Wer eine kurze Auszeit vom Alltag mit spirituellen Impulsen und Kurzvorträgen zu einer Tasse Kaffee sucht, kann zum Frauen-Gesprächskreis in die Begegnungsstätte Max-Richard-und-Renate-Hofmann-Haus kommen. Dieser findet einmal im Monat statt. Der Frauen-Gesprächskreis ist das jüngste, ehrenamtlich getragene Angebot unter dem Dach der „Orte des Zuhörens“ der katholischen Kirchengemeinde St. Paulus Künzelsau.
Der Gesprächskreis sei auf Anregung einer älteren Dame entstanden, erklärt Ilse Demuth. Sie hat sich zusammen mit weiteren Engagierten sowie Gemeindereferent Nils Neudenberger und Christine Grünemay-von Tils von der Caritas Heilbronn-Hohenlohe im Gemeindezentrum St. Paulus versammelt, um zu berichten, welche Entwicklung die „Orte des Zuhörens“ in den vergangenen zehn Jahren genommen haben.
Fortbildungen und Austausch für die Ehrenamtlichen
„Orte des Zuhörens“ gibt es in der Diözese Rottenburg-Stuttgart in mehreren Regionen, im Dekanat Hohenlohe ist Künzelsau der einzige Standort. Als die Idee in der Kirchengemeinde St. Paulus aufgegriffen wurde, fand sich recht schnell eine Gruppe, die das Vorhaben unterstützen wollte. So meldete sich auch Demuth, nachdem sie vom Aufruf erfahren hatte, wie sie berichtet.
Die Ehrenamtlichen wurden geschult, damit sie nicht hilflos seien, sagt Grünemay-von Tils. Sie begleitet die Engagierten, die nicht nur aus der Kirchengemeinde kommen, zusammen mit Neudenberger durch Fortbildungen und einen regelmäßigen Austausch.
Hochwasser erzwingt Umzug
In der Anfangszeit standen jeweils zwei Ehrenamtliche im Alten Rathaus für Gespräche zur Verfügung. Wer ein offenes Ohr brauchte, konnte freitags vormittags zwischen 10 und 12 Uhr einfach vorbeischauen. Wohnungssuche, Familienprobleme oder Einsamkeit zählt Angelika Protzer als die Themen auf, die die Besucherinnen und Besucher am häufigsten umtrieben. Dank ihrer Schulung waren die Ehrenamtlichen darauf vorbereitet, diese Menschen in akuten Fällen auch auf Hilfseinrichtungen zu verweisen.
„Dann überflutete der Starkregen im Jahr 2016 das Alte Rathaus“, erklärt Anneliese Scholz. Das Gebäude musste renoviert werden. Daher wechselte das Gesprächsangebot ins neue Rathaus. Doch dort ist es laut Scholz nicht mehr so wahr- und angenommen worden. Sie habe in der Runde der Ehrenamtlichen vorgeschlagen, direkt zu den Menschen zu gehen, sagt Protzer. Damit verlagerten sich die „Orte des Zuhörens“ in Altenpflegeeinrichtungen wie das Seniorenzentrum St. Bernhard.
Gesprächsangebot in Altenheimen
Protzer, die selbst in der Verwaltung des Seniorenzentrums arbeitet, beschreibt, wie der Einsatz abläuft: Die Stationen in St. Bernhard melden den Bedarf, zum Beispiel Bewohner, die keine Besuche haben. Dann sind die Ehrenamtlichen zur Stelle, gehen zu ihnen aufs Zimmer, um einfach zuzuhören. „Die Bewohner erzählen viel von früher“, berichtet Protzer aus ihrer Erfahrung.
In der Einrichtung im Schloss Stetten, die später dazukam, findet dagegen zu fester Zeit eine Gesprächsrunde für eine Bewohnerkleingruppe statt. Als nach außen offenen Treff versuchen die Ehrenamtlichen, nun zusätzlich noch den Frauen-Gesprächskreis in der Begegnungsstätte Max-Richard-und-Renate-Hofmann-Haus zu etablieren.
„Als Kirchengemeinde ist es wichtig, hellhörig zu sein, wo Begleitung im Gespräch gebraucht wird“, sagt Neudenberger zur Bedeutung der „Orte des Zuhörens“. Daher sei es gut, dass sich Menschen dafür fortbilden lassen. So freut sich die siebenköpfige Gruppe der Engagierten, wenn sich für die weiteren Jahre für die „Orte des Zuhörens“ auch wieder neue ehrenamtliche Unterstützerinnen und Unterstützer finden.