Da gibt es noch einiges zu tun, bis die diesjährige Landesgartenschau in der Allgäustadt Wangen am 26. April ihre Tore öffnet und die christlichen Kirchen zwei Tage später mit einem feierlichen Gottesdienst ihr umfangreiches Angebot starten. Das konnten knapp 200 Ehrenamtliche und Interessierte aus der Stadt und der Umgebung feststellen, die sich sieben Wochen vorher ein Bild von den Örtlichkeiten machten. Sie erfuhren auch vom sozialen Engagement der ehemaligen ERBA-Spinnerei. Die teils restaurierte und umgewidmete Industriebrache eines der einst größten Textilunternehmen Deutschlands ist Teil des „längsten Sommerfests im Allgäu“, wie die Veranstalter die Schau nennen.
Erstes Mittagsgebet im „Garten der Kirchen“
Um ein mit Zäunen abgeriegeltes Rasenfeld auf dem ERBA-Areal reihen sich etliche Bau- und Schutt-Container. Stephan Wiltsche stellte sich auf ein kleines Podest an dem Ort, an dem bald die Hauptbühne der Gartenschau stehen wird. Auf der noch gesperrten Fläche davor hätten 1.000 Menschen sitzend und 2.500 stehend Platz. „Hier finden die Hauptgottesdienste an den Sonntagen statt“, erklärte der Dekanatsreferent und katholische Koordinator des Kirchenprogramms den Besucher:innen. Weitere der insgesamt 280 ökumenischen Veranstaltungen bespielen die Bühne auf der Argenwiese. Ein Blick darauf war wegen der Baustellen nur vom gegenüberliegenden Flussufer möglich.
Ein riesiger Glockenstuhl
Franziskanerbruder Pascal Sommerstorfer konnte es sich nicht verkneifen. Als die Gruppe den „Garten der Kirchen“ erreichte, zog er das Seil an der Glocke, die schon bei der Vorgängerschau in Balingen erklang. Auf dem hinter einem Hügel gelegenen Platz - ruhig und doch nahe des westlichen Haupteingangs - war das Bimmeln vom „Glockenstuhl“ gut zu hören. Und das ist wörtlich gemeint. Die Glocke hängt nämlich an der Lehne eines fast fünf Meter hohen Sitzmöbels aus Fichtenholz. Zwei weitere Exemplare der Riesenstühle weisen auf der gegenüberliegenden Seite auf das Kirchengelände hin - und auf das Motto „Sei du unser Gast“.
„Im Kern unserer Religion und fast aller Kulturen steht das miteinander Teilen“, erläuterte Wiltsche das Motto. Zur Gastfreundschaft gehörten auch Gastgeber:innen, ergänzte er. 180 Haupt- und vor allem Ehrenamtliche stemmen das Kirchenangebot oder sind einfach vor Ort ansprechbar. Pauline Jendrossek von der evangelischen Kirchengemeinde hat nach ihrem Abitur im letzten Jahr Zeit und möchte mindestens zweimal im Monat für einen halben Tag den Präsenzdienst übernehmen. Ihre Mutter Sylvia arbeitet im Mesner:innen-Team mit. Bei einem Vorbereitungsabend hatten sie die Wochenenden untereinander verteilt.
Die Vorfreude ist groß
Sie alle freuen sich, dass es bald losgeht. Auch Dagmar Drumm von der katholischen Kirchengemeinde Karsee. Sie hat sich noch nicht festgelegt, überlegt aber, sich mit ihrem Flügelhorn musikalisch einzubringen. Eine einladende Kirche zu sein ist Schwester Daniela Immler von der Begegnungsstätte Landpastoral in Isny wichtig. Sie wird zusammen mit Schwester Helen Oßwald unter anderem Mittagsgebete übernehmen. Wenn Beate Vallendor dran ist, geht es kreativ zu. „Da wird das Vater unser auf jeden Fall mit Gebärden gebetet“, verspricht die Seelsorgerin bei Menschen mit Behinderung im Dekanat Allgäu-Oberschwaben.
Einladend wirkt der „Garten der Kirchen“ jetzt schon mit den Sitzsteinen, dem Pavillon für Küche und Lagerraum sowie dem großen Platz. Auf ihm laufen vier Pflasterstein-Reihen kreuzförmig auf einen großen Steinblock zu, den zentralen Tisch. Ein Staudenbeet, Bänke, weitere Tische und eine Art riesiges Beduinenzelt als Sonnenschutz fehlen noch. 120.000 Euro lassen sich die Diözese und die Evangelische Landeskirche in Württemberg, das Dekanat und der Kirchenbezirk sowie die katholischen, evangelischen, evangelisch-methodistischen und freikirchlichen Gemeinden in der Stadt die Gestaltung von Platz, Programm und Öffentlichkeitsarbeit kosten.
Ein Vorgeschmack auf mehr
Und dann läutete die Glocke erneut. Die Interessierten strömten vom Hügel mit drei Skulpturen des Schweizer Künstlers Klaus Prior und vom Argenufer zurück auf den Platz und bildeten einen Kreis. Pastoralreferent Benjamin Sigg vom Dekanats-Netzwerk Spiritualität-Pilgern-Tourismus lud ein, in den Himmel zu schauen und sich von der Sonne bescheinen zu lassen, die Stille zu genießen und auf die Worte der Bibel zu hören. Mit Gitarrenbegleitung sangen alle in ökumenischer Gemeinschaft „Laudato si“ und „Laudate omnes gentes“. Das erste Mittagsgebet weiht den Platz ein, wie Sigg sagte. Ein Vorgeschmack auf die 138 Gebete, die von April bis Oktober am Mittag folgen.
Informationen und Mitmachen
Informationen über das Angebot der Kirchen auf der Landesgartenschau in Wangen im Allgäu von 26. April bis 6. Oktober gibt es auf der Homepage und dem Instagramkanal der Kirchen und auf der Homepage der Landesgartenschau. Bei den Präsenzdiensten sind noch ein paar Schichten frei. Interessent:innen melden sich hier.