Soziales

Ein äußerst innovatives Projekt

Coworking Space-Eröffnung in Böblingen

Weihbischof Matthäus Karrer hält den Festvortrag bei der feierlichen Coworking Space-Eröffnung in Böblingen. Bild: Volker Schmid/Katholisches Dekanat Böblingen

Bei der Coworking Space-Eröffnung in Böblingen.

Im neu eröffneten Coworking Space „AnknüpfBar“ im Böblinger Dekanatshaus D12 präsentiert die Kirchenmusikdirektorin Marianne Aicher den Gästen das neue Schimmel- Piano. Bild: Volker Schmid/Katholisches Dekanat Böblingen

Im Böblinger Dekanatshaus D12 wurde ein kirchlich-sozialer Coworking Space eröffnet.

Mit einem Festakt samt anschließendem „Tag der offenen Tür“ wurde am Samstag, 29. März, der kirchlich-soziale Coworking Space „AnknüpfBar“ im Böblinger Dekanatshaus D12 eingeweiht. In einem Punkt waren sich dabei alle Rednerinnen und Redner einig: „Der Coworking Space im D12 ist ein mutiges, spannendes und innovatives Projekt.“

Andere Menschen wahrnehmen

Und weil der Andrang entsprechend groß war, ging die feierliche Eröffnung im benachbarten Arbeiterzentrum der Betriebsseelsorge über die Bühne, bevor der Coworking Space im D12 besichtigt werden konnte – bei Getränken, Häppchen und zum Spiel der Kirchenmusikdirektorin Marianne Aicher am brandneuen Schimmel-Piano. Die Dekanatsreferentin und Projektleiterin Annegret Hiekisch begrüßte die geladenen Gäste mit einem Lied von Hape Kerkeling, in dem er passend zum Coworking Space für Gemeinschaft wirbt: „Das hier wäre doch die Zeit zum Zusammensein!“ Dekan Anton Feil stellte die Bedeutung des Coworking Space anhand des Dekanats-Leitbildes „Der Tiefe trauen – Weite wagen – Zusammenhalt stärken“ vor und sagte: „Jeder Mensch soll seinem eigenen Herzen und seinen Impulsen trauen und andere Menschen wahrnehmen.“ Baden-Württemberg ist laut dem Dekan unter allen Bundesländern auf Platz drei in Sachen Katholiken-Zahlen, trotzdem sei „jeder Mensch kein Fall für die Statistik, sondern es wert, persönlich wahrgenommen zu werden“. Dazu trage nun auch der Coworking Space bei. 

Weihbischof Karrer hält Festvortrag

„Coworking Space oder wie die Kirche zur lernenden Organisation wird“, so lautet das Thema des Festvortrags von Weihbischof Matthäus Karrer, Leiter der Hauptabteilung „Pastorale Konzeption“ im Bischöflichen Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die Kirche müsse, so Karrer, aktuelle Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft wahrnehmen, sich aber auch eingestehen, dass sie sich mit manchen Entwicklungen in eine Sackgasse begeben hat. „Es ist ein hehres Ziel, in den Sackgassen nicht stehen zu bleiben, sondern umzukehren“, betonte der Weihbischof. Es müssten Lösungen entwickelt und erprobt werden „mit dem Ziel, neue Wirksamkeit zu erreichen“: „In der Entwicklung möglicher innovativer Lösungen ist Kirche dabei gut beraten, nicht nur auf eigene Ressourcen zurückzugreifen, sondern von anderen zu lernen“, so Karrer. Und hier kommt die „AnknüpfBar“ ins Spiel: Denn dieser Coworking Space ist laut dem Weihbischof eine Lösung, die es zu erproben gilt: „Wir wissen nicht, ob es funktioniert und das ist gut so." 

