„Die Lebensgeschichte des Ulmer Sinto Ranco Brantner und seiner Familie steht stellvertretend für das Schicksal unserer Minderheit im Nationalsozialismus und die fortgesetzte Diskriminierung, der Sinti und Roma nach 1945 in der Bundesrepublik ausgesetzt waren. Gleichzeitig ist sie ein Manifest der Selbstermächtigung und ein Zeugnis für die lebensverändernde Kraft des Glaubens: Durch sein Engagement in der katholischen Kirche und seine Mitarbeit in der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma fand Ranco Brantner einen Weg, seinem durch das Trauma der NS-Verfolgung zerrissenen Leben einen selbstbestimmten Lebensentwurf entgegenzusetzen“, sagte Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, bei der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel.
Ranco Brantner lebte von 1972 bis zu seinem Tod im Jahr 1996 in Ulm und war Mitglied der Wengengemeinde. 1931 in Chemnitz als Sinto geboren, wurde er mit 13 Jahren aufgrund der NS-Rassenpolitik zwangsweise sterilisiert. 22 Angehörige der Familie wurden in verschiedenen Vernichtungslagern ermordet. Ranco Brantner überlebte den Holocaust. Seit Ende der 1970er Jahre engagierte er sich in der Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti und Roma. Die offizielle Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma im Jahr 1982 durch die Bundesregierung ist auch seinem Engagement zu verdanken.