Katholischer Medienpreis

"Monumentaler Befreiungsschlag"

Die Preisträger des Katholischen Medienpreises 2022 mit Kardinal Reinhard Marx (links), dem Vorsitzenden der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, und dem Jury-Vorsitzenden, dem Rottenburger Weihbischof Matthäus Karrer (rechts): Tobias Scharnagl (Kategorie Printmedien), Britta Rotsch (Kategorie Radio), Hajo Seppelt und Katharina Kühn (beide Autoren-Team der Dokumentation "Wie Gott uns schuf" / Kategorie Fernsehen), Anja Krug-Metzinger (Sonderpreis der Jury), Marc Rosenthal und Peter Wozny (beide Autoren-Team der Dokumentation "Wie Gott uns schuf" / Kategorie Fernsehen). Bild: Deutsche Bischofskonferenz / Julia Steinbrecht

Katholischer Medienpreis zum 20. Mal verliehen: Der Hauptpreis ging an die Dokumentation "Wie Gott uns schuf - Coming-Out in der Katholischen Kirche".

Der Katholische Medienpreis ist am 3. November zum 20. Mal verliehen worden. Der Festakt der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten e. V. (GKP) und dem Katholischen Medienverband e. V. (KM.) fand mit mehr als 250 Gästen während des Katholischen Medienkongresses (2.bis 4. November) im LVR Landesmuseum in Bonn statt. 173 Beiträge wurden eingereicht und von einer Fachjury gesichtet.

 

Ohne einen starken und unabhängigen Journalismus
können wir die Krisen unserer Zeit nicht meistern.

Kardinal Reinhard Marx

 

Kardinal Reinhard Marx (München und Freising), Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, nahm die Auszeichnungen vor und betonte in seiner Ansprache: "Für mich ist eindeutig: ohne einen starken und unabhängigen Journalismus können wir die Krisen unserer Zeit nicht meistern."

Als Kirche seien wir in der Verantwortung, den Journalismus zu stärken, denn "Medien schaffen Diskursräume, die die Menschen zusammenführen, sie kritisieren und offenbaren Fehlentwicklungen und Missstände, natürlich auch in der Kirche". Funktionierende Medien seien eine Säule unserer Gesellschaft, die dauerhaften Schieflagen entgegenwirken könne. "Unsere diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger haben sich auf genau diese Suche begeben, um berührende und gesellschaftlich relevante Geschichten zu erzählen", so Kardinal Marx.

Hauptpreis für die Dokumentation "Wie Gott uns schuf"

Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an das Autoren-Team Hajo Seppelt, Katharina Kühn, Marc Rosenthal und Peter Wozny in der Kategorie Fernsehen für die Dokumentation "Wie Gott uns schuf – Coming-Out in der Katholischen Kirche" (beauftragt von rbb/SWR/NDR, ausgestrahlt in der ARD am 24. Januar 2022) über das Coming-Out von 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche in unterschiedlichen Positionen.

In ihrer Laudatio nannte die Journalistin und Moderatorin Anne Will den Film eine "kollektive Erleichterung": "Es brauchte diesen Film, damit 100 von ihnen den Mut fanden, sich zu öffnen. Der Film ist damit mehr als ein Film. Er ist ein monumentaler Befreiungsschlag."

Vor der Preisverleihung hatte die Initiative #OutInChurch den katholischen Bischöfen vorgeworfen, die Auszeichnung des Films sei lediglich eine "Imagekampagne". "Solange seitens der Bischöfe keine konkreten Taten folgen, nimmt #OutInChurch die Verleihung eines Medienpreises als Versuch einer reinen Imagekampagne auf dem Rücken
queerer Menschen wahr", heißt es in einer Stellungnahme.

Print: Dossier über jüdisches Altenheim in Frankfurt ausgezeichnet

In der Kategorie Printmedien, dotiert mit 2.500 Euro, wurde Tobias Scharnagl für sein Dossier über ein jüdisches Altenheim in Frankfurt am Main "Mein Zuhause ist Deutschland, trotz allem" (erschienen in DIE ZEIT am 10. Juni 2021) ausgezeichnet. In seiner Laudatio würdigte Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus: "Gänzlich ohne Vereinnahmungsversuche lassen Sie die im Altenheim lebenden und tätigen Menschen selbst zu Wort kommen. Sie haben ohne einen bestimmen Anlass hingehört. In Ruhe und mit viel Zeit."

Tobias Scharnagl verbrachte für seine Recherchen zwei Wochen hinter dem Tor, das in das Altenzentrum der Jüdischen Gemeinde Frankfurt führt. "Er überwindet damit eine von den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht gewollte Grenze, die aufgrund der Bedrohung durch den täglichen Antisemitismus in Deutschland leider aber doch Realität ist", so Dr. Klein.

Radio: Preis für "Der rosa Elefant im Klassenraum - Machtmissbrauch in der Schule"

Den Katholischen Medienpreis in der Kategorie Radio (dotiert mit 2.500 Euro) erhielt Britta Rotsch für "Der rosa Elefant im Klassenraum – Machtmissbrauch in der Schule", ausgestrahlt am 8. April 2022 in Deutschlandfunk Kultur. In seiner Laudatio lobte Dr. Stefan Leifert, Leiter des ZDF-Studios München, die Preisträgerin für die Umsetzung ihrer Ich-Geschichte, "eines der heikelsten journalistischen Genres".

Britta Rotsch erzähle "offen, leise, behutsam. Sie stellt Fragen, wo andere schon Urteile gesprochen hätten. Sie bleibt nüchtern, wo blanke Wut und Empörung angemessen gewesen wäre. Sie nimmt die Hörerinnen und Hörer mit auf ihrem langen Weg des Verstehens der eigenen Geschichte". Mit Blick auf das Thema Missbrauch hält Dr. Leifert in seiner Laudatio fest: "Was bleibt, ist vor allem die Erkenntnis, wie schwierig Missbrauch im Moment des Geschehens als Missbrauch zu identifizieren ist."

Sonderpreis für "Menschenaffen – Eine Geschichte von Gefühl und Geist"

Die Jury würdigte den Beitrag "Menschenaffen – Eine Geschichte von Gefühl und Geist" von Anja Krug-Metzinger (ausgestrahlt bei ARTE am 8. Mai 2021) mit dem undotierten Sonderpreis der Jury. In dem Beitrag geht die Filmemacherin "der Frage nach, wie sich im Laufe der Evolution Emotionen, moralisches Verhalten und Geist entwickelt haben", so Michaela Pilters, Jurymitglied und Laudatorin. Sie betont: "Die Entstehung von Moral und Kultur ist keine rein menschliche Leistung, sondern lässt sich auch schon in früheren Evolutionsstufen nachweisen. Dabei geht es nicht um Demontage einer theologischen Überhöhung des Menschen, sondern um erstaunliche Beispiele, wie nah die Menschenaffen dem menschlichen Wesen sind."

Rottenburger Weihbischof Matthäus Karrer ist Juryvorsitzender

Der Katholische Medienpreis, der in einen Hauptpreis von 5.000 Euro und weitere Preise zu je 2.500 Euro sowie einen nicht dotierten Sonderpreis der Jury aufgeteilt ist, wird seit 2003 jährlich von der Deutschen Bischofskonferenz in Kooperation mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten e. V. (GKP) und dem Katholischen Medienverband e. V. (KM) ausgeschrieben.

Die Preisträger werden von einer achtköpfigen Jury ausgewählt. Den Vorsitz der Jury hat seit diesem Jahr Weihbischof Matthäus Karrer (Rottenburg-Stuttgart).

(mit KNA)

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