Diakonat

„Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“

Die vier Diakone liegen ausgestreckt auf dem Boden als Zeichen der Hingabe. Foto: DRS/ Nelly Swiebocki-Kisling

Bischof Dr. Klaus Krämer spendet am 7. Juni in St. Laurentius in Bietigheim-Bissingen vier Männern das Sakrament der Diakonenweihe.

Starke Worte leiten die Predigt von Bischof Dr. Krämer an diesem besonderen Festtag ein und verdeutlichen, worum es beim Sakrament der Diakonenweihe geht. Der Bischof zitiert das Leitwort des diesjährigen Weihegottesdienstes aus Röm 12,11 ´Lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn` und ergänzt: „Mit Ihrer Weihe zum Diakon treten Sie in den Dienst dessen, der gekommen ist, um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“

Ein Leben für die Armen, Bedürftigen und Bedrängten

Carlos Almeida Pereira (51) aus Friolzheim, Dr. Marcel Dagenbach (46) aus Stuttgart, Maximilian Nowak (37) aus Gemmrigheim und Mario Roland (46) aus Rißtissen werden sich in ihrem künftigen Wirken den Armen, Bedürftigen und Bedrängten annehmen und den Menschen helfen, die oft schwierigen Situationen des Lebens zu meistern. Nach ihrem Theologie-Studium haben die Kandidaten eine dreieinhalbjährige Ausbildung im Kloster Heiligkreuztal erfolgreich absolviert. Sofort nach ihrer Weihe werden sie den Dienst als Ständige Diakone ausüben, erklärt zu Beginn des Festgottesdienstes der Sprecher der Diakone in der Diözese, Diakon Stefan Heymann. Der Tübinger Diakon führt die Festgemeinde in den Ablauf der Diakonenweihe ein und erklärt auch die Hintergründe: „Der Dienst des Diakons und die Weihe sind schon in der Bibel belegt: In der Apostelgeschichte wird beschrieben, wie die Apostel „sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit auswählten, um ihnen unter Gebet und Handauflegung den Dienst an den Tischen zu übertragen.“ Ähnlich seien auch heute die Auswahlkriterien, so Diakon Heymann. Und auch Jesus habe von sich selbst gesagt, „Ich bin nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen“.

Im Mittelpunkt der feierlichen Zeremonie

Der feierliche Einzug in die lichtdurchflutete St. Laurentius Kirche, mit Weihrauch, Kreuz und Leuchter, unterstreicht die Bedeutung des festlichen Anlasses ebenso, wie die musikalische Gestaltung durch den Motettenchor der Laurentiuskirche unter der Leitung von Laurentiuskantor, Dekanatskirchenmusiker und Organist Jürgen Benkö sowie Hermann Hänle an der Trompete. Hinter den Ministranten und den künftigen Diakonen mit ihren Ehefrauen und Kindern, ziehen Diakon Thomas Nixdorf mit dem Evangeliar, die Konzelebranten Domkapitulare Dr. Uwe Scharfenecker und Holger Winterholer, sowie Pfarrer Jens-Uwe Schwab ein. Es folgen Bischof Dr. Krämer, Diakon Erik Thouet, Zeremoniarin Margret Schäfer-Krebs sowie Bischof emeritus Dr. Gebhard Fürst, Weihbischof Thomas-Maria Renz, Regens Andreas Rieg. Nach einer Kniebeuge treten die Weihekandidaten vor die erste Bank. Sie sind es, die heute im Mittelpunkt der feierlichen Zeremonie stehen.

Die Vereinbarung von Beruf, Familie und Dienst am Nächsten

Wie beim Unständigen Diakonat als Vorstufe zum Priestertum, werden auch die Ständigen Diakone geweiht. Stefan Heymann erklärt einen Unterschied: „Zum Diakon können auch verheiratete Männer geweiht werden. Deren Frauen müssen dem Weg und der Weihe zustimmen. Die unverheirateten Kandidaten jedoch legen bei ihrer Diakonenweihe das Zölibatsversprechen ab.“

Erik Thouet ist katholischer Diakon und Bischöflicher Beauftragter für die Ausbildung zum Ständigen Diakonat. Er hat die vier Männer im Kloster Heiligkreuztal ausgebildet und erklärt das Besondere an dem Amt: „Ständige Diakone sind Männer, die bereits einen anderen Beruf haben. Nach der Ausbildung soll beides zusammenkommen. Die Arbeit im eigentlichen Beruf und das Dienen, für Gott und die Menschen.“

„Ich wünsche den neugeweihten Diakonen, dass sie in ihrem Dienst so unterwegs sind: einladend, freundlich, normal, „auf Augenhöhe“. Ich glaube, dann passieren Wunder auch heute.

Von der Haltung her finde ich es ganz wichtig auszustrahlen: Sie stören uns nicht, sie dürfen uns stören!

Man wird nicht geweiht, um persönlich irgendwie veredelt zu werden oder sich besser zu fühlen. Das wäre ein völliges Missverständnis, sondern es geht eher darum, noch furchtloser, noch konkreter sich in Situationen hineinzutrauen, wo man vielleicht sonst davonlaufen würde.

