Ein WC mit durchgekrachtem Boden und Probleme bei der Berechnung des Lohns. Erntehelferinnen und -helfer aus Georgien, die durch ein Vermittlungsabkommen über die Bundesagentur für Arbeit erstmals nach Deutschland kamen und auf einem Erdbeerhof bei Friedrichshafen beschäftigt waren, schlugen Ende Mai Alarm. Sie veröffentlichten Fotos der Missstände in den Sozialen Medien. Die Presse im Heimatland und am Bodensee wurde so darauf aufmerksam und berichtete darüber.
Margarete Brugger von der Beratungsstelle "mira – Mit Recht bei der Arbeit" nahm nach Bekanntwerden der Missstände umgehend mit der Bundesagentur für Arbeit Kontakt auf. Gemeinsam mit der Betriebsseelsorge Ravensburg, die eine der Trägerinnen von "mira" ist, ging sie nach Friedrichshafen. Sie klärte die Saisonarbeiterinnen und -arbeiter über ihre Rechte und über Unterstützungsmöglichkeiten auf. Eine Dolmetscherin half ihr dabei.
Neuer Arbeitsplatz in Norddeutschland
Nach Wochen des Abwartens und Ausharrens konnten die georgischen Arbeitskräfte aus Friedrichshafen vergangenen Freitag an einen anderen Arbeitsort wechseln. Margarete Brugger hilft ihnen, ihre noch ausstehenden Lohnforderungen geltend zu machen. Nicht immer gelinge eine solche Lösung, berichtet Betriebsseelsorger Werner Langenbacher. Häufig gehe es in solchen Fällen um Unterschreitung des Mindestlohns, Einbehalten der Papiere, Verstöße gegen den Arbeitsschutz sowie unangemessene Ausstattung und Unterkünfte.
Inzwischen stellte sich heraus, dass die neue Arbeitsstelle der 23 Georgierinnen und Georgier in Schleswig-Holstein nicht die erhoffte Verbesserung brachte. "Die ersten Bilder der Unterkunft waren sehr hoffnungsvoll, alles sauber und ordentlich", erinnert sich Langenbacher. Doch auch hier erwartete die Erntehelferinnen und -helfer Akkordarbeit und Schuften im strömenden Regen. Die Coronamaßnahmen werden nicht eingehalten. Nun wollen sie so schnell wie möglich zurück in ihr Heimatland.