ako

"Ein ganz besonderer Schatz"

Geschäftsführerin Sarah Kubin-Scharnowski. Bild: Eva Wiedemann

Geschäftsführerin Sarah Kubin-Scharnowski spricht im Interview über das 50-jährige Bestehen der ako in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Frau Kubin-Scharnowski, was verbirgt sich hinter der Arbeitsgemeinschaft katholischer Organisationen und Verbände(ako)?

Wir sind eine Plattform und ein Netzwerk für die katholischen Verbände und Organisationen in unserer Diözese. Aktuell versammeln sich unter unserem Dach 36 Verbände beziehungsweise Organisationen. Dahinter stecken dann rund 145.000 Mitglieder in der gesamten Diözese. Als ako wirken wir sowohl nach außen als auch in die Kirche hinein. So sind beispielsweise unsere fünf Vorstände Mitglied im Diözesanrat. Wir regen Kooperationen unter den Verbänden und mit internen und externen Partnern an – wie im vergangenen Jahr beim großen Fachtag zum ‚Bezahlbaren Wohnraum‘ oder beim Ehrenamtskongress.

Welche Bandbreite decken die Mitgliedverbände der ako ab?

Bei uns sind große Verbände, wie der Malteser Hilfsdienst oder der Caritasverband der Diözese genau so organisiert wie eher kleine Organisationen wie der Heliand-Bund, die Stefanus-Gemeinschaft oder der Kreuzbund. Die ako deckt damit eine Vielzahl an Themen und Organisationsformen ab. Darin liegt auch die Herausforderung unserer Arbeit.

Was bedeutet das konkret? Welche Themen stehen im Mittelpunkt Ihrer Arbeit?

Alle unsere Mitglieder beschäftigen sich mit der Frage, wie es in Zukunft weiter geht – analog zur Katholischen Kirche insgesamt. Und analog zum gesellschaftlichen Trend, sich immer weniger fest binden zu wollen, kämpfen auch viele Verbände mit der Überalterung ihrer Mitglieder, weil immer weniger junge Menschen in den Organisationen nachrücken. Zudem leiden die Verbände unter der teilweise schlechten Berichterstattung, die die Kirche in den vergangenen Jahren rund um das Thema Missbrauch erhalten hat. Hier werden die Verbände oftmals mit in einen Sack gesteckt und das macht ihre Arbeit natürlich auch nicht einfacher.

Wie entstand die ako?

Unsere Satzung wurde 1970 verabschiedet – daher auch das diesjährige runde Jubiläum. Damit hat sich die AKO offiziell konstituiert. Einen losen Zusammenschluss mehrerer Verbände gibt es aber schon seit 1950. Damals starteten der Katholische Deutsche Frauenbund, das Männer- und das Kolpingwerk sowie der Bund der Deutschen Katholischen Jugend mit dem Austausch. Ziel war und ist: gemeinsame Schwerpunkte finden, Ziele vereinbaren und sich mit einer Stimme äußern.

In welcher Form geschieht dies?

Neben vielen weiteren Angeboten ist unsere zentrale Veranstaltung der ‚Tag der Verbände‘, der einmal jährlich stattfindet – dieses Jahr inklusive des Festakts zum 50-Jahr-Jubiläum. Diese Tagung nutzen wir für die Abstimmung und den Austausch untereinander, aber auch ganz gezielt, um mit dem Bischof und den Mitarbeitern des Bischöflichen Ordinariats ins Gespräch zu kommen. Dieses Angebot wird von unseren Mitgliedern sehr gut wahrgenommen. Der ‚Tag der Verbände‘ spiegelt dabei die Herausforderungen der jeweiligen Zeit wider. So steht er dieses Jahr – ganz im Sinne davon, dass wir neue Wege beschreiten möchten, unter anderem um wieder mehr Mitglieder in den Verbänden zu gewinnen – unter dem Motto ‚aktiv – kreativ – offensiv‘.

Was genau erwartet die Gäste dieses ganz besonderen „Tags der Verbände“ am Wochenende denn?

Die Tagung ist zweigeteilt. Der Freitag steht ganz im Zeichen des Rückblicks auf die Geschichte der ako. Zeitzeugen berichten aus der 50-jährigen Geschichte, und zusammen mit Bischof Gebhard Fürst wollen wir darüber ins Gespräch kommen. Wir betrachten die Friedensarbeit, die Beteiligung der ako an der Gründung des Diözesanrates, die Aktion Hoffnung und den Dialog zwischen Verbänden und Kirche. Dabei werfen wir sowohl den Blick zurück als auch in die Gegenwart. Die Tagesschau zeigt ja beispielsweise täglich, wir hoch aktuell Friedensarbeit auch heute ist.
Am Samstag geht es uns darum, Impulse für die Verbandsarbeit der Zukunft zu setzen. Wir haben den Landesgeschäftsführer des Sozialverbands VdK zu Gast, sprechen über die politische Verbandsarbeit und die agile Wohlfahrt und blicken auf die Kirche, die sich auf den Weg in die Zukunft macht. Wir werden miteinander diskutieren und schauen, wie wir gemeinsam die nächsten 50 Jahre angehen.

Was bedeutet für Sie die ako?

Bevor ich Geschäftsführerin der ako geworden bin, war Kirche für mich primär die Ortsgemeinde. An meiner jetzigen Stelle habe ich gelernt: Kirche ist viel mehr. Sie ist sicherlich auch noch viel mehr als die ako. Schließlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer Verbände. Was die Kirche aus meiner Sicht dringend benötigt, ist genau diese Buntheit und sind genau diese unterschiedlichen Herangehensweisen an ein Thema. Gerade die Verbände erfüllen heute häufig das, was die Menschen sich von der Kirche insgesamt wünschen. Betrachten Sie nur das große Engagement für Benachteiligte hier und international, ihre demokratischen Strukturen oder die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Verbände sind in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen präsent und bieten vielfältigste spirituelle Erfahrungen. Sie integrieren auch Menschen, die von den örtlichen Gemeinden nicht erreicht werden und bieten ihnen eine Heimat in der Kirche. Das ist ein Schatz, den es noch stärker wahrzunehmen gilt, und ein ganz besonderer Reichtum, ohne den die aktuelle Situation der Kirche sicher noch ganz anders aussehen würde.

Zur Person:
Sarah Kubin-Scharnowski ist 40 Jahre alt und Kulturwissenschaftlerin. Seit rund vier Jahren ist sie die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft katholischer Organisationen und Verbände.

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