Katholikentag

Ein Plädoyer fürs Engagement

Martin Papke, Oberbürgermeister der Stadt Weißenfels (Sachsen-Anhalt), Gabriele Denner, Geschäftsführerin des Katholiken- und Kirchensteuerrats, sprechen zusammen mit Moderator Dr. Kurt Herzberg, Bürgerbeauftragter des Freistaats Thüringen, über Engagement in Kirche und Gesellschaft. Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Arkadius Guzy

Ehrenamtliches Engagement ist einem Wandel unterworfen. Welche Konsequenzen aktuell zu ziehen sind, das beleuchtete ein Gespräch im Haus Dacheröden.

„Das Engagement ist nicht rückläufig, es verändert sich“, erklärte Gabriele Denner. So seinen Menschen heute weniger bereit, Leitungsfunktionen zu übernehmen, weil sie sich eher projektbezogen engagierten, führte sie aus. Die Geschäftsführerin des Katholiken- und Kirchensteuerrats war aufgrund ihrer Erfahrungen aus der Ehrenamtsentwicklung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu der Runde geladen. In diese brachte Martin Papke die spezifisch ostdeutschen Erfahrungen ein. Der Oberbürgermeister der Stadt Weißenfels in Sachsen-Anhalt war Gemeindereferent und promoviert in Caritaswissenschaften, wie Moderator Dr. Kurt Herzberg, Bürgerbeauftragter des Freistaats Thüringen, den Gesprächsgast vorstellte. Durch die Brüche in Ostdeutschland fehle die bürgerliche Mitte, wie Papke sagte.

Von beiden wollte der Moderator wissen, was Menschen zum Engagement motiviere und welche Erwartungshaltung es an sie gebe. „Die heutigen Engagierten möchten Sinn erfahren“, sagte Denner. Daher müsse man von Erwartungshaltungen abrücken. Stattdessen sei Wertschätzung ein großes Thema. Man müsse auch von der „Selbstverzweckung“ beim Engagement wegkommen. „Was brauchst du, damit du gut arbeiten kannst, ist die Frage“, erklärte Papke. Ehrenamtliche müssen demnach befähigt werden, darauf eine Antwort zu geben.

Die meisten wollen ihr Ehrenamt nicht missen

„Beschreiben Sie genau, um was es geht“, gab Denner folglich einer Frau im Publikum einen Tipp für die Ehrenamtlichensuche. Die knapp 40 Zuhörerinnen und Zuhörer im historischen Haus Dacheröden gehörten selbst mehrheitlich zur Gruppe der kirchlich Engagierten. Das zeigten die Meldungen zu Beginn der Gesprächsrunde, als Moderator Herzberg mehrere Fragen ans Publikum richtete. So wollte er wissen, ob sich die Engagierten manchmal vom Ehrenamt überfordert fühlten. Die meisten wollten ihr Ehrenamt nicht missen, auch wenn einige wenige die Überforderung durch Fingerheben bestätigten.

Kirchliches Engagement kein Selbstzweck

Ein Thema der Gesprächsrunde betraf außerdem die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Engagement in der Kirche und der Gesellschaft. „Christen müssen sich in der Gesellschaft engagieren, kirchliches Engagement muss in die Gesellschaft hineinwirken. Wir sind nicht zum Selbstzweck da“, sprach sich Denner eindeutig dafür aus, den eigenen Binnenraum zu verlassen. Dass das bei einigen Gemeinden im Osten Deutschlands nicht ganz einfach ist, erwähnte Papke. Er machte dafür die existenziellen Erfahrungen der Vergangenheit verantwortlich – also die Bedrohung durch Staat und Gesellschaft. Beide waren sich aber in der generellen Bedeutung und Unverzichtbarkeit von Engagement einig. „Länder, die stark beim ehrenamtlichen Engagement sind, sind auch stark in der Demokratie“, sagte Denner.

Zum Dossier

Katholikentag in Erfurt

Weitere Nachrichten

Weltkirche
Diözesaner Eröffnungsgottesdienst zum Monat der Weltmission mit Domkapitular Msgr. Dr. Heinz-Detlef Stäps am 13.Oktober in Reichenbach an der Fils.
Weiterlesen
Tod und Trauer
Wir trauern um unseren langjährigen Mitarbeiter und geschätzten Kollegen Wolfang Hensel, der am Sonntag, 13. Oktober verstorben ist.
Weiterlesen