„Das Format mit acht Abenden und einer Praxisphase hat sich bewährt“, sagt Marion Santin von der Caritas Ost-Württemberg. In guter Ökumene mit der katholischen und evangelischen Kirche, der Diakonie sowie der Bahnhofsmission Aalen steht der Sozialführerschein auf einer breiten Basis. Rund 300 Frauen und Männer haben in den Jahren seit der ersten Auflage 2005 den Sozialführerschein durchlaufen.
„Zu Beginn waren es so viele Anmeldungen, dass wir zwei Kurse im Jahr angeboten haben“, erinnert sich Pfarrer Bernhard Richter, selbst Mann der ersten Stunde. Ein bisschen stolz ist er schon, dass die Aalener Version des Sozialführerscheins die erste im ganzen Ostalbkreis war, und sich die Bausteine der Fortbildung, die vom Kennenlernen der Hilfsangebote vor Ort, über rechtliche Rahmenbedingungen, einer Praxisphase oder der Bildung in wertschätzender Kommunikation reichen, bewährt haben. Auch der Abend „Andere Länder, andere Sitten“ bringt viele neue Erkenntnisse. Das berichten Petra und Holger Weidner, die den Sozialführerschein im vergangenen Jahr durchlaufen haben.
In eine neue Kultur hineingeschmissen
„Uns ist besonders klargeworden, dass diese Menschen alle ganz unterschiedliche Prägungen mitbringen, oft auch Traumata, weil sie in eine neue Kultur hineingeschmissen worden sind“, erklärt Petra Weidner. Auch Holger Weidner erinnert sich gerne an diesen Themenabend. „Es ist hilfreich, diese Dinge zu wissen, um das Verhalten der Menschen, beispielsweise der Geflüchteten, zu verstehen“, ergänzt er. Dass die Weidners mittlerweile tatsächlich in einem Ehrenamt gelandet sind, das sich Geflüchteter annimmt, hat sicher auch mit diesem Abend zu tun – und mit einer Portion Mitgefühl für Menschen, die ihr Heimatland verlassen müssen. Bereits bei der ersten Flüchtlingswelle im Jahr 2015 dachte sich der Aalener Diplom-Ingenieur, dass man in diesem Bereich helfen sollte.
Etwas für andere tun
„Etwas an die Gesellschaft zurückgeben“ – das ist die Motivation des Ehepaars Weidner. „Uns geht es gut, unsere Kinder sind aus dem Haus, jetzt ist es Zeit, etwas für andere zu tun“, beschreibt Petra Weidner. Und der Sozialführerschein, der mit seinem „Fahrplan“ einfach viele Aspekte beleuchtet, die auch einen selbst weiterbringen, hat dem Paar sehr zugesagt. „Außerdem“, so lassen Petra und Holger Weidner wissen, „wollten wir etwas als Paar gemeinsam machen“. So lernten sie beim Kurs zum Beispiel die verschiedenen Möglichkeiten des Ehrenamts kennen.
„Man hat dann die Wahl und kann sich überlegen, was am besten zu einem selbst passt“, sagt Holger Weidner. Für die beiden ist nun die Unterstützung einer geflüchteten Familie zur Herzenssache geworden. Beide stecken ihre Zeit und viel Engagement in dieses Ehrenamt, einfach, weil es ihnen wichtig ist, etwas für andere zu tun. Petra Weidner arbeitet zusätzlich im Tafelladen mit.
Großer Mehrwert der Praxisbörse
Miteinander ins Gespräch und in die Diskussion kommen, Erfahrungen mit denen austauschen, die bereits ehrenamtlich unterwegs sind, oder auch die Erkenntnisse der Hauptamtlichen erfahren, das ist der große Mehrwert der Praxisbörse, der Schnupperpraktika oder auch des jährlichen Treffens aller, die den Sozialführerschein durchlaufen haben.
Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensphasen entscheiden sich für ein Ehrenamt. Das macht Mut und gibt Hoffnung, dass Krisen gemeistert und Integration gelebt werden kann.