Franz Schuhmacher aus Spaichingen erhielt die Auszeichnung in Würdigung seines integrativen bürgerschaftlichen Engagements aus christlicher Motivation, wie der Bischof feststellte. Ihm wurde die Würde eines Ritters des Ordens vom Heiligen Papst Silvester verliehen. Christa Vossschulte aus Esslingen erhielt für ihr caritatives Wirken in der Diözese und im Land Baden-Württemberg die Würde einer Dame des Ordens des Heiligen Papstes Silvester verliehen. Dr. Ulrich Fiedler aus Frittlingen erhielt das päpstliche Ehrenzeichen „Bene merenti“ für seine Verdienste im humanistischen, christlich-ökumenischen und gesellschaftlichen Bereich und an Anneliese Hecht aus Stuttgart wurde für ihr Engagement bei der Vermittlung der Heiligen Schrift das Ehrenzeichen „Pro Ecclesia et Pontifice“ verliehen. Aufgrund von Covid-19 konnte die Verleihung nicht wie sonst üblich persönlich stattfinden.
In seinen Laudationes beschreibt Bischof Dr. Fürst das Engagement der Geehrten wie folgt:
Franz Schuhmacher, der als CDU-Landtagsabgeordneter von 1996 bis 2006 den Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen vertrat, habe während seiner ganzen politischen Tätigkeit stets das menschliche Miteinander in den Mittelpunkt gestellt, egal welcher Partei seine Gesprächspartnerinnen und -partner angehörten. „So wurde – und wird er auch heute noch – weit über die Grenzen seiner Partei hinaus geschätzt“, stellt der Bischof fest und erinnert, dass Schuhmacher bereits 1968 seine politische Tätigkeit als CDU-Stadtrat in Spaichingen aufnahm. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik habe er dann unter anderem in der Bürgerstiftung Spaichingen mitgewirkt, deren hochengagierter Vorsitzender er seit 2011 sei.
In vorbildlichem Maße pflege Schumacher persönliche Beziehungen zu Menschen in schwierigen Lebenslagen. Das gelte auch mit Blick auf das Kloster Heiligenbronn und die dortige Arbeit mit Menschen mit Behinderung, führt der Bischof weiter aus. Insbesondere sei hier sein Engagement für die Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn und deren Haus „St. Agnes“ in Spaichingen zu erwähnen. „Die Spendenaktion ‚Baut ein Haus!‘ unter seiner Schirmherrschaft motivierte und aktivierte viele Menschen zum Mitmachen und trug so maßgeblich dazu bei, dass dieses christliche Wohnheim für blinde und sehbehinderte Menschen mit Mehrfachbehinderung errichtet werden konnte.“ Beispielhaft werde hier sichtbar, wie Schuhmacher Solidarität und ehrenamtliches Engagement auch unter seinen Mitbürgern anstiften konnte, sagt der Bischof.
Dr. Ulrich Fiedler habe bereits während seines Studiums an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg Priesteramtskandidaten am Collegium Borromäum in Althebräisch unterrichtet, erinnert Bischof Fürst. 1984 trat Fiedler dann eine Anstellung als Lehrer im Kirchendienst für Latein, Griechisch und Hebräisch am Bischöflichen Konvikt in Rottweil an und unterrichtete sowohl am Lateinaufbauzug des Konvikts als auch am Albertus-Magnus-Gymnasium in Rottweil. Seit 1986 arbeitete er ganz am Konvikt und habe viele Schülergenerationen geprägt. 2007 übernahm Fiedler als erster evangelischer Direktor die Leitung eines katholischen Internats. „Bis heute darf diese Entscheidung als ein mutiges ökumenisches Zeichen gelten, das sich über die Jahre, bis zu Fiedlers Eintritt in den Ruhestand 2019, bewährt hat“, sagt Bischof Fürst. Durch die sehr erfolgreiche Gestaltung des Latein-Aufbauzugs seien im Laufe der Jahre über 40 Theologen und 17 Priester aus dem Konvikt hervorgegangen, stellt der Bischof weiter fest.
Fiedler habe auch sehr intensiv die Kontakte zur Stadt Rottweil und mit ihren Bildungs- und Kultureinrichtungen gepflegt. Dadurch sei das Konvikt ein wichtiger Bestandteil des Rottweiler Lebens. So richte er als Mitglied des Vereins „Ehemalige Synagoge Rottweil“ den jährlichen Gedenktag der Reichspogromnacht im Festsaal des Konvikts aus und arbeite als Mitglied des Geschichts- und Altertumsvereins Rottweil permanent an der Sicherung und Erforschung der Konviktsgeschichte. Unter anderem werde dies in seinem 2019 erschienenen Buch „Erinnerungen ehemaliger Konviktoren“ deutlich.
