Kirchenmusik

Es soll schön klingen und Freude machen

Der Dirigent steht mit dem Rücken zur Kamera vor den Chorsängern und dirigiert.

Am Ende der Probe schmettert der Projektchor den slawischen Gesang „Mnogaja ljeta“ - Foto: DRS/Waggershauser

Männer aus dem Dekanat Saulgau singen seit 30 Jahren am Blutfreitag in der Reitermesse um vier Uhr morgens in der Weingartener Basilika.

In Moosheim bei Bad Saulgau ist an diesem regnerischen Samstagvormittag kaum jemand unterwegs. Auf dem Parkplatz bei der Kirche stehen einige Autos, während von der anderen Straßenseite aus dem Gemeindehaus der satte Klang eines Männerchors nach außen dringt. „Ihr müsst euch freuen, dass ihr diese Verzierung singen dürft“, ermutigt Roland Hoheisel-Gruler den ersten Bass. Der Jurist und Dozent für Kriminalkommissar:innen in Wiesbaden probt gerade das „O bone Jesu“ von Marc Antonio Ingegneri. Vor dem Dirigenten und seinem Klavier sitzen 18 Männer aus dem Dekanat Saulgau und aus Veringenstadt, wo Hoheisel-Gruler den Kirchenchor leitet.

Zu hören bekommen den vierstimmigen Chorsatz die Mitfeiernden der Reitermesse am 30. Mai in der Weingartener Basilika. Dieser erste Gottesdienst am Blutfreitag beginnt bereits um 4 Uhr morgens, damit die Teilnehmenden an der größten Prozession zu Pferd in Europa rechtzeitig vor dem Start um 7 Uhr bei ihren Tieren sind. Den Impuls für den Männergesang gab einst Prälat Rudolf Hagmann, der seit vielen Jahren den Frühgottesdienst zelebriert. „Ihr Sänger vom Frohsinn Blochingen könntet doch die Reitermesse musikalisch mitgestalten“, wandte er sich an seinen Bruder Ernst. Dieser ging auf Chorleiter Otto Gruler, Vater von Hoheisel-Gruler, zu, der die Idee gerne aufgriff.

Und dann sind immer mehr gekommen

Ernst Hagmann war selbst jahrzehntelang Blutreiter und ist einer der wenigen Verbliebenen, die bereits am 26. Mai 1995 erstmals in der Reitermesse mitsangen. Der Gottesdienstbesuch war mager, wie er sich erinnert. „Im Jahr darauf war das Mittelschiff schon halbvoll und dann sind immer mehr gekommen“, erzählt der 83-Jährige. Früh aufstehen war damals nicht angesagt. Sie seien in der Oberstadtschule untergebracht gewesen und hätten dort feucht-fröhlich gefeiert. „Dann sind wir direkt in die Basilika“, gesteht Hagmann. Später habe er im Rot-Kreuz-Heim noch ein Frühstück organisiert, das sie inzwischen draußen in einem Zelt einnehmen.

Roland Hoheisel-Gruler dirigiert den Projektchor nach dem Tod seines Vaters seit 2023. Begonnen habe alles mit Teilen der Schubertmesse, die die Reiter kannten. Otto Gruler hat dann über die Jahre einem Fundus an geeigneten Werken einstudiert, die die Sänger nicht über- oder unterfordern. Sein Sohn reichert das Repertoire dezent mit neuen Stücken an. Zum Proben hat er nur etwa sechs Wochen Zeit. Ab Ostern treffen sich die Männer samstags um 10 Uhr für anderthalb Stunden. „Am Ende soll es schön klingen und allen Freude machen“, erklärt der Chorleiter.

Schon mit zwölf Jahren dabei

Hoheisel-Gruler lässt zum Schluss nochmal alle aufstehen. Auswendig schmettern sie „Mnogaja ljeta“ aus der slawischen Liturgie. Nach Corona gab es einen Durchhänger, erzählen die Männer im Anschluss. Doch durch kräftige Werbung bei den Kirchenchören der Region hat sich die Gruppe stabilisiert. Der Jüngste, Mathis Hoheisel, singt allerdings schon seit zwölf Jahren mit. Der 24-Jährige studiert Musik auf Lehramt und tritt als Chordirigent bereits in die Fußstapfen seiner Vorväter. „Ich liebe den Männerchorsound“, gesteht er und freut sich auf Weingarten, auch wenn es frühes Aufstehen bedeutet. Für die Reiter:innen hofft er auf schöneres Wetter als an diesem Samstagmorgen in Moosheim.

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