„Kommt und seht“ – die Antwort Jesu auf die Frage seiner Jünger, wo er wohne – ist Leitwort für die Präsentation dieses Kunstprojekts von Ursula Mayländer-Welte, Bernd Schwander und Norbert Riggenmann. Das monumentale Bildwerk in Gestalt eines mittelalterlichen Flügelaltars entstand zwischen 2017 und 2020. Es zeigt auf der „Alltagsseite“ die Gottesmutter mit dem Leichnam Christi; die „Festtagsseite“ ist der Erscheinung Christi zum Jüngsten Gericht gewidmet. „Entstanden ist damit ein Fest der Malerei, das mit überbordender Erzähllust Grundfragen des christlichen Weltverständnisses umkreist“, sagt Dr. Oliver Schütz, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung Ulm-Alb-Donau, die das Werk in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde St. Michael zu den Wengen präsentiert.
„Verbotene Früchte"
In dieser spannenden Auseinandersetzung von mittelalterlicher Bildtradition und modernem Kunstverständnis fallen auf der „Festtagsseite“ sogleich Adam und Eva im Paradies ins Auge: Eine Schlange flüstert Adam ins Ohr, in der linken Hand hält er die „verbotene Frucht". So weit, so bekannt. Doch die „Früchte“, denen Adam seine Aufmerksamkeit schenkt, sind wie Perlen einer Kette um einen grün umrankten „Baum der Erkenntnis“ aneinandergereiht und verjüngen sich zu grauen Kugeln, die auch Zellen oder Atome sein könnten; am Ende der Kette findet sich ein Molekül mit Anklängen an das Brüsseler „Atomium". Weit ausgestreckt, fast krakenhaft umfassen die Arme dieses gruseligen Baumes auch Embryonen und Feten, die ihrer natürlichen Umgebung beraubt und, wie in Seifenblasen schwimmend, der Verfügungsgewalt der Medizin durch Präimplantationsdiagnostik oder auch Leihmutterschaft ausgeliefert sind: Aus der rechten Hand des Menschen, die sich anschickt, selbst Schöpfer zu spielen, erwächst eine grässliche Schlange.