Personal

Ein "Freund des Wortes" geht

Freiheitsenergie für einen Ermutiger: Domkapitular Holger Winterholer überreicht Hans-Joachim Remmert zum Abschied ein Windrad. Bild: angelika-kamlage.de

Der Calwer Dekanatsreferent Hans-Joachim Remmert wurde vergangene Woche feierlich in den Ruhestand verabschiedet.

Am 10. März wurde der katholische Dekanatsreferent im Dekanat Calw, Hans-Joachim Remmert, mit geladenen Gästen Im Gemeindehaus der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche in Heumaden in den Ruhestand verabschiedet

Der ehemalige Dekan Holger Winterholer, jetzt Domkapitular und Leiter der Hauptabteilung Pastorales Personal im Bischöflichen Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart, hat zu Beginn seiner Dankesrede die in Cernowitz, in der heutigen Ukraine, geborene jüdische Schriftstellerin Rose Ausländer zitiert -  "Immer sind es die Menschen / Du weißt es / Ihr Herz / ist ein kleiner Stern / der die Erde beleuchtet" - und damit in besonderer Weise ein Flehen um Frieden in der Ukraine verbunden.

Die Zeilen waren aber auch die begleitenden Worte für das bunte, farbenfrohe Windrad, das er als Abschiedsgeschenk für Hans-Joachim Remmert mitgebracht hatte. Er fand es sehr aussagekräftig für das Wirken von  Remmert in den vergangenen 7 Jahren. So ein Windrad stehe nicht nur für ökologische Energie, sondern für "Freiheitsenergie", welche die Person Hans-Joachim Remmerts charakterisiere. "Er war ein Energiebündel für das Dekanat. Dynamisch und leidenschaftlich haben Sie hier im Dekanat als Dekanatsreferent und Bildungsreferent gewirkt", sagte Winterholer.

Am 1. März 2015 hatte Hans-Joachim Remmert in Calw als Dekanats- und Bildungsreferent begonnen. Davor war er Pastoralreferent in der Seelsorgeeinheit Sindelfingen-Dagersheim. Dort hatte er im August 1993 seinen Dienst als Pastoralreferent nach der Ausbildung in Spaichingen begonnen. Remmert konnte immer auf ein "breites und tiefes theologisches Wissen zurückgreifen, war ein pastoral, den Menschen zugewandter Mitarbeiter im Dekanat", so Winterholer. Er würdigte die spirituelle Weise, mit der Remmert "als Weggefährte und Zeuge mitten im Leben und unterwegs mit den anderen war".

Auf die Fächer des Windrads hatte Domkapitular Winterholer jeweils die Begriffe geschrieben, die Hans-Joachim Remmert charakterisierten, zum Beispiel "Ermutiger": "So einer waren Sie für uns alle, lieber 'Hajo' - wie Sie liebevoll und anerkennend von Ihren Freunden genannt werden."

Winterholer zitierte aus einem Brief zum 25-jährigen Dienstjubiläum von Bischof Dr. Gebhard Fürst im März 2012: "Mit Ihrem wachen Blick für die Situation, die Fragen und Nöte der Menschen, sind Sie ein Seelsorger im besten Sinne des Wortes. Sie setzen sich couragiert für andere ein, …" . Winterholer ergänzte: "Ihre Liebe zum Wort, Ihre Kreativität, Ihr reicher Erfahrungsschatz waren dabei ein unausschöpflicher Quell." Schließlich würdigte Winterholer den Visionär Remmert, auf den immer Verlass war.

Eine schwere Erkrankung riss Hans-Joachim Remmert aus dem Berufsleben, aber "in Ihrer eigenen Not mit den Zweifeln und Ihrem ganz persönlichen Ringen ob Ihres Schicksals" sei er sich treu geblieben. "In Ihren literarischen Texten fand dies einen ganz persönlichen Ausdruck, der auch unsere Herzen bewegte und uns teilhaben ließ an Ihrem Ringen mit Gott", so Winterholer, der mit einem ganz persönlichen Dank für die gemeinsame Zeit seine Rede schloss.

Franz Rude, Referent für Pastorales Personal des Bischöflichen Ordinariats, überreichte dem Ehepaar Remmert als Dank einen Blumenstrauß und Kataloge von Sonder-Ausstellungen des Diözesanmuseums.

Der evangelische Schuldekan und Vorsitzende des evangelischen Bildungswerks, Thorsten Trautwein, dankte im Namen der evangelischen Schwesterkirche herzlich Hans-Joachim Remmert für das vertrauensvolle ökumenische Miteinander in der Bildungsarbeit, das sich bei besonderen Projekten und regelmäßig bei den Akademien in Calw, Altensteig und Neuenbürg bewährte. Besonders beeindruckte ihn, "wie Sie menschliche Lebenserfahrung und theologische Reflexion in einer poetischen Sprache verbinden. Das stärkt den Verstand und die Seele."