Auch im sozialen Bereich habe sich Fiedler mit dem Konvikt stark engagiert und den christlichen Auftrag der Nächstenliebe konkret umgesetzt. Beispielhaft erwähnt Bischof Fürst ein aktuelles Projekt: In unmittelbarer Nachbarschaft des Konvikts habe die Stadt jesidische Frauen mit ihren Kindern einquartiert. Das Konvikt habe für diese Kinder eine Kooperationspartnerschaft übernommen und für sie neben Nachhilfeangeboten eine Nachmittagsbetreuung mit Sport und Spiel angeboten.
Anneliese Hecht war von 1982 bis 2019 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Referentin für Bibelpastoral beim katholischen Bibelwerk in Stuttgart tätig und erstellte mit großer Kompetenz Lektorenhilfen und weitere Materialien für die Gemeindepraxis. Darüber hinaus entwickelte, organisierte und begleitete sie zahllose Kurse für Methoden der Bibelarbeit. Laut Bischof Fürst ist es ihr Verdienst, dass in den „Grundkursen zum Alten und Neuen Testament“ seit den Achtzigerjahren im gesamten deutschsprachigen Raum hunderte von Jahreskursen stattgefunden haben. Auch habe sie Tagungen zu biblischen Inhalten aller Art organisiert sowie die hochschuldidaktische Weiterbildung des Katholisch-Theologischen Fakultätentages gemeinsam mit dem Wissenschaftlichen Beirat des Katholischen Bibelwerkes initiiert und konzipiert. Nicht zu vergessen sei auch ihr Einsatz für die Vermittlung von Wissen und Didaktik für Reisen zu biblischen Orten und ihre reiche schriftstellerische Tätigkeit als Autorin und Herausgeberin.
Hecht habe sich – in kritischer Solidarität – nicht nur umfangreiche Kenntnisse zur Exegese der Heiligen Schrift erworben, sondern auch zur Bibeldidaktik, beispielsweise im Bereich des Bibliodramas, und immer wieder zu deren lebensnahen und praxistauglichen Vermittlung beigetragen. „So hat sie in wirklich unzähligen Seminaren, Vorträgen und geistlichen Gesprächen Menschen Zugänge zur Bibel eröffnet. Dabei war sie selbst weit über ihren Dienstauftrag hinaus engagiert und hat aus ihrer Glaubensüberzeugung heraus vielen Menschen wirklich die Liebe zum Wort Gottes ins Herz gepflanzt“, sagt der Bischof.
Christa Vossschulte war als Pädagogin und Politikerin tätig und habe durch ihr mannigfaltiges Engagement viele Menschen unterstützt, Mut gemacht, die eigenen Talente zu nutzen und auch durch ihr eigenes Beispiel dazu motiviert, offen und mitmenschlich füreinander da zu sein. „In den vergangenen Jahrzehnten hat sie so im Sinne von Caritas in tätiger Nächstenliebe auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern gewirkt“, stellt Bischof Fürst fest. Sie unterrichtete ab 1974 am Theodor-Heuss-Gymnasium in Esslingen, an dem sie 1980 stellvertretende Schulleiterin wurde und neun Jahre später Schulleiterin. Neben der Schule galt ihr Engagement der Politik und von 1989 bis 2011 vertrat sie als CDU-Abgeordnete den Wahlkreises Esslingen im Landtag Baden-Württemberg. Seit 1991 wirkte sie als hochschulpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion und von 2001 bis zu ihrem Ausscheiden als Vizepräsidentin des Landtags.
Auch danach setzte sie ihr politisches Engagement fort, sagt Bischof Fürst und nennt ihre Tätigkeit im Kompetenzzentrum Burundi der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg, die bestehende und neue Partnerschaften mit dem afrikanischen Land fördert. 2015 sei sie zum Beispiel Teil einer Delegation gewesen, die nach Burundi reiste, einen Journalisten im Gefängnis besuchte und sich unter anderem für Pressefreiheit einsetzte. Von 2009 bis 2019 war sie außerdem ehrenamtliche Präsidentin des Landesverbands der Musikschulen Baden-Württembergs und setzte sich für die Unterstützung und Finanzierung der Musikschulen ein.
Vossschulte war von 2014 bis 2018 auch als zweite Vorsitzende im Sozialdienst katholischer Frauen engagiert und wechselte dann in den Verwaltungsrat, dem sie bis heute angehört. „Als zweite Vorsitzende hat sie nicht nur den Neubau der Kinder- und Jugendhilfe in Neuhausen in den Jahren 2015 bis 2018 begleitet, sondern sich auch sehr für das vom Flüchtlingsfonds der Diözese Rottenburg-Stuttgart geförderte Projekt ‚Welcome‘ in der Kinder- und Jugendhilfe eingesetzt“, erinnert der Bischof. Ziel dieses Projekts sei die Förderung der Integration von jungen unbegleiteten Flüchtlingen. Dies erfolge unter anderem über die Vermittlung von ehrenamtlichen Patenschaften, durch die Unterstützung der jungen Menschen bei der Klärung ihres Aufenthaltsstatus sowie durch den Aufbau eines Netzwerks. Seit 2016 engagiere sich Vossschulte zudem selbst als ehrenamtliche Patin und gebe Deutschunterricht für junge Geflüchtete.