Was ist an folgendem Gebet besonders? „Lieber Gott, Wir bitten Dich heute um Frieden in unseren Herzen, in unseren Familien, in unseren Gemeinden und in der ganzen Welt. Schenke uns Weisheit, um Konflikte friedlich zu lösen, und die Kraft, Geduld und Mitgefühl zu zeigen. Hilf uns, uns gegenseitig zu respektieren und zu lieben, unabhängig von unseren Unterschieden. Lass uns Frieden finden und ihn teilen, damit jeder in dieser Welt in Sicherheit und Freiheit leben kann. Wir danken Dir für Deine unendliche Gnade und Barmherzigkeit. Amen.“ Das Gebet stammt von keinem Seelsorger oder Theologen, sondern von einer künstlichen Intelligenz (KI): dem Textgenerator ChatGPT der Entwicklerfirma OpenAI.
„Das Gebet würde ich gleich so nehmen“, sagt Michael Dieterle auf die Frage nach seiner fachlichen Einschätzung. Den vorgelegten Text hat ChatGPT zuvor nach Eingabe der Anweisung „Schreibe ein Gebet für Frieden“ in wenigen Sekunden Wort für Wort ausgegeben. Das Gebet sei in Ordnung, erklärt Dieterle. Der Heilbronner Dekanatsreferent hat sich eigener Aussage nach noch nicht eingehender mit ChatGPT befasst. Gehört habe er aber schon davon.
Schnell wachsende Zugriffszahlen
Seit der Veröffentlichung Ende vergangenen Jahres sorgt ChatGPT schließlich für Furore und viel mediale Aufmerksamkeit. So vermeldete vor einigen Tagen Reuters unter Bezug auf eine Studie der Bank UBS, dass ChatGPT im Januar die Marke von 100 Millionen aktiven Nutzer:innen erreicht habe. Das mache den Textgenerator zur am schnellsten wachsenden Verbraucheranwendung in der Geschichte.
Doch wie funktioniert das Ganze? Wer ChatGPT selbst ausprobieren möchte, braucht zunächst etwas Glück und Geduld. Bei der großen Anzahl an Neugierigen sind die Serverkapazitäten oft erschöpft und ChatGPT übers Web nicht zu erreichen – die jüngste kostenpflichtige Variante ChatGPT Plus verspricht den Abonnent:innen einen festen Zugang. Hat es dann doch einmal geklappt, muss zunächst ein Account mit E-Mail und Passwort angelegt werden. Danach kann es losgehen.
Das Gespräch beginnt
Es erscheint eine sehr aufgeräumt aussehende Seite mit einigen kurzen Erläuterungen und Hinweisen, und dem Wichtigsten: einer Eingabezeile. In die lässt sich jede beliebige Frage oder Anweisung an das textorientierte Dialogsystem ChatGPT eintippen.
Wie soll man dich anreden?
„Sie können mich einfach ,ChatGPT‘ nennen. Alternativ können Sie auch ,OpenAI-Modell‘ oder einfach ,AI‘ verwenden. Es ist nicht notwendig, mich mit einem formelleren Titel wie ,Sir‘ oder ,Madam‘ anzureden.
Wieso bist du so schwer zu erreichen?
„Ich bin ein computerbasiertes Programm, das von OpenAI trainiert wurde, und obwohl ich für den Benutzer jederzeit verfügbar sein sollte, kann es in bestimmten Situationen Schwierigkeiten geben, mich zu erreichen, wie zum Beispiel:
1. Technische Störungen oder Wartungsarbeiten
2. Überlastung des Servers, insbesondere während Zeiten hoher Benutzeraktivität
3. Netzwerkprobleme oder Verbindungsprobleme
Wenn Sie Schwierigkeiten beim Zugriff auf mich haben, können Sie es später erneut versuchen oder OpenAI direkt kontaktieren, um das Problem zu lösen.“
ChatGPT wählt nicht einfach aus vorformulierten und abgespeicherten Antwortmöglichkeiten aus, sondern verarbeitet jede Anfrage mit seiner KI, um eine passende schriftliche Ausgabe zu erzeugen. Dafür ist das Sprach-Modell der KI mit einer Unmenge von Text trainiert worden.
Wie funktionierst du?
„Ich bin ein künstlicher Intelligenz-Chatbot, der auf Natural Language Processing (NLP) und maschinellem Lernen spezialisiert ist. Ich wurde von OpenAI trainiert, indem ich eine enorme Menge an Texten und Daten aus dem Internet verarbeitet habe.
Wenn Sie eine Frage stellen oder eine Anfrage an mich senden, verwende ich meine Fähigkeiten im NLP, um Ihre Eingabe zu verstehen und eine angemessene Antwort zu generieren. Dies geschieht in Echtzeit, und ich verwende mein Vorwissen und meine Fähigkeit zum maschinellen Lernen, um sicherzustellen, dass meine Antworten so präzise und relevant wie möglich sind.
Ich bin darauf ausgelegt, so menschenähnlich wie möglich zu kommunizieren, aber es ist wichtig zu beachten, dass ich trotzdem ein Computerprogramm bin und keine menschliche Intelligenz oder Empathie besitze.“
Im Prinzip beruht solch eine Sprach KI auf statistischen Zusammenhängen. Durch das Training wurde das Sprach-Modell so justiert, dass es Wortfolgen prognostizieren kann. Es gibt also Wortfolgen aus, die am wahrscheinlichsten miteinander in Verbindung stehen. ChatGPT kann dabei auch falsche Informationen, schädliche Anweisungen oder voreingenommenen Inhalt produzieren, wie OpenAI hinweist, die Entwicklerfirma hinter der KI-Anwendung. Denn: Das Trainingsmaterial macht sozusagen die Musik. Im Falle von ChatGPT stammt das Trainingsmaterial aus der Zeit bis 2021. Damit hat ChatGPT nur ein beschränktes Wissen von der Welt und den Ereignissen nach 2021, wie es auf der Eingabeseite heißt.
Kennst du Bischof Dr. Gebhard Fürst?
„Ja, ich bin mit Bischof Dr. Gebhard Fürst vertraut. Er ist ein deutscher Theologe und seit 1996 Bischof im Bistum Stuttgart.“
Fehler passieren also - Bischof Dr. Gebhard Fürst leitet die Diözese Rottenburg-Stuttgart seit dem Jahr 2000. Ob der generierte Text auch wirklich richtig ist, muss daher immer selbst überprüft werden. Eigene Recherchearbeit und der eigene kritische Verstand bleiben – wie sonst auch in der digitalen Welt – weiterhin gefragt. Trotzdem begeistert ChatGPT Millionen von Usern, nicht zuletzt da die KI Texte jeder Art im treffenden Duktus auf den Bildschirm zaubert.