In vielen Wohnzimmern werden sie demnächst wieder aufgestellt, die Krippenlandschaften mit dem Stall, der heiligen Familie und den Hirten. Weit verbreitet sind dabei in Oberschwaben mit Stoff bekleidete Wachsfiguren. Sie stammen aus dem Benediktinerinnenkloster Kellenried bei Ravensburg. Weshalb gerade dort eine Wachswerkstatt, entstand, hängt mit der historischen Barockkrippe zusammen und ist von ihr angeregt. In den vergangenen fünf Jahren restauriert ist diese bis 2. Februar im Bereich des Klosterladens unter Einhaltung der 2G-Regel und mit Abstand zu besichtigen.
Eine bunte Gesellschaft
Aus Wachs und aus Holz
Die meisten der bis zu 80 Zentimeter großen Figuren stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, ihre Originalgewänder sind größtenteils erhalten. Während das eng gewickelte Fatschenkind und der heilige Josef, die Verkündigungsengel und Hirten als Holzgliederpuppen Köpfe und Hände aus Wachs tragen, kommen die etwas jüngeren Könige mit Holzgesichtern und Glasaugen daher. Denn in der Kellenrieder Krippe, die seit 1994 mit dem Kloster als bewegliches Kulturgut im Denkmalbuch eingetragen ist, sind Figuren ganz unterschiedlicher Herkunft versammelt.
Diese heterogene Gesellschaft war ursprünglich im Salzburger Land zu Hause. Josef II. verbannte im 18. Jahrhundert Krippendarstellungen generell aus den Kirchen Österreichs. Ob von Liebhabern versteckt oder einfach weggeräumt - viele Figuren landeten auf Dachböden und in Speichern. Hundert Jahre später machten sich Mönche von St. Peter in Salzburg auf die Suche nach den verborgenen Schätzen und sammelten sie. Aus diesem Fundus stellten sich die Benediktinerinnen in Gurk eine Krippe mit etwa 30 Figuren zusammen. Mit ihnen im Gepäck siedelten die Schwestern 1924 von Kärnten nach Kellenried über und bezogen die Abtei St. Erentraud hoch über dem Schussental und gegenüber des Männerklosters Weingarten.
Warten auf Besuch
Inzwischen fühlen sich die eingewanderten Krippenfiguren in Oberschwaben heimisch, befinden sie sich in der Region doch in guter Gesellschaft mit anderen weihnachtlichen Darstellungen aus der Barockzeit. Die fehlende Maria ergänzten die Benediktinerinnen in ihrer Wachswerkstatt. Eigentlich wollten die Schwestern die Krippe am 12. Dezember nach umfassender Restaurierung wieder der Öffentlichkeit präsentieren, was wegen der Coronapandemie nicht möglich war. Einzelne Besucherinnen und Besucher sowie Familien mit Nachweisen nach der 2G-Regel können aber täglich zwischen 9.30 und 11.30 Uhr sowie zwischen 14.15 (sonntags 15.00) und 16.45 Uhr über die Pforte zur Barockkrippe gelangen und sie bewundern.
Weihnachtszeit ist Krippenzeit
In weiteren Kirchen und Museen des Bodenseeraums sind in der Advents- und Weihnachtszeit bemerkenswerte Darstellungen der Geburt Christi zu sehen. Das "Projekt Kirchen, Klöster, Weltkultur" in der Vier-Länder-Region hat 75 Krippenziele samt ihren Besichtigungszeiten in einer Broschüre zusammengestellt, die hier heruntergeladen werden kann und auch in etlichen Kirchen und Veranstaltungsorten aufliegt.