In Moosheim bei Bad Saulgau ist an diesem regnerischen Samstagvormittag kaum jemand unterwegs. Auf dem Parkplatz bei der Kirche stehen einige Autos, während von der anderen Straßenseite aus dem Gemeindehaus der satte Klang eines Männerchors nach außen dringt. „Ihr müsst euch freuen, dass ihr diese Verzierung singen dürft“, ermutigt Roland Hoheisel-Gruler den ersten Bass. Der Jurist und Dozent für Kriminalkommissar:innen in Wiesbaden probt gerade das „O bone Jesu“ von Marc Antonio Ingegneri. Vor dem Dirigenten und seinem Klavier sitzen 18 Männer aus dem Dekanat Saulgau und aus Veringenstadt, wo Hoheisel-Gruler den Kirchenchor leitet.
Zu hören bekommen den vierstimmigen Chorsatz die Mitfeiernden der Reitermesse am 30. Mai in der Weingartener Basilika. Dieser erste Gottesdienst am Blutfreitag beginnt bereits um 4 Uhr morgens, damit die Teilnehmenden an der größten Prozession zu Pferd in Europa rechtzeitig vor dem Start um 7 Uhr bei ihren Tieren sind. Den Impuls für den Männergesang gab einst Prälat Rudolf Hagmann, der seit vielen Jahren den Frühgottesdienst zelebriert. „Ihr Sänger vom Frohsinn Blochingen könntet doch die Reitermesse musikalisch mitgestalten“, wandte er sich an seinen Bruder Ernst. Dieser ging auf Chorleiter Otto Gruler, Vater von Hoheisel-Gruler, zu, der die Idee gerne aufgriff.