Synodaler Weg

„Es geht um das miteinander „Ringen“ für die beste Lösung“

Die St. Nicholas Basilika in Amsterdam, eine der Stationen der fünftägigen Studienreise in die Niederlande. Foto: Mircea Iancu auf Pixabay

Studienreise in die Niederlande gibt Einblick in die fortschreitende Säkularisierung in einer weltlicher werdenden Gesellschaft.

Am Freitag ging für die Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz eine fünftägige Studienreise in die Niederlande zu Ende. Während der Reise vom 8. bis 12. April 2024 konnten sich die Teilnehmer:innen ein Bild davon machen, wie die Kirchen in den Niederlanden auf die Transformationsprozesse einer fortschreitenden Säkularisierung reagieren – eine Entwicklung, die durchaus auch auf Deutschland zukommen kann. Weihbischof Matthäus Karrer und Gabriele Denner von der Diözese Rottenburg-Stuttgart nahmen an der Reise teil.

Synodale Kirchen wirken offen, einladend und gestaltend

Weihbischof Matthäus Karrer erklärt den Zusammenhang mit dem Synodalen Weg der Diözese: „In den ökumenischen Begegnungen konnten wir viel über das synodale Leben in den jeweiligen Kirchen erleben und erfahren. Intensive Kommunikation, Transparenz und Vertrauen sind fundamentale Bestandteile von Sodalität. Dabei geht es nicht einfach darum, möglichst schnelle Mehrheitsentscheidungen zu treffen. Es geht um das miteinander „Ringen“ für die beste Lösung und einen breiten Konsens. Gerade die sehr synodal lebenden Kirchen setzen nicht auf die Abgrenzung zur säkularen Gesellschaft und die „Rettung“ der eigenen Identität, sondern wirken offen, einladend und gestaltend in ihren Sozialraum hinein.“

Spuren des Religiösen und Aufbrüche des Glaubens

Ein gemeinsamer Konsens und eine offene Kommunikation zwischen Gesellschaft und Kirche werden für die Zukunft der Kirche immer wichtiger. Mehr als 60 Prozent der Niederländer:innen sind heute religionslos – Tendenz steigend. Auf dem zweiten Platz liegen zwar die Katholiken als größte Religionsgemeinschaft in den Niederlanden mit 18 Prozent. Doch wie auch die Zahl der Protestanten ist diese weiter rückläufig. „Die Säkularisierung ist in den Niederlanden noch weiter fortgeschritten als in Deutschland“, betont der Utrechter Pastoraltheologe Prof. Dr. Jan Loffeld, der auch Berater der Pastoralkommission ist. Dies schlage sich auch in der Mentalität und Kultur der Niederländer nieder. Der Pastoraltheologe ergänzt: „Daneben sind aber auch immer wieder Spuren des Religiösen und Aufbrüche des Glaubens zu entdecken – und oft dort, wo man es nicht erwartet.“

Auf den Spuren einer neuen religiösen Glaubenssuche

Auf den Spuren dieser religiösen Glaubenssuche im Nachbarland suchte die Pastoralkommission den Austausch mit niederländischen Diözesen sowie mit Vertretern anderer Konfessionen wie Altkatholiken und Reformierten in den Niederlanden. Auf dem Programm standen unter anderem der Austausch mit Bischöfen der (Erz-)Diözesen Utrecht, Haarlem-Amsterdam und 's-Hertogenbosch sowie mit Vertretern weiterer Konfessionen. Besuche der internationalen Gemeinschaft von Sant’Egidio, missionarischer Initiativen und von „Pionierorten“ der protestantischen Kirche in den Niederlanden sowie das Gespräch mit niederländischen Theologen aus dem Fachgebiet der praktischen Theologie ergänzten das Programm der deutschen Delegation. Dabei konnten sich die Teilnehmer an der Reise einen Überblick über die Reaktionen der christlichen Gemeinsachaften auf eine nachchristliche Gesellschaft verschaffen, Anregungen zum Thema Synodalität holen aber auch die Grenzen der Vergleichbarkeit aufgrund der historischen und kulturellen Unterschiedlichkeit der beiden Länder erkennen.

Freiräume für neue pastorale Ideen

Gabriele Denner nahm als Mitglied und Beraterin der Pastoralkommission an der Reise teil. Sie zieht ein Fazit: „Auf unserer Reise haben wir die Minderheitensituation der Christinnen und Christen in den Niederlanden an verschiedenen Stellen sehr deutlich kennengelernt. In dieser Situation braucht es Freiräume für neue pastorale Ideen und möglichst viele Gestaltungsspielräume für das konkrete christliche Zeugnis.“ Und sie sie gibt zu bedenken; „Aus den Begegnungen mit den Verantwortlichen der Katholischen Diözesen wurde deutlich, dass die Unterbindung von notwendigen innerkirchlichen Reformen durch römische Interventionen die Marginalisierung der Katholischen Kirche in den Niederlanden nicht aufgehalten, sondern eher beschleunigt hat. Die Entscheidung der Katholischen Kirche in den Niederlanden, sich auf Liturgie und Sakramentalität im engeren Sinne zu beschränken, hat zu deren gesellschaftlichen Isolation geführt. Das ist alles andere als meine Vision von Christsein in der Zukunft.“

Informationen zur Pastoralkommission

An der Reise der Pastoralkommission in die Niederlande nahmen neun Bischöfe sowie elf Berater:nnen teil. Die Kommission befasst sich mit den unterschiedlichen Feldern der Seelsorge, Verkündigung und Gemeindeentwicklung. Sie besteht aus bischöflichen Mitgliedern sowie berufenen Beratern aus der Wissenschaft, aus Diözesen und kirchlichen Verbänden.

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