. Clemens Stroppel, der bereits in der Amtszeit des im vergangenen Dezember aus Altersgründen emeritierten Bischofs Dr. Gebhard Fürst Generalvikar der Diözese war und während der Sedisvakanz des bischöflichen Stuhls als Diözesanadministrator wirkte, wurde von dem neuen Bischof erneut in das Amt des Generalvikars berufen.
Historischer erster Adventssonntag
Ein weiteres Glanzlicht dieses von vielen Höhepunkten geprägten historischen ersten Adventssonntags war das anschließende „Fest der Begegnung“ vor dem Rottenburger Bischofshaus. Dort kamen zahlreiche Gläubige, Gäste und Wegbegleiter des neuen Bischofs in eigens aufgestellten Zelten zusammen. Der Tag endete mit dem stimmungsvollen Großen Zapfenstreich, dargeboten von der Bürgerwache Rottenburg.
„Göttliche Liebe als Herrschaftsprinzip“
Beim Pontifikalamt im Rottenburger Dom spendete der Freiburger Erzbischof Stephan Burger die Bischofsweihe. Mitkonsekratoren waren Kardinal Walter Kasper aus Rom und Amtsvorgänger Dr. Gebhard Fürst. Konzelebranten waren Erzbischof Dr. Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Berlin, der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Peter Kohlgraf aus Mainz sowie Domdekan Dr. Clemens Stroppel. In seiner Predigt hielt Erzbischof Burger an Dr. Klaus Krämer gewandt fest: „Du wirst den Menschen helfen, dem Geheimnis der Menschwerdung auf die Spur zu kommen. Du wirst sie ermutigen, gemeinsam dem Herrn entgegenzugehen. Ich wünsche Dir allen Mut, alle Kraft und allen Segen, diese göttliche Liebe in diesen bewegten Zeiten zu leben und zu bezeugen.“ Dabei verwies Burger auf die „göttliche Liebe als Herrschaftsprinzip“: „Sich in dieser Liebe verankert zu wissen, ist nicht naiv noch fahrlässig. Im Gegenteil, gerade in dieser Liebe und aus ihr heraus wächst die Kraft, Widerwärtiges und Böses auszuhalten und zu überwinden. Gerade in dieser Liebe steckt die Kraft des langen Atems, stecken Durchhaltevermögen und Ausdauer, steckt Überzeugungskraft und der Wille, stets das Gute zu wirken. Alles Eigenschaften, ohne die eine geistliche, sorgfältige und zukunftsorientierte Leitung nicht auskommt.“
Erste Ansprache als Bischof von Rottenburg-Stuttgart
Zum Ende der eindrucksvollen Weihehandlung und Amtseinsetzung stand der Friedensgruß des neuen Bischofs als Zeichen der Verbundenheit und der Gemeinschaft mit den anwesenden Bischöfen, den Vertretern der Ökumene, Domdekan und Domkapitel, den assistierenden Priestern sowie dem Präsidium des Kirchensteuer- und Katholikenrats. Es folgte seine erste Ansprache als Bischof von Rottenburg-Stuttgart: Viele Menschen hätten ihm ihre Freude über seine Ernennung bekundet, ihm ihre Unterstützung zugesagt und vor allem ihr Gebet. Dafür sei er sehr dankbar, sagte Dr. Krämer. „Das stärkt mich für meinen Dienst und erfüllt mich mit Zuversicht.“ Und der neue Bischof fuhr fort: „Wenn wir in die Welt und in unsere Gesellschaft schauen, dann blicken viele Menschen sorgenvoll in die Zukunft. Aber auch unsere Kirche befindet sich in schwierigem Fahrwasser.“ Für immer mehr Menschen verlören Kirche und Glaube an Bedeutung für ihr Leben. „Hinzu kommt der Ansehensverlust, den wir zu beklagen haben und der viel zu tun hat mit den unsäglichen Missbrauchsfällen und dem oft unangemessenen administrativen Umgang damit.“
Neuer Strahlkraft als Zeugen und Zeuginnen der Frohen Botschaft
Die Mitgliederzahl der Kirche gehe zurück und mit ihr die Finanzen und die zu Verfügung stehenden Ressourcen. „Wir stehen mitten in einem umfassenden Transformationsprozess“, hielt Bischof Dr. Krämer fest. Vieles habe sich bereits verändert und vieles werde sich noch ändern müssen. „Und wenn wir ehrlich sind, dann kann niemand verlässlich sagen, wie die Zukunft genau aussehen wird.“ Angesichts dessen bezeichnete es Dr. Klaus Krämer als „glückliche Fügung“, dass der Tag seiner Bischofsweihe am ersten Advent zu Beginn eines neuen Kirchenjahres gefeiert werden könne. Denn: „Der Advent lenkt unseren Blick auf die Zukunft der Welt. Und er möchte uns die Augen dafür öffnen, dass diese Zukunft nicht das Ergebnis unserer Planungen und Anstrengungen ist. Unsere Zukunft ist Jesus Christus, der uns in dieser Zeit entgegen kommt.“ Er sei der Leitstern, an dem wir uns orientieren könnten. „Die Heilige Schrift ist die Quelle, aus der wir immer neu schöpfen dürfen. Mit dieser Grundorientierung – davon bin ich fest überzeugt – werden wir den richtigen Weg finden und wir werden auch wieder zu neuer Strahlkraft finden als Zeugen und Zeuginnen der Frohen Botschaft in dieser Zeit.“
Gemeinsam als synodale Kirche
Und der neue Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart fuhr fort: „Es ermutigt mich, dass ich nicht allein unterwegs bin. Viele engagierte Menschen – hauptberuflich und ehrenamtlich – begleiten diesen Weg.“ Dies schließe pastorale Dienste, Gemeinden, Gemeinschaften und Einrichtungen sowie Verbände und Institutionen und viele soziale und diakonische Dienste ein, mit denen die Kirche den Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit nah sein wolle – „bei uns und im globalen Horizont unserer weltkirchlichen Verantwortung. Wir wollen unseren Weg gemeinsam gehen als eine synodale Kirche“, sagte Bischof Dr. Krämer.
