Beauftragung

Eine neue Liebe gefunden

Weihbischof Thomas Maria Renz segnet die vier Frauen, die ihr Leben Gott geweiht haben - Foto: DRS/Markus Waggershauser

Erstmals erhalten vier Witwen in der Diözese den Segen für ein Gott geweihtes Leben.

Der Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz hat am 8. September in der Weingartener Basilika Marianne Allgayer (84) aus Balingen, Margarete Dennenmoser (81) aus Weingarten, Helga Miller (81) aus Ravensburg und Maria Schuster (56) aus Biberach gesegnet. Er bestätigte damit ihre Berufung als Gott geweihte Witwen. Dieser urkirchlich bezeugte Ritus war lange Zeit in Vergessenheit geraten und wurde in der Diözese Rottenburg-Stuttgart nun erstmals wieder aufgegriffen.

Weihbischof Renz, der die vier Frauen schon seit mehreren Jahren kennt und geistlich begleitet, verglich deren Berufung in seiner Predigt mit einer neuen Liebe. So wie andere Witwen einem zweiten Mann in der Trauung bis ans Lebensende die Treue versprechen, besiegelt die Kirche die Lebenshingabe dieser Frauen an Gott mit der sogenannten Witwenbenediktion. Bei dieser zweiten Berufung nach der zu Ehe und Familie gehe es um geistliche Fruchtbarkeit, um "Menschen zu Christus zu führen oder sie im Glauben zu ermutigen", betonte der Weihbischof.

Mit Gottes Segen und dem Ring als Treuezeichen

Ihre Berufung zu einem geistlichen Leben spürte Margarete Dennenmoser fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes ganz intensiv in einem Gottesdienst. Sie hatte bereits von der besonderen Witwensegnung gehört und fragte Gott innerlich, ob das ihr Weg wäre. "Ich habe gespürt, dass er sagt: Ja, ich will dich", erzählt sie mit strahlenden Augen. Die ehemalige Religionslehrerin reflektierte das Thema in den letzten zwölf Jahren auch theologisch und setzte sich für die Wiedereinführung der Witwenbenediktion ein.

Maria Schuster, die jüngste der nun gesegneten Witwen, arbeitet als hauswirtschaftliche Kraft in einem Kindergarten. In ihrer Kirchengemeinde bei Biberach kann sie täglich die Eucharistiefeier und den Rosenkranz besuchen, wo sie alle Notleidenden in ihr Gebet einschließt. Zur Segensfeier kamen auch ihre drei Kinder mit Familien nach Weingarten. Sie beobachteten neugierig, wie die Mutter sich während der Anrufung aller Heiligen auf den Boden legte, vor dem Weihbischof ihr Versprechen abgab, gesegnet wurde und einen Ring als Zeichen der Treue erhielt.

Tradition über Jahrhunderte vergessen

Bis heute ist es in der katholischen Kirche üblich, dass ledige oder verwitwete Männer vor der Übernahme eines Weiheamtes ein eheloses Leben um des Gottesreiches willen versprechen. Schon in der frühen Kirche gab es für die Aufnahme von Frauen in den zölibatären Witwenstand ebenfalls einen kirchlichen Ritus. Dabei ging es nicht nur um eine finanzielle, rechtliche und soziale Absicherung der Frauen durch die Gemeinde. Sie führten ein spirituelles Leben und engagierten sich auch für Bedürftige.

Dieser Ritus geriet in der römischen Kirche im Mittelalter in Vergessenheit und wurde erst Ende des vergangenen Jahrhunderts wiederentdeckt. Die erste "Witwenweihe" in Deutschland erhielt eine damals 62-Jährige aus dem Bistum Trier im Jahr 2016. Die vier Frauen aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart treffen sich schon seit Jahren zum Gebet und zum Austausch. Nun ging ihr bereits mehrfach geäußerter Wunsch nach kirchlichem Segen für ihre Lebensform in Erfüllung.

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