Interview

Ein positiver und hoffnungsvoller Mensch

Prälat Dr. Klaus Krämer und Nelly Swiebocki-Kisling, Pressesprecherin der Diözese Rottenburg-Stuttgart, im Gespräch über den "Menschen Klaus Krämer". Foto: drs/ Constanze Stark

Prälat Dr. Klaus Krämer wird am 1. Dezember der 12. Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Wer aber ist der Mensch Klaus Krämer?

Plötzlich ist der Name Klaus Krämer in aller Munde. Wenn Prälat Dr. Krämer am 1. Dezember zum Bischof geweiht wird, wird er nicht mehr aus den Medien wegzudenken sein. Was aber hat ihn geprägt und zu dem Menschen gemacht, der er heute ist? Was macht der Privatmensch Klaus Krämer, der bald unser Bischof Dr. Klaus Krämer ist, wenn er einfach nur Mensch ist?

Manchmal der wilde Junge, manchmal der ruhige Denker

Über der Stadt Rottenburg gibt es einen Ort, von dem man einen spektakulären Blick auf die Stadt hat. Ganz in der Nähe hat Dr. Klaus Krämer einmal gewohnt. Hier hat er auf seinen langen Spaziergängen oft innegehalten, um „den schönsten Blick auf Rottenburg“, so Klaus Krämer, zu genießen. Aufgewachsen ist Klaus Krämer allerdings in Waiblingen. Er war ein lebhafter Junge, für den die großen Baustellen der Hochhaussiedlungen spannende und geheimnisvolle Abenteuerspielplätze waren, auf denen er am liebsten zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder seine Kindheitstage erlebte: „Über Sicherheitsaspekte darf man sich da keine Gedanken machen“, schmunzelt Klaus Krämer heute. In anderen Phasen seiner Jugend war Klaus Krämer eher ein interessierter Leser, als ein Wildfang. Am liebsten verbrachte er jedoch Zeit mit seinen Freunden.

Zuverlässigkeit und Treue in der Freundschaft

In seiner Familie herrschte ein gutes und lebendiges Miteinander, Kirchenbesuche spielten von Anfang an eine wichtige Rolle. Schon als Junge war Klaus Krämer fasziniert von den Gottesdiensten in seiner Heimat. Die jungen, engagierten Priester begleiteten schon früh den Ministranten Klaus Krämer und beantworteten bereitwillig seine vielen Fragen. Klaus Krämer ist überzeugt: „Das was sicher ein wichtiges Element für meine spätere Berufswahl.“ Zu den Werten, die ihm seine Familie vorlebte, gehörten Zuverlässigkeit und Treue in der Freundschaft. Schon als junger Mensch war ihm wichtig, in schwierigen Situationen zu seinen Freunden zu stehen und zu wissen, auf wen man sich verlassen kann. Den engen Kontakt zum Bruder, der heute ganz in der Nähe von dem Ort lebt, an dem die beiden Jungen aufwuchsen, sowie zu seinen Schul- und Studienfreunden, pflegt Klaus Krämer bis heute.

Musik und Kunst bieten ein breites Spektrum

Obwohl seine Freizeit sehr knapp ist, findet der künftige Bischof von Rottenburg-Stuttgart Zeit, um Musik zu hören oder ein gutes Buch zu lesen. Kulturelle Veranstaltungen und Kunstausstellungen besucht er gerne - einen Lieblingskünstler hat er jedoch nicht: „Ich bin immer darauf aus, neue Künstler zu entdecken. Das ist das Spannende, dass das kulturelle Leben so unerschöpflich ist, was die Musik oder die Malerei angeht. Es bietet so ein breites Spektrum“, sagt Dr. Klaus Krämer. Eine Zeitlang beschäftigte er sich sehr intensiv mit der Kunst der Renaissancezeit. In seiner Zeit in Aachen war es vor allem Rembrandt, der es ihm angetan hatte. Amsterdam war nicht weit und der junge Klaus Krämer liebte seine Ausflüge zum Rijksmuseum in Amsterdam. Doch auch die Moderne ist für den Kunstliebhaber Krämer interessant und spannend.

Bonhoeffers „Widerstand und Ergebung“

In der Literatur berührte und beeindruckte ihn unter anderem Dietrich Bonhoeffer. Der große Ernst seiner Situation, in der seine Aufzeichnungen von „Widerstand und Ergebung“ in seiner Haft in Berlin-Tegel entstanden, und gleichzeitig seine tiefe Hoffnung und innere Fröhlichkeit, die ihm zu keinem Zeitpunkt genommen werden konnte, faszinieren Klaus Krämer noch heute.

Kein „Couch-Sportler“

Ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper. Auch dieser Meinung ist Dr. Klaus Krämer: „Sport hält nicht nur fit. Er ist auch ein guter Ausgleich und hält meinen Kopf für Kreativität frei.“ Deshalb geht der Prälat regelmäßig an verschiedenen Orten in der Region joggen. Der „Couch-Sportler“ sei er jedoch nicht, so Krämer. Er sei eher einer, der Sport selbst macht. Eine Ausnahme wären allerdings die großen Fußballwelt- und Europameisterschaften.

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Das Privileg, in der ganzen Welt gewesen zu sein

Für seinen Urlaub sucht der künftige Bischof gerne Orte auf, an denen er Ruhe findet, lesen und ein wenig Sport treiben kann. Große Reisen muss er in seiner Freizeit nicht mehr machen, erzählt Dr. Klaus Krämer: „Da hatte ich natürlich das Privileg, als jemand, der in der Weltkirche unterwegs ist, dass ich bereits in der ganzen Welt unterwegs war und ich in alle Kontinente Reisen gemacht habe.“ Damit meine er jedoch keine touristischen Ausflüge, in denen Sightseeing oder relaxen im Vordergrund standen, sondern Reisen, in denen er die Lebenssituationen der Menschen kennenlernen und sich einen Eindruck von den laufenden Projekten machen konnte: „Ich habe dabei einen ungeheuren Reichtum an Einsichten gewonnen“, so Klaus Krämer.

Angst würde mir machen, wenn ich die Hoffnung verlieren würde

Prälat Dr. Klaus Krämer ist kein ängstlicher Mensch. Er ist ein positiver und hoffnungsvoller Mensch dem besonders die Begegnungen mit anderen Menschen Kraft und Hoffnung geben. Das hat er auf seinen Reisen schätzen gelernt. „Angst würde mir machen, wenn ich die Hoffnung verlieren würde“, sagt Klaus Krämer. Das allerdings sei ihm noch nie passiert – auch wenn er die Verzweiflung mancher Menschen nachfühlen könne. Deshalb freue er sich sehr auf seine neuen Aufgaben und die vielen neuen Begegnungen, die ihn in seinem neuen Amt erwarteten.

Mindestens für ein Jahr ins Ausland gehen

Seinem jüngeren „Ich“ würde er den Rat mit auf den Weg geben, zu einem frühen Zeitpunkt, am besten direkt nach der Schule, für mindestens ein Jahr zu einem Freiwilligendienst ins Ausland zu gehen. In vielen Begegnungen und Vorstellungsgesprächen habe er gemerkt, wieviel in Bewegung kommt, wie viele neue Horizonte und Perspektiven man gewinnt, wenn man sich in jungen Jahren auf eine andere Kultur einlässt. Das würde er dem Teenager Klaus Krämer sagen, wenn er die Chance dazu hätte.

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