Jugendlich wirkt er auch heute noch, obwohl Sigbert Baumann inzwischen 84 Lenze zählt. Und junge Menschen lagen ihm in seinen 60 Jahren als Priester immer am Herzen. Am 18. Juli 1964 erhielt der gebürtige Friedrichshafener vom damaligen Rottenburger Bischof Carl Joseph Leiprecht in Bad Cannstatt die Weihe. Sein diamantenes Priesterjubiläum feiert er am kommenden Sonntag (21. Juli) um 10.15 Uhr in der Kirche Zum Guten Hirten in der Löwentalsiedlung. Statt Geschenken bittet er um Spenden für den Neubau von Kirche und Gemeindehaus in Jettenhausen, dem Friedrichshafener Ortsteil, in dem er seit 2009 im Ruhestand lebt.
Ein besonderer Ort in seinem liebevoll gestalteten Garten hinter dem Haus ist für Sigbert Baumann ein Bildstöckle, unter dem Wasser aus der Erde sprudelt und über einen Bachlauf in den Fischteich plätschert. Es zeigt das Gnadenbild der Muttergottes von Schönstatt. Die Beziehung zu Maria spielte für Sigbert Baumann auch an seiner ersten Pfarrstelle in Matzenbach im ehemaligen Dekanat Crailsheim eine wichtige Rolle. Da er nach Vikarsjahren in Unterboihingen mit Wendlingen und Öhringen dort direkt in die Gemeindeleitung einsteigen wollte, war er 1968 im Alter von 28 Jahren jüngster Pfarrer der Diözese Rottenburg.
Neue Kapelle im Matzenbacher Wald initiiert
Nachdem eine Jugendgruppe für Mädchen nicht in Gang kommen wollte, schlugen die jungen Leute ihrem Pfarrer vor, eine Wallfahrt zum Matzenbacher Bild, einem kleinen Marienwallfahrtsort im Wald zu machen. "Bei der nächsten Ausschreibung kamen zehn Mädchen und bald hatten wir sechs Gruppen", erzählt Sigbert Baumann. 1973 seien 3.000 Beter:innen zur Einweihung einer neuen Wallfahrtskapelle gekommen. Von den Studentenunruhen Ende der 1960er Jahre sei auf dem Land wenig zu spüren gewesen. Aber die Auswirkungen des katholischen Reformkonzils im Vatikan hätten ihn schon gefordert, gibt Sigbert Baumann zu. Die theologischen Grundlagen kannte er schon aus dem Studium in Tübingen.
An seiner nächsten Einsatzstelle St. Maria in Aalen ab 1977 mit deutlich mehr Katholik:innen legte er deshalb weiterhin großen Wert auf die Gestaltung der Liturgie nahe an den Menschen, auf die Stärkung der Gremien und auf eine zeitgemäße Spiritualität. Bei der Diözesansynode 1985/86 arbeitete der inzwischen zum Aalener Dekan und Kreisdekan auf der Ostalb gewählte Priester im Unterausschuss "junge Familien" mit. "Wir haben als Kirche wieder was zu sagen", beschreibt er die damalige Aufbruchstimmung. Bei den Pastoralbesuchen im Dekanat habe er stets das Frohmachende und Ermutigende unterstrichen. "Und man musste auch die Pfarrer mal loben", fügt er hinzu.
Auf Pilgerfahrt mit jungen Menschen
Eine Pfarrstelle am Bodensee zu bekommen, war früher ein Privileg. Dank Dekanebonus begann Sigbert Baumann 1992 zunächst in Kressbronn und erhielt zwei Jahre später auch die Muttergemeinde Gattnau dazu. In den Kirchengemeinden regte er geistliche Jahresthemen an und ließ den Kommunionempfang in besinnlichen Texten nachklingen, die auch in einem Buch erschienen. Mit den jungen Leuten pilgerte er 2005 zum Weltjugendtag nach Köln und mit den Ministrant:innen ein Jahr später zur internationalen Wallfahrt nach Rom. Vor Ort bezog der Pfarrer auch die Urlaubsgäste in kirchliche Aktivitäten ein.
Wenn Sigbert Baumann erzählt, kommt er immer wieder auf die Hilfe Marias zu sprechen. "Sie ist der schnellste und sicherste Weg zu Jesus", ist er überzeugt. Während seiner Internatszeit am Josephinum und im Konvikt in Ehingen lernte er mit 15 Jahren die Schönstattbewegung kennen und trat später deren Priesterbund bei. Am Beginn seines Ruhestandes leitete er bis 2014 den Schönstatt Priesterbund in Deutschland und der Schweiz. Neben der Vorbereitung von Jubiläen vor Ort führte ihn diese Aufgabe auch in bisher unbekannte Länder auf der ganzen Welt. Inzwischen ist er in die Rolle des Geistlichen Begleiters im Schönstattzentrum Aulendorf hineingewachsen.
Dankbar für 60 Priesterjahre
"Ich fühlte und fühle mich als Priester von Menschen persönlich angenommen und im Glauben getragen", resümiert Sigbert Baumann dankbar. Der Gedanke, diesen Beruf zu ergreifen, kam ihm bereits nach der Erstkommunion. Damals lebte die Familie in Hegenberg bei Liebenau. Das Elternhaus nahe der Petrus-Canisius-Kirche war beim Fliegerangriff auf Friedrichshafen 1944 zerstört worden. Wie in seinem Garten errichtete er bereits als junger Mann mit seinem Bruder in Hegenberg ein Bildstöckle. Sie wollten mit Marias Unterstützung eine Schönstatt-Jugendgruppe gründen. Kurzfristig konnte die Familie dann jedoch ins Friedrichshafener Haus zurückkehren. Und dort erfüllte sich schließlich der Wunsch.