Im Rottenburger Stadtteil Bad Niedernau, am Rande des Neckars und umgeben von der idyllischen Landschaft des Katzenbachs, leitet Alexandra Thoma den Kindergarten St. Marien. Seit 2011 ist sie dort gemeinsam mit zwei Kolleginnen engagiert und zusammen haben sie es mit viel Herzblut und Kreativität geschafft, den eingruppigen Kindergarten zu einem Ort der Naturverbundenheit und Kreativität zu machen. Thoma sagt: „Meine Hoffnung ist, dass die Kinder für sich etwas aus ihrer Zeit hier mitnehmen, das ihnen guttut, und an das sie sich gerne erinnern.“ Unterstützt wird der kleine Kindergarten dabei von der örtlichen Kirchengemeinde St. Konrad und dem Zweckverband Katholische Kindergärten im Dekanat Rottenburg.
Lehren von Sebastian Kneipp integriert
Ein Herzstück von St. Marien ist das Kneipp-Konzept, das 2019 von Thoma eingeführt wurde. „Früher gab es hier ein Sanatorium. Der Ort liegt am Neckar und am Katzenbach, also was passt besser als Wasser?“, erklärt sie. Für die ausgebildete Kräuterpädagogin war es daher ein logischer Schritt, die Lehren von Sebastian Kneipp in den Kindergartenalltag zu integrieren. Der „Zukunftsfonds Kindergarten“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart unterstützte sie dabei, was unter anderem die Anschaffung eines Kneippbeckens ermöglichte. „Die Anwendungen, wie Fußmassagen und Ellbogenbäder, sind heute fest im Tagesablauf verankert und fördern das körperliche Wohlbefinden der Kinder“, berichtet Thoma. Auch die Natur spielt eine zentrale Rolle in St. Marien: Einmal pro Woche gehen die Kinder in den Wald, um zu spielen und die Umgebung zu erkunden. „Es ist wichtig, dass die Kinder sich orientieren können und die Wege rund um das Dorf kennen“, sagt Thoma. Dabei lernen sie auch viel über die Natur und deren Bewohner – jede Woche steht eine andere Pflanze oder ein Tier im Mittelpunkt. Und die „Himmelszeit“ mit ihren biblischen Geschichten integriert einmal wöchentlich auch das Religiöse in den Alltag.
Für alles zuständig
Dieser beginnt für Thoma um 6:30 Uhr. Wenn noch Stille herrscht, nutzt sie die Ruhe, um administrative Aufgaben zu erledigen. „Das ist die Zeit, in der ich Mails checken kann, schaue, was anliegt, und was ich mittags gleich erledigen sollte“, berichtet sie. Dabei seien die Aufgaben im Lauf der Zeit immer vielfältiger geworden: „Zu Beginn der Neunzigerjahre beschränkte sich der Verwaltungsarbeit noch darauf, die Abrechnung zu machen und die wöchentlichen Teamsitzungen vorzubereiten.“ Dann wurde immer wieder was draufgepackt und heute ist ein Durchatmen fast nicht mehr möglich. „Wenn das eine erledigt ist, dann liegt schon das nächste in der Schublade.“ Für alle diese Aufgaben stehen Thoma in der Theorie 20 Prozent Freistellungszeit zu. „Im Alltag ist das aber schwierig umzusetzen, denn im Kindergarten sind wir mich eingeschlossen hauptsächlich nur zwei Erzieherinnen“, sagt sie. „Ich bin für alles zuständig und kann nicht delegieren. Aber Prio haben immer die Kinder.“ Und sobald die ersten Kinder frühmorgens ankommen, steht deren Betreuung für Thoma an erster Stelle.
Echte Segensorte
Markus Vogt vom Referat „Kindertageseinrichtungen, Familienzentren, Frühkindliche Bildung“ im Bischöflichen Ordinariats in Rottenburg sagt: „Einrichtungen, die in der Größe mit der Kita St. Marien in Bad Niedernau vergleichbar sind, haben wir in der Diözese einige.“ Sie alle hätten ein ganz eigenes Gepräge und unterschieden sich in ihrer Konzeption und im Alltag von großen, mehrgruppigen Kitas. „Vor Ort sind sie aber genauso wichtige Anker und Anlaufstellen für die jeweiligen Kinder und Familien wie jede andere Kita auch.“ Jede der rund 860 katholischen Kitas in der Diözese Rottenburg-Stuttgart sei ein wertvoller Ort für und mit Kindern. „Hier wird kirchlicher Weltauftrag gelebt und christliches Profil greifbar, zum Beispiel durch eine Prägung, wie es St. Marien mit seinem Kneipp-Konzept und die tolle Arbeit von Leitung und Mitarbeiterinnen hat. Von daher lohnt es sich, als Diözese in die Kitas und damit in Kinder und Familien weiter zu investieren. Die uns anvertrauten Kirchensteuermittel werden hier bestens eingesetzt. Denn Kitas sind echte Segensorte.“