Bleiben ist jetzt angesagt. Bleiben und treu sein. Es gab vielleicht schon länger keine Zeit mehr, wo es wichtiger war, eben nicht von Bord zu gehen. Zu bleiben, bei den Menschen zu bleiben und bei Gott zu bleiben. Auch in dieser Kirche zu bleiben.“

Erik Thouet

„Hier bin ich!“

Zu Beginn der Feier werden die vier Weihekandidaten von Erik Thouet namentlich aufgerufen. „Hier bin ich“, antworten die künftigen Diakone ihrem Ausbilder und drücken damit ihre Bereitschaft zum Dienst aus, bevor sie Bischof Dr. Klaus Krämer vorgestellt werden. „Sind sie würdig?“ fragt dieser dem Ritual folgend. „Das Volk und die Verantwortlichen wurden befragt; ich bezeuge, dass sie für würdig gehalten werden,“ antwortet Erik Thouet und bittet den Bischof um die Weihe der Vier. Der Bischof antwortet: „Mit dem Beistand unseres Herrn und Gottes Jesus Christus des Erlösers, erwählen wir diese unsere Brüder zu Diakonen“. Die Liturgie geht anschließend weiter mit zwei Schriftlesungen – der feierlichen Lesung des Evangeliums und der Predigt.

Die Gesichter der Hoffnung

In seiner Predigt hebt Bischof Dr. Krämer die unermüdliche Liebe Jesu Christi hervor, der als Diener aller Menschen sichtbar wird – besonders derjenigen am Rand des Lebens, die ausgegrenzt oder vergessen werden. Er betont, dass die Kirche durch den Dienst des Diakons diese Liebe sichtbar macht. Dieser Dienst sei der Kern des Christseins und des kirchlichen Handelns, wie auch Papst Franziskus immer wieder betont hat, erinnert der Bischof.

Franziskus habe die Augen für globale Herausforderungen und die Verantwortung der Christen geschärft, sich für die Würde aller Menschen einzusetzen – besonders für Vertriebene, Flüchtlinge und Arme, so der Bischof weiter. Der verstorbene Papst habe von den „Gesichtern der Hoffnung“ gesprochen, weil gerade auf den Gesichtern der Menschen, die unter schweren Bedingungen leben, ein Glanz zu sehen sei – ein Hoffnungsschimmer, der über die irdischen Grenzen hinausweist und Kraft gibt, in der Bedrängnis zu bestehen. Auch Papst Leo habe die Bedeutung des Dienstes und der Nächstenliebe betont.

„Die Ränder des Lebens sind vielfältig und vielgestaltig“

Bischof Krämer weist darauf hin, dass Menschen am Rand überall leben – auch bei uns. Die Ränder des Lebens zeigten sich in Einsamkeit, Isolation und Marginalisierung, sowohl in der Welt als auch in unserer Nähe. Durch den Dienst des Diakons mache die Kirche deutlich, dass unbedingte Zuwendung zu allen Menschen kein Nebenprodukt sei, sondern zentral für das Christsein. Der Bischof zitiert Jacques Gaillot: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“ Das Amt des Diakons erinnere uns ständig daran, wie wichtig dieser dienende Aspekt im Leben der Kirche sei.

„Diese Begegnungen sind Lernorte des Glaubens und Orte der Hoffnung“

Bischof Dr. Klaus Krämer spricht davon, dass Gottes Liebe alle Menschen erreichen will. Er predigt: „Wo wir uns den Menschen am Rande zuwenden und ein Gespür dafür entwickeln, wie wir ihnen hilfreich die Hand reichen können, folgen wir Jesus Christus, dem Diener aller nach. Aber nicht nur das: in der Begegnung mit diesen Menschen kann es geschehen, dass wir - oft erst im Nachhinein - spüren, dass wir in dieser Begegnung - in einem ganz tiefen Sinn - Jesus Christus selbst begegnet sind: wie es der heilige Martin erlebt hat.“ 

Gebet als Kraftquelle

Am Ende seiner Predigt ruft der Bischof die Weihekandidaten auf, diese Dimension des Dienstes in ihr Leben zu tragen – in Familie, Beruf und im Dienst an den Menschen. Das Gebet sei dabei eine wichtige Kraftquelle, um in schweren Zeiten standhaft zu bleiben. Die Hoffnung wachse gerade in der Bedrängnis und sei keine naive Zuversicht, sondern eine Kraft, die uns durch Gottes Zuspruch und die Freundschaft mit Jesus immer wieder neu stärkt.

„Mit Gottes Hilfe bin ich bereit!“

Das Weiheritual hat eine lange Tradition und ist dennoch jedes Mal berührend wie das Jawort bei einer Trauung. Nach der Predigt bekunden die vier Kandidaten in St. Laurentius vor der Festgemeinde ihre Bereitschaft zum Dienst in der Kirche und versprechen dem Bischof Ehrfurcht und Gehorsam. Sie versichern: „Ich bin bereit. Mit Gottes Hilfe bin ich bereit.“ Auch die Ehefrauen geben ihr Einverständnis zur Weihe ihrer Ehemänner und sagen ihre Unterstützung zu. Die Gemeinde applaudiert spontan und herzlich.

