Eigentlich viel zu kalt, viel zu windig und viel zu nass, um im Pfarrgarten eine Grillstelle zu bauen, findet der Reporter. Rund 20 Minis in Unterstadion finden das nicht. Mit großen Spaten und Schaufeln wuchten einige die Grasnarbe eines kreisrunden Fleckchens unterhalb des „Ulrikastübles“ Stück für Stück in die Schubkarren, als gäbe es einen Wettbewerb, wer den größten „Fladen“ schafft. Andere stemmen sich mit vereinten Kräften gegen die Gesetze der Schwerkraft, um die oft zu hoch beladenen Schubkarren sicher zum Abladeplatz zu bugsieren. Und ehe auch nur ein Regenwurm gucken kann, was los ist, sind schon die Rasenmähkantensteine gesetzt; gut fünf Meter Durchmesser soll das neue Plätzle haben. Nasse Klamotten? Schnell mal die Handschuhe ausgewrungen und weiter geht’s. Dreck? Wozu gibt es Waschmaschinen…
Feuer und Flamme für Ulrika, Schlafplätze für Pilger
Zusammen etwas verwirklichen
Derweil sucht ein anderer Teil der Minigruppe im Ulrikastüble den besten Platz für die beiden Gästebetten und macht die Einkaufsliste: Bettzeug, Bettwäsche, ein Nachttischchen... – die zehnjährige Hanna Okos weiß genau, was gebraucht wird und findet es „richtig, richtig toll, dass wir das machen können“. Das Ulrikastüble, das viele ehrenamtliche Helfer der Kirchengemeinde und des Freundeskreises Schwester Ulrika e.V. vor ein paar Jahren im Erdgeschoss des ehemaligen Pfarrhauses in Unterstadion geschaffen haben, ist Begegnungshaus und Informationsstätte über die 1987 seliggesprochene Kreuzschwester. In Unterstadion beginnt nämlich der Ulrikaweg, der die Heimat von Schwester Ulrika Nisch (1882-1913) mit dem Kloster Hegne verbindet. „Immer wieder fragen Pilgerinnen und Pilger nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Die soll hier geschaffen werden“, erklärt Ruth Seethaler, gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Eine Pension im Ort gibt es nicht.
„Zusammen etwas zu verwirklichen, hat Spaß gemacht“, sagt Noah Gerner, der für die Minis draußen an der Grillstelle die Bauleitung hat. „Und auch die Kleinen haben toll mitgemacht.“ Inzwischen ist die ausgehobene Fläche mit Kies aufgefüllt und der Schwenkgrill aufgestellt. „Den haben wir vom Baumarkt bekommen – der Chef wohnt hier“, freut sich Oberministrantin Fiona Müller über das Sponsoring aus dem Ort. Beim Transport der Baustoffe – zweieinhalb Tonnen Kies, anderthalb Tonnen Rindenmulch, Betonsteine – helfen die Mitglieder des Kirchengemeinderats, die praktisch vollzählig im Hintergrund Unterstützung leisten und für Proviant sorgen. Eine Familie ist sogar mit drei Generationen und einem Traktor vertreten.
Dienende Liebe, die ausstrahlt
„Dass ihr das hier macht, freiwillig macht, das ist krass“, sagt Julia Langendorf. Die Dekanatsjugendreferentin, die in 72 Stunden alle 18 in der BDKJ-Dekanatsstelle Ehingen-Ulm gemeldeten Gruppen und ihre Projekte besucht, ist erst kürzlich selbst auf dem Ulrikaweg gepilgert und begeistert vom Engagement der Jugendlichen. „Wir brauchen das Visionäre, wir brauchen die Leute, die ihre Ideen – auch spleenige Ideen – einfach umsetzen.“ Wichtig ist ihr dabei, dass bei Deutschlands größter Sozialaktion Gemeinschaften entstehen, die nachwirken.
In Unterstadion sind die Minis nicht nur ein klasse Team, sondern auch „Feuer und Flamme für Ulrika“, so haben es Marica Müllerschön und Hanna Okos auf ein großes Plakat geschrieben, mit dem die Ministrantinnen und Ministranten zum Projektabschluss beim Gottesdienst am Sonntag in die Kirche einziehen wollen. „Das Projekt passt zu Ulrika“, findet Dieter Schweikert-Skodda, KGR-Mitglied und Vorsitzender des Freundeskreises Schwester Ulrika e.V.: Ulrika, die als Ordensschwester ihren Dienst in der Großküche und dort in der Ausbildung junger Frauen versah, stehe für das Schlichte und Einfache und für die dienende Liebe, die sie ausstrahlte. Die Schaffung einer einfachen Übernachtungsmöglichkeit im Ulrikastüble und die Einrichtung der Grillstelle wäre sicher ganz in ihrem Sinne.