Dr. Klaus Krämer nimmt Platz auf dem Bischofsstuhl
Anschließend dankte Dr. Krämer allen, die in der Zeit der Sedisvakanz Verantwortung für die Geschicke der Diözese trugen: Allen voran und stellvertretend für alle Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel. Der neue Bischof sagte: „Ich danke Dir, lieber Clemens, auch ganz persönlich für die gute Zusammenarbeit in dieser Zeit. Ich freue mich darauf, dass wir diese Zusammenarbeit auch in Zukunft fortsetzen können. Mit großer Freude ernenne ich Dich zu meinem Generalvikar.“ Zugleich bestätigte er Domkapitular Thomas Weisshaar in seinem Amt als Offizial und die Weihbischöfe als Bischofsvikare in ihren Aufgabenbereichen. Zudem bestätigte der Bischof den Diözesan- und Priesterrat in seiner bisherigen Zusammensetzung.
Vor den Gästen im Dom und vielen weiteren Gläubigen, die die Liveübertragung auf dem Rottenburger Marktplatz, in den beiden Festzelten vor dem Bischofshaus, im SWR-Fernsehen und online verfolgten, hatte der Apostolische Nuntius als Vertreter des Heiligen Vaters in Deutschland die Päpstliche Ernennungsbulle zu Beginn der Weihe und Amtseinsetzung an den Domdekan übergeben. Nachdem dieser das päpstliche Schreiben verlesen hatte, erhob sich Beifall. Es folgte die Weihe durch Handauflegung und Gebet. An der Handauflegung beteiligten sich zusammen mit Erzbischof Burger auch alle anwesenden Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe aus Deutschland und der Weltkirche. Anschließend salbte Erzbischof Burger das Haupt des Neu-Geweihten feierlich mit Chrisam und überreichte ihm das Evangelienbuch als Zeichen für den Auftrag der Verkündigung, den Bischofsring als Ausdruck der treuen Verbundenheit zur Diözese Rottenburg-Stuttgart, setzte ihm die Mitra als Symbol seines Amtes auf und übergab ihm den Hirtenstab mit den Worten: „Ich übergebe dir diesen Stab als Zeichen des Hirtenamtes. Trage Sorge für die ganze Herde Christi; denn der Heilige Geist hat dich zum Bischof bestellt, die Kirche Gottes zu leiten.“ Daraufhin geleitete er ihn zum Bischofsstuhl – der Kathedra. Dr. Klaus Krämer nahm Platz und wurde damit, von Applaus begleitet, offiziell zum zwölften Bischof der württembergischen Diözese mit ihren 1,6 Millionen Katholikinnen und Katholiken.
Gratulation im Namen der Deutschen Bischofskonferenz
Am Ende der sich anschließenden Eucharistiefeier unter Leitung von Bischof Dr. Krämer gratulierte ihm der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, und hieß ihn im Kreis der Bischöfe willkommen. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Deutsche Bischofskonferenz dürften sich glücklich schätzen, mit Klaus Krämer einen Bischof unter sich zu haben, dessen ganze Biografie „vom weiten Blick geprägt“ sei, sagte Dr. Bätzing und sprach die „weitreichende Erfahrung“ des neuen Bischofs in der Weltkirche sowie seine langjährige Tätigkeit als Präsident von missio und der Sternsingeraktion an. Diese Erfahrung habe ihm den Blick geweitet, und dieser Weitblick werde seinen Dienst prägen. Bischof Bätzing dankte auch dem bisherigen Diözesanadministrator Dr. Stroppel, der die Diözese während der Sedisvakanz „mit Umsicht und Weitsicht“ geleitet habe.
Die Kollekte der Eucharistiefeier kam dem Aufbau christlicher Gemeinschaften in Äthiopien sowie der Arbeit des diözesanen Zweckerfüllungsfonds Flüchtlingshilfe zugute. Die Gesamtleitung der musikalischen Gestaltung von Weihe, Amtseinsetzung und Eucharistiefeier hatte Domkapellmeister Christian Schmitt. Beteiligt waren der Chor der Dommusik Rottenburg, bestehend aus Sängerinnen und Sängern des Domchores, der Mädchenkantorei und der Männerstimmen der Domsingknaben sowie die Rottenburger Dombläser unter Leitung von Arno Hermann, Kantorin Antonia Löffler und Domorganist Professor Georg Oberauer.
Nach dem Weihegottesdienst zog der neue Bischof, begleitet von der Rottenburger Bürgerwache, in einem Festzug zum Park des Bischofshauses. Dort begann um 17 Uhr das „Fest der Begegnung“, bei dem Grußworte prominenter Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft folgten.