Bevor die Fastenzeit beginnt, geht es in Stuttgart wieder närrisch zu. Auch in den katholischen Kirchen im Kessel wird Fasching, Fasnet oder Fastnacht gefeiert. Clowns, Hexen und Harlekine sind mit Girlanden und Konfetti auf Kostümpartys der Gemeinden und bei Narrengottesdiensten in den Kirchen gern gesehene Gäste.
Die Narrenschelle liegt in St. Georg (Heilbronner Straße 131) am Faschingssonntag, 11. Februar, vor dem Altar, wenn um 10 Uhr der stellvertretende Stadtdekan Michael Heil – in ein Weißhäs gekleidet – in Reimen predigen wird. „Es wird auf jeden Fall um den Krieg auf der Welt und den Rechtsruck in der Gesellschaft gehen. Und natürlich wird der Bezug zum Sonntagsevangelium nicht fehlen“, berichtet der ausgewiesene Faschingsfan Heil. Er empfiehlt den Kindern, verkleidet zu kommen. Wer es nicht in die Kirche schafft, kann über einen Livestream via Facebook mitfeiern.
Auch Matthias Hambücher, Leitender Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest, wird eine Narrenpredigt halten. „Ich trage sie immer in Reimen vor und schlüpfe in Rollen“, so Hambücher. Gleich drei Mal steigt er auf die Kanzel: im Narrengottesdienst am Sonntag, 4. Februar, um 11 Uhr in St. Josef (Oswald-Hesse-Straße 74, Feuerbach) sowie in den Fasnets-Gottesdiensten in St. Theresia (Pirmasenser Straße 8, Weilimdorf) am Samstag, 10. Februar, um 18 Uhr und am Sonntag, 11. Februar, um 9.30 Uhr. In St. Theresia ist auch in Sachen Fasnetsfeten viel geboten: Bei der Faschingsolympiade vom 9. bis 11. Februar in Weilimdorf feiern Fitness-Freaks, Fans und Funktionäre aller Altersgruppen - in närrischer Konkurrenz zu den Olympischen Spielen im Sommer in Paris.
„Selbstverständlich werden wir schunkeln“
Bereits am Sonntag, 4. Februar, findet in St. Hedwig (Lieschingstraße 48, Möhringen) um 10.15 Uhr ein Familiengottesdienst zu Fasching statt – Verkleidung klar erwünscht. Aber das ist nicht alles Närrische, weiß Diakon Michael Jakob: „Selbstverständlich werden wir schunkeln und uns mehr bewegen als sonst in der Liturgie.“ Jakob hält auch die Predigt – mit Unterstützung von kostümierten Kindern. Nach dem vom Bläserquartett des CVJM Möhringen musikalisch gestalteten Gottesdienst gibt es für alle Kinder eine süß-saure Überraschung. Die Pfadfinderschaft St. Georg lädt im Anschluss zu einem Weißwurstessen in den Hedwigsaal ein.
Ein weiterer Narrengottesdienst findet am Faschingssonntag, 11. Februar, um 11 Uhr in Herz Jesu (Schurwaldstraße 1, Gaisburg) statt. Zum Familiengottesdienst in St. Antonius (Markgröninger Straße 29, Zuffenhausen), ebenfalls am 11. Februar um 11 Uhr, dürfen die Kinder verkleidet kommen. Um 18 Uhr feiern evangelische Christen und Katholiken der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Neckar in der Bad Cannstatter Stadtkirche (Marktplatz 1) einen ökumenischen Narrengottesdienst. In der dortigen Pfarrei Liebfrauen fliegen die Luftschlagen bereits am Freitag, 2. Februar, um 19.30 beim Musikalischen Faschingsbesen im Gemeindezentrum Liebfrauen (Wildunger Str. 55, Bad Cannstatt). Dort feiern am Schmotzigen Donnerstag, 8. Februar, um 14.30 Uhr die Senioren und am Faschingssonntag, 11. Februar, um 14 Uhr die Kinder.
Die närrische Zeit – ein uralter Brauch
Die närrischen Tage haben eine lange Tradition. Sie stammen wahrscheinlich von germanischen und römischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsriten und weisen auch christliche Bezüge auf. Seit dem Mittelalter gehören Spiele, Spott, Verkleidungen und Feiern dazu. Die „Fünfte Jahreszeit“ beginnt am 11.11. und endet am Aschermittwoch. Dann startet die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Heutzutage wird die närrische Zeit vor allem in katholischen Gebieten gefeiert. Je nach Region trägt das Brauchtum einen anderen Namen: Karneval im Rheinland, Fastnacht in Mainz und drumherum, Fasching in Bayern und Österreich und nicht zuletzt Fasnet im schwäbisch-alemannischen Raum.