"Wir möchten mit unseren Servicestellen in Köln einen Perspektivwechsel vornehmen", erklärte Gehringer. "Wir wollen wegkommen von der Lückenfüllermentalität, die in der Kirche gerne vorherrscht, und den Blick dahin lenken, dass wir charismen- und gabenorientiert arbeiten. Das heißt: Wir schauen, was trägt jemand im Herzen, wofür brennt er, was für Begabungen hat er von Gott geschenkt bekommen und dazu suchen wir das passende Ehrenamt." Diese Talente gelte es zu fördern und zu unterstützen, auch wenn dieser Perspektivwechsel das Risiko in sich berge, dass manche Lücken nicht mehr gefüllt werden könnten.
Niederschwellig, neutral und auf Vernetzung aus
Gehringer definierte die Servicestellen in seinem Erzbistum als gut sichtbare Orte der Begegnung und der Gemeinschaft, in denen eine neutrale Beratung stattfinde. „Unsere Anlaufstellen sind niederschwellig. Das Ehrenamt in der katholischen Kirche steht nicht im Vordergrund, sondern die Servicestellen haben viele Kooperationspartner in Kirchen und Kommune und vernetzten diese auch untereinander.“
Insgesamt gibt es in Köln bereits 21 solcher Servicestellen Engagement. Vor Ort werden die Ehrenamtlichen beraten, begleitet und weitergebildet „Zentrale Aufgabe der Servicestellen ist es, für die Ehrenamtlichen einen Ort der Begegnung zu schaffen, an dem sie miteinander ins Gespräch kommen können“, so Gehringer.
Vom Stadtteilbüro über die mobile Servicestelle bis hin zum digitalen Treffpunkt
Die Umsetzung einer solchen Servicestelle sei „gar nicht so schwierig“. Das unterstricht der Engagementförderer aus Köln mit unterschiedlichen Beispielen, darunter ein Beratungs- und Begegnungszentrum, das parallel eine Servicestelle Engagement beherbergt. Gehringer selbst hat eine mobile Servicestelle; konkret handelt es sich um ein dreirädriges Gefährt, mit dem er in der Nachbarschaft unterwegs ist. Auch als Raum in einem Stadtteilbüro kann eine Servicestelle untergebracht werden oder virtuell als digitale Servicestelle. „Unsere Anlaufstellen haben immer einen anderen Schwerpunkt und ein anderes Konzept. Sie alle eint, dass sie nicht in irgendwelchen Hinterzimmern untergebracht sind“, so Gehringer. In den Teams der Servicestellen arbeiteten die Engagementförderer mit Ehrenamtlichen für Ehrenamtliche.
Serviceladen ist gleich Engagementladen
„Auch in der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind wir an diesem Thema dran und zwar mit dem Engagementladen“, so Gabriele Denner, Referentin für die Themen Ehrenamt und Engagemententwicklung bei der Hauptabteilung Pastorale Konzeption. „Bei uns überlegen beispielsweise Kollegen, sich E-Bikes anzuschaffen und damit eine Servicestelle oder einen Engagementladen mobil umzusetzen.“ Selbst eine Parkbank, die zu bestimmten Zeiten als Servicestelle Engagment gekennzeichnet ist, könne eine solche Anlaufstelle sein, erläuterte Gehringer und unterstrich damit, wie einfach die Idee vor Ort umsetzbar sei.
Teilnehmende aus ganz Deutschland diskutierten über die Servicestellen Engagement als ein leicht praktikables Beispiel, das Ehrenamt in ihren Bereichen gezielt zu fördern. Die Werkstatt Engagementladen ist Teil des Programms „Engagiert“ rund um die Themen Ehrenamt und Kirchenentwicklung auf dem Katholikentag.
Das Gesamtprogramm finden Sie hier: an-vielen-orten.de