Geschichte

Ein bedeutender und herzlicher Theologe

Fries-Büste

Eine Büste des Künstlers Karlheinz Oswald erinnert im Heinrich-Fries-Haus Heilbronn an den namensgebenden Theologen. Foto: DRS/Guzy

Am 19. November jährt sich der Todestag von Heinrich Fries zum 25. Mal. In seiner Heimat wird an die Aktualität seiner Arbeiten erinnert.

Als einen herzlichen und umgänglichen Menschen beschreibt Reiner Maier seinen Onkel Heinrich Fries. Die Liebe zur Musik habe sie verbunden, sagt Maier. Als einen den Menschen zugewandten Professor erlebte Reinhold Jochim den Theologen Heinrich Fries. Auch wenn dieser heutzutage in der breiten Öffentlichkeit eher unbekannt ist, gehörte er doch zu einer der wichtigen Stimmen seines Fachs. Sein großes Thema war die Ökumene. In Oedheim im Landkreis Heilbronn bleibt Fries 25 Jahre nach seinem Tod nicht nur damit in besonderer Erinnerung.

„Nach Oedheim ist er regelmäßig gekommen. Im Haus, wo seine Schwester wohnte, hatte er oben eine Wohnung“, erinnert sich Maier. Die Besuche fanden meist in den Tagen nach Weihnachten statt, weiß Jochim: „Wenn Fries in Oedheim war, hat er Gottesdienste gehalten. Er hat sehr ansprechend gepredigt.“

Kindheit in Oedheim

„Fries wurde über die theologische Fachwelt hinaus bekannt, weil er sich mühte, die Grenzen einer rein wissenschaftlichen Theologie zu sprengen. Er sprach Menschen an, die sich mit einem traditionellen Glauben nicht mehr zufriedengeben konnten, die mit der Kirche ihre Schwierigkeiten hatten und denen sie oft eher ein Ärgernis als eine Hilfe zum Glauben darstellte. Um von ihnen verstanden zu werden, schrieb er so, dass sie es rezipieren konnten“, heißt es im Beitrag von Peter Neuner in den Baden-Württembergischen Biographien. Der Autor zählt Fries zu den profiliertesten Vertretern der katholischen Theologie im 20. Jahrhundert.

Fries wurde am 31. Dezember 1911 in Mannheim geboren. Er wuchs aber vor allem in Oedheim auf, dem Heimatort seiner Mutter, wohin die Familie 1919 zog. Der junge Fries ging in die Volksschule in Oedheim und besuchte dann die Lateinschule in Neuenstadt. „Den Weg von Oedheim nach Neuenstadt musste ich zu Fuß gehen, im Winter und bei Nacht in der Begleitung meiner Mutter“, schrieb er einmal für einen von Thomas Seitz herausgegebenen Band der Oedheimer Hefte.

Wirken als Professor

Nach dem Konvikt in Rottweil studierte Fries katholische Theologie in Tübingen. Im Jahr 1936 empfing er die Priesterweihe in Rottenburg. Fries promovierte. Im Jahr 1945 schloss sich die Habilitation an. Ab 1950 war Fries Professor für Fundamentaltheologie in Tübingen. Dann folgte er einem Ruf als Professor für Fundamentaltheologie an die Universität München. Im Jahr 1964 wurde das Institut für Ökumenische Theologie in München mit Fries als Direktor eingerichtet.

Als Mitglied der „Würzburger Synode“ kämpfte Fries „darum, den Spielraum, den das Konzil eröffnet hatte, möglichst auszuschöpfen, insbesondere hinsichtlich einer Gemeinschaft im Herrenmahl für konfessionsverschiedene Ehen“ (Peter Neuner). Fries geriet mit dem Thema Ökumene ins Zentrum von Auseinandersetzungen, so zum Beispiel nach Erscheinen des „Memorandums über Reform und Anerkennung kirchlicher Ämter“ Anfang der 1970er Jahre.

Die Aktualität seiner Arbeit

Im Jahr 1979 wurde Fries emeritiert. Er starb am 19. November 1998 in München und wurde in Oedheim beigesetzt. Beim Requiem predigte Bischof Walter Kasper.

„Fries hat Themen angesprochen, die heute noch aktuell sind. Vieles ist noch nicht eingelöst“, erklärt Jochim. Er zählt die Stellung der Laien und besonders die der Frauen in der Kirche auf. Jochim zeigt sich fasziniert vom Werk des Theologen. „Ich habe einige Monate lang noch einmal die Bücher von Heinrich Fries gelesen, die ich bereits vor vielen Jahren gelesen habe“, sagt Jochim. Der 70-Jährige war Pastoralreferent, zuletzt in Kirchheim unter Teck, und gehört zum Vorstand der Katholischen Erwachsenenbildung Kreis Heilbronn. Jochim wuchs in Oedheim auf, wo er heute wieder wohnt. Er erlebte Fries nicht nur bei dessen Besuchen im Heimatort. In den 1970er Jahren war Jochim während seines Theologiestudiums ein Jahr lang in München.

Hohe Auszeichnungen

Zusammen mit dem 63-jährigen Fries-Neffen Maier und einer jungen Großnichte von Fries gestaltet er einen Gedenkgottesdienst zum 25. Todestag des Theologen. Sie greifen darin vor dem Hintergrund aktueller kirchlicher Debatten einige seiner wichtigsten Aussagen auf. Der Gottesdienst findet in Oedheim statt.

Der kleine Ort machte Fries zu einem seiner Ehrenbürger. Außerdem ist dort eine Straße nach ihm benannt. Die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst würdigten außerdem Fries zu Lebzeiten. In Heilbronn bekam das im Jahr 2007 eröffnete Haus der katholischen Kirche den Namen Heinrich-Fries-Haus, um an den Einsatz für die Ökumene und den herzlichen Charakter zu erinnern. Der Namenszug am Gebäude, eine Büste im Eingangsbereich und eine Büchersammlung im ersten Stock halten im Haus das Andenken an Fries wach.

Erinnerungen des Neffen

„Man konnte mit ihm offen diskutieren, das war echt stark“, beschreibt Maier Begegnungen mit seinem Onkel. Den habe er in den Ferien in München besucht. Maier hat selbst katholische Theologie studiert. Er ist Lehrer in Ludwigsburg, wo er heute auch lebt. Von einem intensiven, lebendigen Austausch spricht der Neffe. Er habe immer erfahren, woran sein Onkel gerade arbeite.

Fries gab sich immer zuversichtlich, so beispielsweise in seiner Abschiedsvorlesung. Gleichwohl erlebte er Enttäuschungen über die Reformfähigkeit der Kirche, die in sein Buch „Leiden an der Kirche“ einflossen. „Diejenigen, die sich mit Ökumene befassen, können ermessen, was für eine Pionierarbeit er geleistet hat“, würdigt Maier seinen Onkel.

Gottesdienst zum Gedenken

Anlässlich des 25. Todestages wird am Sonntag, 19. November, in einem Gottesdienst an das Wirken des Theologen Heinrich Fries erinnert. Beginn ist um 10 Uhr in der Kirche St. Mauritius in Oedheim.

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