Kirche schafft Räume für Menschen

Coworking heißt, dass Kirche ihre Räume zu öffentlichen Räumen macht, sie also freigibt für die Menschen im Sozialraum. Und dieses sozialraumorientierte Handeln muss sich laut dem Weihbischof an den Interessen der Menschen orientieren, aber auch Eigeninitiative unterstützen und Hilfe zur Selbsthilfe geben. Es müssen Kooperationen entstehen und Netzwerke koordiniert werden. Dazu sollen die vorhandenen Ressourcen genutzt, und es soll zielgruppen- und bereichsübergreifend agiert werden. So vernetzt sich Kirche und schafft Räume für Menschen. Es entstehen neue Formen der Gemeinschaft, in denen man voneinander lernen kann. Und an diesen neuen Orten ist die Gottesvermutung besonders verlockend: „Es kann interessant werden zu erfahren, welche Wege Gott mit den Menschen in einem Coworking Space geht und wie diese dort von Sinn, Hoffnung und dem Göttlichen
sprechen. Denn Glaube manifestiert sich nicht am Sonntag im Gottesdienst, sondern von Montag bis Samstag“, erklärte Karrer.

"Sie sehen, dass die ersten Christen Coworker waren“

In der diözesanen Kirchenentwicklung geht es laut Karrer auch um Kirche als lernende Organisation. Denn man habe gelernt, dass Kirche sich nicht auf sich selbst beziehen darf, sie auf Vernetzung und Netzwerke angewiesen ist und viele Orte braucht. Kirche darf nicht nur Glauben lehren, sondern muss sich mehr auf ein Entdecken des Glaubens verstehen. Zudem bringt die Zusammenarbeit unterschiedlicher Kompetenzen im Haupt- und Ehrenamt laut
Karrer mehr Wirksamkeit: „Wir müssen unsere Mitglieder zu Seelsorgern machen.“ Abschließend stellte Weihbischof Matthäus Karrer die Frage „Ist auch Gott ein Coworker?“ Da wollte er sich nicht festlegen: „Ich überlassen die Antwort mal Ihnen und den Gesprächen heute“, sagte er und empfahl aber die Lektüre der Apostelgeschichte: „Da werden Sie sehen, dass die ersten Christen Coworker waren.“

"Neue Wege gehen, damit Glauben zündet"

Das D12-Team stellte anhand einer Präsentation die Besonderheiten des Coworking Space dar, bevor es einige Grußworte gab. Die Sozialpädagogin Regina Vogt, die bei der Stadt Böblingen für die Quartiersentwicklung verantwortlich ist, präsentierte den Slogan „Gemeinsam für Böblingen“ und sagte: „Der passt ganz gut zum Coworking Space!“ Am Beispiel von Stadteiltreffs stellte sie die Bedeutung von Begegnungsmöglichkeiten heraus und betonte:
„Es ist wichtig, dass hier ein neuer Treff für junge, aber auch für ältere Menschen entsteht.“ Jürgen Jakob Kehrer, evangelischer Theologe und Coworking-Experte, konnte leider nicht anwesend sein, lobte in seiner Videobotschaft die „AnknüpfBar“ aber als ein „ganz besonders innovatives Projekt“. Der Betriebswirtschaftler Prof. Dr. Sven Laudien, Rektor der „media Akademie Stuttgart“, betonte, dass beim Coworking die soziale Komponente immer wichtiger werde. „Und dieser Coworking Space ist deutschland- oder sogar europaweit der erste, der den sozialen Charakter hervorhebt“, erklärte Landien. Gerhard Rauscher aus dem Vorstand der die „AnknüpfBar“ fördernden Bischof-Moser-Stiftung brachte zum Ausdruck, dass dieses Projekt perfekt zum Motto der Stiftung „Neue Wege gehen, damit Glauben zündet“ passt. Er wünschte allen Beteiligten „viele angenehme Begegnungen, geistreiche Initiativen und lebensfrohe Stunden bei Spiel und Kultur und bei allem – Gottes Segen."

Nachmittags gab es ein Parkplatz-Fest mit Kinderprogramm und Kreativangeboten der Initiative Kunterbunt und viele Interessierte beschnupperten den Coworking Space im D12 bei einem „Tag der offenen Tür“. Auch Weihbischof Matthäus Karrer zeigte sich nach der Besichtigung äußerst angetan von der „AnknüpfBar“: „Der Coworking Space im D12 ist sehr geschmackvoll und innovativ eingerichtet und lädt zur Arbeit und Begegnung ein“, stellte er fest.

 

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