Jubiläum

„Erntedank" für 350 Jahre lebendige Gemeinde

Auch ein wenig „Erntedank" ist das 350-Jahr-Jubiläum der Kirchengemeinde St. Ulrich in Dornstadt, nördlich von Ulm. Die Gemeinde unter Leitung von Pfarrer Ralf Weber (links), der auch stellvertretender Dekan im Dekanat Ehingen-Ulm ist, feierte mit Domkapitular Dr. Uwe Scharfenecker. Foto: drs/Jerabek

Zurückblicken - feiern - nach vorne schauen: Mit einem Festgottesdienst und Festakt feiert die Kirchengemeinde St. Ulrich ihr 350-jähriges Bestehen.

„Es ist schön, dass in unserer Gemeinde so viel wächst und so viel blüht, so viele Talente sich einsetzen“, sagte Pfarrer Ralf Weber in dem vom Kirchenchor St. Ulrich unter Leitung von Elisabeth Stüber und der Bläsergruppe und Schlagwerk der Harmonia Dornstadt musikalisch gestalteten Gottesdienst. In einer so musikalischen Gemeinde lasse sich Tolles verwirklichen, sagte Weber in Richtung der Kirchenmusiker, zu denen seit über zehn Jahren auch Dr. Andreas Klaus als Organist gehört. Eine gute Mischung von Gotteslobliedern und Stücken aus der Deutschen Messe von Heinrich Walder unterstrichen den Anspruch, die ganze Gemeinde an der Gestaltung des Jubiläums zu beteiligen.

Das Fest sei somit auch „ein wenig Erntedank für 350 Jahre – was da gewachsen ist in der Pfarrei Dornstadt“, sagte Weber: das vielfältige ehrenamtliche Engagement, die liturgischen Dienste, viele Ministrantinnen und Ministranten, nicht zuletzt auch der Kirchenschmuck, der zu Erntedank besonders farbenfroh ist. In der jetzigen Pfarrkirche spiegelt sich die Historie jetzt auch in einigen Einrichtungsstücken wider, die von den beiden Vorgängerkirchen erhalten sind und aus dem Keller geholt wurden: das Altarbild aus der ersten und Figuren des Erzengels Michael und des heiligen Georg „als Türhüter“ aus der zweiten Kirche.

Ein Ausrufezeichen hinter dem Glauben der Menschen

Dass die Errichtung einer Pfarrei immer auch ein Signal ist, „ein Ausrufezeichen hinter dem Glauben der Menschen“, der auf diese Weise Strukturen bekomme, daran erinnerte Domkapitular Dr. Uwe Scharfenecker in seiner Predigt. Doch wie schon zur Zeit Jesu, der seine Jünger auch nach Galiläa aussandte, in ein umstrittenes und schwieriges Gebiet, gelte auch heute, dass „der Glaube nicht nur dort lebt, wo alles rund läuft“, sondern dass er auch „den Menschen am Rande“ gelte.

Zentrales Anliegen der Glaubensweitergabe über Jahrhunderte sei es, „die kommende Generation zu inspirieren, damit auch sie aus dem Glauben Kraft schöpfen kann für ihr Leben“. Die Menschen hätten in den Herausforderungen des Lebens gespürt: „An Gott kann ich mich halten, auch wenn es sonst keinen Halt mehr gibt im Leben“, so der Domkapitular, der die Hauptabteilung I – Ausbildung pastorale Berufe – im Bischöflichen Ordinariat leitet. „Dass die Kette der Generationen heute in Gefahr ist abzubrechen, ist wirklich eine Tragik“, die es in dieser Form wohl nie zuvor gegeben habe, sagte Scharfenecker.

Was Jesus lehrt, gibt dem Leben Halt

Durch den Auftrag „Geht zu allen Völkern … und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28,19f.) habe Jesus dennoch eine Perspektive eröffnet, „wie wir in unsere Zeit und unsere Welt hineinwirken können“: Selbst als Nichtglaubender oder Zweifler könne man erkennen: „Was Jesus lehrt, gibt dem Leben Halt, denn er lehrt ja, über sich selbst hinauszuschauen“, was in einer von Egoismus geprägten Zeit eine geradezu unglaubliche Botschaft sei. Nach dem ersten Gebot, Gott mit ganzer Kraft zu lieben, sei das zweite Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ genauso wichtig; es sei gewissermaßen „der Test des ersten Gebotes“. „Nur wer fähig ist, auch den anderen Menschen wahrzunehmen, ist auch wirklich ein glaubender Mensch“, so der Prediger.

Woher kommen wir - wohin gehen wir?

Auch beim Festakt am Nachmittag stellte Domkapitular Scharfenecker die Weitergabe des Glaubens und dessen praktische Konsequenz in den Mittelpunkt seiner Festrede. Unter dem Titel „Woher kommen wir - wohin gehen wir?“ ging er auf den Kirchenpatron St. Ulrich ein, der auf einem Ochsenkarren von Gemeinde zu Gemeinde zog, um den Menschen das Evangelium zu verkünden und die Sakramente zu spenden. So machte er deutlich, dass es Gott um das Glück jedes einzelnen Menschen geht. Das sei auch der Auftrag der Kirche heute. Sie sei kein Selbstzweck, sondern habe eine rein dienende Funktion. „Das Ziel der Kirche ist und bleibt der einzelne Mensch und seine Verbindung zu Gott. Alles andere kann zur Disposition gestellt werden.“ Der Redner zeigte sich begeistert von der großen Beteiligung am Kirchenjubiläum und ermutigte die Gläubigen, auch künftig füreinander da zu sein und einander Gutes zu tun.

Gedanken zur Dankbarkeit und Gelassenheit und das stete Bemühen, „den Blick in die Ewigkeit des Dreieinen hinein zu weiten“, stellte Dekanatsreferent Dr. Wolfgang Steffel in den Mittelpunkt seines Grußwortes. 350 Jahre Kirchengemeinde feiern zu können, sei nicht selbstverständlich, und das Fest deshalb ein Ausdruck von Dankbarkeit. Dankbar sei man im Dekanat, „dass wir mit St. Ulrich Dornstadt eine lebendige, wache und offene Gemeinde haben“, auch zum Dekanat hin, das „ein Beziehungsdekanat“ sei und bleibe.

„Wer loslässt, wird gehalten"

Mit Bezug auf die Veränderungen und Umbrüche in der Kirche in jüngerer Zeit mit der starken Zäsur der Coronazeit („Baumärkte offen, Kirchen zu“) sagte Steffel: „Wer längere Zeiträume überblickt und sich von der Geschichte anhauchen lässt, wer weiß, dass er auf Schultern vieler Generationen steht, lässt sich nicht so leicht verwirren – der ist und bleibt auch im Sturm gelassen.“ Aus diesem Bewusstsein lasse sich Vertrauen und Kraft schöpfen, auch das Vertrauen, „dass Gott uns führt“. Wer loslassen könne, was nicht mehr trägt, könne Neuland betreten; dann seien auch Neuaufbrüche möglich, könnten die Dinge wachsen. „Möge für viele Menschen in Dornstadt die Kirchengemeinde als weiter Bereich, als Raum zu Aufatmen und Ort der Gottesbegegnung erlebbar bleiben“, wünschte der Dekanatsreferent der Festgemeinde, die ihr Jubiläum mit einem vielseitigen musikalischen Programm sowie Ehrungen feierte.

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