An Erntedank bringen die Gläubigen Obst, Gemüse und andere Lebensmittel mit in die Kirche. Die Erntegaben werden gesegnet und im Anschluss an den Gottesdienst an die Schwäbische Tafel oder an andere soziale Einrichtungen im jeweiligen Stadtteil gespendet.
Erntedank gefeiert wird am Sonntag, 4. Oktober, auch in der Domkirche St. Eberhard, wo eine prominente Besucherin erwartet wird: Friedlinde Gurr-Hirsch MdL (CDU), Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, wird sich in einer Dialogpredigt mit Stadtdekan Christian Hermes darüber unterhalten, was jeder einzelne gegen Lebensmittelverschwendung im Alltag tun kann und wie man verantwortungsvoll mit Lebensmitteln umgeht. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr.
Zu Beginn der Corona-Pandemie waren Nudeln, Mehl und Hefe im Supermarkt ausverkauft – eine ungewohnte Erfahrung in einer von Überfluss geprägten Zeit. „Vor einem leeren Supermarktregal zu stehen und plötzlich ein Grundnahrungsmittel nicht mehr zu bekommen, diese Erfahrung hat viele Menschen sensibilisiert und ihnen die Wertigkeit von Lebensmitteln wieder ganz unmittelbar vor Augen geführt“, sagt der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes. Und genau darum geht es an Erntedank, dem Kirchenfest, bei dem die Botschaft schon im Namen steckt: Dank sagen für die Gaben der Natur, dankbar sein für die Ernte oder, wenn man es theologisch formulieren möchte: verantwortungsvoll mit der Schöpfung, der Natur, der Umwelt umzugehen.
„Die Erntedankzeit macht uns bewusst, wie vielfältig und wertvoll unsere Lebensmittel sind und wie viel Arbeit in ihnen steckt. Daran sollten wir uns immer wieder erinnern und entsprechend wertschätzend mit unseren Lebensmitteln umgehen. Das ist eine Grundvoraussetzung, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden“, sagt Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch. In der Dialogpredigt wird es denn auch um die ernüchternden Zahlen gehen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass entlang der gesamten Wertschöpfungskette, also vom Acker bis auf den Teller, rund ein Drittel der weltweit erzeugten Nahrungsmittel im Müll landet. In Deutschland werden jährlich 12 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Umgerechnet auf die Bevölkerung sind das 75 kg pro Einwohner und pro Jahr.
Dass möglichst wenig Lebensmittel im Müll landen, dazu trägt auch die Schwäbische Tafel mit ihren vielen Tafelläden in Stuttgart bei. Deshalb spenden viele der 42 katholischen Gemeinden in Stuttgart die Lebensmittel, die die Gläubigen mit in den Gottesdienst bringen, an die Tafelläden oder andere soziale Einrichtungen im jeweiligen Stadtteil.
Erntedankgottesdienste werden am 4. Oktober nicht nur in St. Eberhard gefeiert, sondern in vielen anderen Gemeinden im Stadtgebiet Stuttgart, zum Beispiel: um 9.30 Uhr in der Kirche Zum Guten Hirten in Stammheim sowie in St. Franziskus in Obertürkheim, um 10 Uhr in St. Fidelis im Westen sowie in St. Georg in der Heilbronner Straße, um 10.30 Uhr in St. Antonius in Kaltental und in St. Josef in Heslach sowie im 11 Uhr in St. Maria in der Tübinger Straße. Zu den Erntedankgottesdiensten gehören auch Altarbilder, die aus Früchten und anderen Erntegaben gestaltet werden. In St. Eberhard legen die Kitakinder das Altarbild.
Wer sich Erntedank zuhause nähern möchte, für den gibt es alternativ eine Impulskarte zu Erntedank, die das Kirchenfest erklärt und Vorschläge macht, wie Erntedank in den Alltag eingebaut werden kann. Ein konkreter Vorschlag auf der Karte, die vier Stuttgarter Theologinnen entworfen haben, lautet: vier Tage bewusst keine Lebensmittel wegzuwerfen. Die Karten finden sich auf der Homepage der katholischen Kirche in Stuttgart unter www. kath-kirche-stuttgart.de und können kostenlos gedruckt über die Bestellplattform der Diözese Rottenburg-Stuttgart bezogen werden.