Diakonat

„Empfehlungsschreiben für eine diakonische Kirche“

Ständige Diakone aus der ganzen Diözese trafen sich im Kloster Heiligkreuztal zu Begegnung und Austausch. Im Bild Diakon Thomas Nixdorf, Bischöflicher Beauftragter für die Personalführung der Diakone. Foto: DRS/Jerabek

Als Geschenk und Segen für die Kirche hat Bischof Dr. Gebhard Fürst den Dienst der Ständigen Diakone gewürdigt.

Beim Diakonentag im Kloster Heiligkreuztal unterstrich der Bischof den engen Zusammenhang von Diakonie und Liturgie. Im Dienst des Diakons verbinde sich die sozial-diakonische, karitative Arbeit, also der Dienst an Hilfsbedürftigen, mit der Liturgie, dem gottesdienstlichen Geschehen. „Aus Ihrer alltäglichen Erfahrung, aus Ihrem Dienst bringen Sie die Not der Armen und Ausgegrenzten mit Ihrem Gesicht in die Feier der Eucharistie hinein. Und Sie nehmen aus der Feier der Eucharistie die Gegenwart Gottes, die Liebe Gottes zu den Menschen in dem sich hingebenden Christus wieder mit in die andere Dimension Ihres Dienstes“, sagte Bischof Fürst.

Schon vom Wort her weise „Diakon“ auf Jesus Christus hin. „Umso mehr sollte der Dienst, den Sie tun, auf Christus hinführen und in Ihnen anschaulich werden, wie Jesus Christus in der Welt den Menschen nahe war. Diakone repräsentieren Jesus Christus in seiner Diakonia, das heißt in seinem demütigen, ›dien-mutigen‹ Dienst an den Menschen“, erklärte Fürst. Erik Thouet, Bischöflicher Beauftragter für die Ausbildung zum Diakonat, erinnerte an den evangelischen Diakoniepionier Wilhelm Löhe (1808-1872), der gesagt hat: „Alle Diakonie geht vom Altar aus.“ Das Bewusstsein für diese enge Verbindung sei nicht selbstverständlich und müsse immer wieder neu errungen werden, sagte Thouet.

Der Diakonentag gilt als ein wichtiger Ort der Begegnung und gegenseitigen Bestärkung. Nachdem dieses jährliche Treffen im vergangenen Jahr corona-bedingt ausgefallen war, lag diesmal ein Schwerpunkt auf dem offenen Austausch unter den Diakonen und mit dem Bischof. Einzelne Diakone und der Diakonenrat der Diözese stellten ihre Arbeit für den Diakonat und eine diakonische Kirche vor. Begrüßt wurde auch Domkapitular Holger Winterholer als neuer Verantwortlicher für die pastoralen Dienste der Diözese. Thomas Nixdorf, Bischöflicher Beauftragter für die Personalführung der Diakone, nahm einleitend Bezug auf Strömungen in der Kirche, auch im Verständnis des kirchlichen Amtes, die Gefahr laufen, auseinanderzudriften, und erinnerte an das deutliche Statement von Bischof Fürst zur Einheit der Kirche bei der Synodalversammlung Ende September in Frankfurt.

Was treibt die rund 300 Ständigen Diakone in der Diözese Rottenburg-Stuttgart um, welche Fragen bewegen sie? Unbehagen und Sorge bereitet etwa ein allzu funktionales Amtsverständnis – Funktionäre gebe es schon genug. Der Diakon zeichne sich ja nicht dadurch aus, was er mache, sondern was er ist. Nach den Worten des Bischofs reicht es deshalb auch nicht aus, die verschiedenen Dienste und Ämter einfach nur professionalisieren zu wollen und Menschen zu „perfekten Machern“ ihres Auftrags zu qualifizieren, sondern es gelte, zunächst einmal ihre Berufung zu sehen, die sich bei Diakonen in der Weihe besonders manifestiere.

In ihrem Selbstverständnis angefragt fühlen sich Diakone auch, wenn sie bisweilen als „Hilfspriester“ oder „Ausputzer“ gesehen würden oder aber, wenn das Weiheamt infrage gestellt werde. Zur Sprache kamen auch der durch den Missbrauchsskandal verursachte Vertrauensverlust der Kirche, mit dem auch Diakone in ihrer Arbeit konfrontiert sind und dem sie letztlich „nur“ mit guten Taten und gutem Verhalten begegnen könnten, sowie Fragen der Prävention. Außerdem ging es um die Frage, ob die Kirche in Deutschland nicht zu „innenkonzentriert“ sei, sich gar von der Weltkirche abkapsele und damit die Chancen und Möglichkeiten, die die Kirche als Global Player bei der Lösung globaler Herausforderungen habe, ungenutzt lasse. Am Beispiel der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus zeigte Bischof Fürst auf, dass die Christen, wenn sie „bei der Sache sind“, etwas außerordentlich Positives in diese Welt einbringen können.

In der abschließenden Eucharistiefeier dankte der Bischof den Diakonen „für Ihr Lebens- und Glaubenszeugnis, für Ihr vielfältiges Engagement, für Ihren geistlichen Dienst und menschlichen Dienst ganz konkret und Ihr Gebet“. Durch ihren Dienst seien sie „in besonderer Weise ein Empfehlungsschreiben für eine diakonische Kirche“, sagte Fürst und schloss die Ehefrauen der Diakone für ihr Mittragen und ihre Unterstützung ausdrücklich mit ein.

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