Ausgestreckt auf dem Boden als Zeichen der Hingabe

Danach treten die Kandidaten einzeln vor Bischof Dr. Klaus Krämer, knien nieder und legen zur Bestätigung ihre gefalteten Hände in seine Hände. Nun bittet die festliche Gemeinde in der Allerheiligenlitanei um den Segen Gottes und die Fürsprache der Heiligen. Als Zeichen der Hingabe liegen die vier Weihekandidaten um den Altar ausgestreckt auf dem Boden.

Aufgenommen in den brüderlichen Kreis der Diakone

Durch Handauflegung und Weihegebet überträgt der Bischof das kirchliche Amt. Schweigend legt er jedem einzelnen Kandidaten die Hände auf, um ihm das kirchliche Amt zu übertragen. Als Zeichen ihres neuen Dienstes erhalten die Neugeweihten die quer über die linke Schulter getragene Stola und die Dalmatik, das liturgische Gewand des Diakons. Mit dem Überreichen des Evangelienbuchs durch den Bischof wird ihnen auch die Aufgabe übertragen, künftig das Evangelium in Liturgie und Leben zu verkünden. Mit abschließender Umarmung des Bischofs und aller anwesenden Diakone sind die neu geweihten Männer in den brüderlichen Kreis der Diakone aufgenommen. Zahlreiche Diakone sind heute in St. Laurentius, um ihre Verbundenheit zu zeigen. Ab sofort werden die vier Neugeweihten ihren Dienst als Ständige Diakone ausüben – bei der Gabenbereitung, der Austeilung der Kommunion sowie der Reinigung der Hostienschale und des Kelchs stehen sie bereits heute neben den anderen Klerikern im Altarraum.
Nach seiner Weihe sagt Diakon Dr. Marcel Dagenbach: „Ich fühle mich angekommen und bin sehr froh, den Weg jetzt weitergehen zu können – mit Gottes Hilfe und für die Menschen.“

Das sind die neuen Diakone in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Carlos Almeida Pereira (51) wurde in Portugal geboren. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern im Alter von elf und 14 Jahren in Friolzheim. Nach acht Jahren erlangte er als Seminarist bei den Consolata-Missionaren einen Studienabschluss in Philosophie. Im Jahr 2000 zog er nach Deutschland, wo er als pastoraler Mitarbeiter in Berlin tätig war, und seine Frau kennenlernte. Später arbeitete er als Bankangestellter in Stuttgart. Er ist in der portugiesischsprachigen katholischen Gemeinde in Stuttgart „Nossa Senhora de Fátima“ und Ulm „S. Francisco de Assis“ als pastoraler Mitarbeiter tätig. Nach der Weihe wird er dort als Diakon im Hauptberuf tätig sein.

Dr. Marcel Dagenbach (46) wurde in Künzelsau geboren und ist in Ulm und Stuttgart aufgewachsen. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern wohnt er in Stuttgart. Nach dem Studium der Katholischen Theologie, Soziologie und Musikwissenschaft in Tübingen und mehreren beruflichen Stationen im kirchlichen Dienst und als Religionslehrer arbeitet der promovierte Theologe seit 2019 als Dekanatsreferent in Waiblingen. Nach der Weihe wird er als Diakon im Zivilberuf in der Gesamtkirchengemeinde „Stuttgarter Madonna“ tätig sein. Ab dem 1. Oktober 2025 wird er Bischöflicher Beauftragter für die Personalführung der Diakone in der Diözese.

Maximilian Nowak (37) wurde in Karlsruhe geboren und ist in Freiburg im Breisgau aufgewachsen. Er lebt zusammen mit seiner Frau und Tochter im schönen Gemmrigheim. Er hat katholische Theologie auf Diplom in Freiburg und Maynooth (Irland) studiert. Zurzeit arbeitet er als Sachbearbeiter und Kundenberater für die Allianz Lebensversicherungs-AG im Betrieb in Stuttgart. Nach der Weihe wird er als Diakon im Zivilberuf in der Gesamtkirchengemeinde Mittlerer Neckar-Unterm Michaelsberg tätig sein.

Mario Roland (46) wurde in Laupheim geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Mit seiner Familie lebt er in der Nähe von Ehingen a. d. Donau. Im Zivilberuf ist er bei der Firma Liebherr in Biberach im Bereich des Einkaufs tätig. In seiner Heimatgemeinde ist er vielseitig engagiert, unter anderem als Kommunionhelfer und bis zum Beginn der Ausbildung, viele Jahre als aktives Mitglied im Kirchengemeinderat. Nach der Weihe wird er als Diakon im Zivilberuf in der Seelsorgeeinheit Erbach tätig sein.

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