Der Vorsitzende der keb Nördlicher Schwarzwald, Peter Schlang, lobte in seinem Dankeswort die unkomplizierte, erfüllende und äußerst kreative Zusammenarbeit des Bildungsreferenten mit dem Vorstand. Er schilderte, wie Projekte und gemeinsame Unternehmungen im fruchtbareren Dialog gewachsen sind, etwa die im Klostermuseum in Hirsau realisierten Ausstellungen und die von Hans-Joachim Remmert dazu verfassten Begleittexte. Diese oft prophetischen Impulse seien ein bleibendes Vermächtnis Remmerts.

Der Sprecher der Gruppe der DekanatsreferentInnen aus der Region West, Hans-Peter Mattes aus Tuttlingen, übergab Wünsche der Kolleginnen und Kollegen und ein Kunstwerk aus Glas des Künstlers Tobias Kammerer. Mattes dankte für viele gemeinsame Begegnungen, zuletzt in Präsenz in Calw, wo Remmert durch die ehemalige Klosteranlage Hirsau führte.

Der Kollege und Leiter der katholischen Erwachsenenbildung in Böblingen, Dr. Dirk Steinfort, erzählte von ganz persönlichen Verbindungen über eine WhatsApp-Gruppe in der Hajo Remmert erst kürzlich einen politischen Gebetsaufruf angesichts der Ukrainekrise teilte und kommentierte: "Typisch Hajo: Der Blick geht weit über den eigenen Tellerrand hinaus und wendet sich den Opfern, den anderen, denen am Wegrand zu. Sympathischer Zeitgenosse, politisch aufmerksam und sensibel für das, was nötig ist."

Dass Hans-Joachim Remmert "ein Freund des Wortes" ist, zeigt sich in den von ihm verfassten Texten. Stellvertretend nannte Steinfort ein aktuelles Beispiel: "Dunkle Täler voll verlassener Stille / Gebrochene Silben jenseits aller Antworten / Losgehen, vertrauen, / aber nicht wissen / auch jenseits aller Grenzen / geh ich zitternd hoffend meinen Weg." Auch das typisch Hajo, wie Steinfort meinte. Er dringe darauf, weiter dabei zu sein und mitzudenken, obwohl er selbst schwer gezeichnet von seiner Krankheit und immer mehr am Rand aller Kräfte sei. Remmert stifte Impulse in großer Klarheit und Weite. Durch die Schule der Dichtung und Kunst zu einer poetisch berührenden Sprache erreiche er zahlreiche Menschen, die ihn lesen oder hören. Dirk Steinfort charakterisierte Hans-Joachim Remmert als einen Menschen aus dem Ruhrpott - uneitel, bodenständig, verlässlich, mit einem weichen, verletzlichen Kern unter der rauhen, reichlich ramponierten Schale und überreichte als Geschenk eine Christus-Ikone.

Die gewählte Vorsitzende des Dekanatsrats, Hannefriedel Westphal, betonte das hohe Engagement und die humorvolle Art, mit der Hans-Joachim Remmert seinen Dienst als Dekanatsreferent versah und bedankte sich herzlich im Namen der Ehrenamtlichen für sein Wirken.

Rémi Denoix in seiner Funktion als Krankheitsvertreter von Hans-Joachim Remmert überreichte schließlich zusätzlich zu den vielen anderen Geschenken ein Gemeinschaftsgeschenk von Kirchengemeinden, der Katholischen Erwachsenenbildung und des Dekanats: Einen Gutschein für die Familie für einen Besuch im Ruhrstadion. Es sei  sein Traum, meinte Hajo Remmert im Vorfeld, "noch einmal zu meinem VfL ins Bochumer Ruhrstadion gehen zu dürfen, aber ich weiß nicht, ob ich das tatsächlich noch schaffe. Auch wenn Geldgeschenke nicht schön sind, scheint es mir dennoch in dieser Situation am besten, weil es uns die Freiheit lässt zu entscheiden, was gesundheitlich möglich ist."

Hans-Joachim Remmert selbst bedankte sich bei allen Anwesenden und Rednern ganz herzlich für die gemeinsame Zeit und bekam "Standing Ovations".

Eingerahmt wurde die Feierlichkeit von virtuosen Gitarrenklängen mit dem Konzertgitarristen Helmut Rauscher aus Bad Liebenzell.

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