Sechs Millionen Euro gab der Diözesanrat der Diözese Rottenburg-Stuttgart jüngst für die Flüchtlingshilfe frei. Mit der einen Hälfte des Geldes wird Geflüchteten innerhalb der Diözese geholfen, die andere Hälfte der sechs Millionen Euro wird eingesetzt, um Menschen auf der Flucht weltweit zur Seite zu stehen.
Dafür zuständig ist im Bischöflichen Ordinariat die Hauptabteilung "Weltkirche". Sie bezuschusst in der Regel etwa 40 Projekte der Flüchtlingshilfe pro Jahr auf allen Kontinenten und verausgabt dafür durchschnittlich rund vier Millionen Euro. Damit ist Rottenburg-Stuttgart Spitzenreiter unter den 28 (Erz-)Diözesen in Deutschland.
Die Ereignisse in der Ukraine haben uns allen vor Augen geführt, wie schnell Menschen zu Flüchtlingen werden können.
Msgr. Dr. Heinz Detlef Stäps, Leiter der Hauptabteilung Weltkirche
"Die aus dem Jahresüberschuss 2021 des Diözesanhaushalts freigegebenen drei Millionen Euro werden angesichts von 100 Millionen Geflüchteten weltweit dringend gebraucht", sagt Dr. Joachim Drumm, Flüchtlingsbeauftragter der Diözese, und Dr. Heinz Detlef Stäps, Leiter der Hauptabteilung Weltkirche, fügt an: "Die Ereignisse in der Ukraine haben uns allen vor Augen geführt, wie schnell Menschen zu Flüchtlingen werden können."
Die württembergische Diözese hilft dabei auch in Weltregionen, die aus dem Blick der Öffentlichkeit geraten sind und in denen Unterstützung nach wie vor dringend benötigt wird; so beispielsweise im Nordirak, in dem die Hauptabteilung Weltkirche gerade eben erst ihre seit sechs Jahren laufende Unterstützung für die Caritas vor Ort für weitere zwölf Monate verlängert hat.
Menschen auf der Flucht brauchen langfristige Sicherheit
Die Hilfen für die Menschen dort seien vielfältig, berichtet Stäps. Unterstützt würden Gründungen von Kleinunternehmen, es gebe Geld für Berufsbildungskurse und Freizeitangebote genauso wie für die Schulausbildung, für Medikamente und die medizinische Versorgung. Außerdem würden rund 1000 Familien in ihrer Grundversorgung unterstützt. Denn als die Kämpfer des sogenannten Islamischen Staats 2015 ihre Terrorherrschaft in der Ninive-Ebene ausübten, zwangen sie zehntausende Menschen zur Flucht und in der Projekt-Region Zakho lebten noch heute rund 80.000 Vertriebene plus schätzungsweise 10.000 Flüchtlinge, von denen die meisten aus Syrien stammen.
Dabei sei die Caritas im Nordirak eine der wenigen Hilfsorganisationen, die sich seit Beginn um die Vertriebenen kümmert. "Die Pandemie, während der die Geflüchteten ihre Zelte nicht mehr verlassen durften, hat viele Verdienstmöglichkeiten zunichtemachte und die Situation vor Ort noch verschlimmer", sagt Stäps. "Als Reaktion darauf weitete die Caritas vor Ort ihre Hilfe nun nochmals aus." Neben finanzieller Unterstützung gebe es auch Angebote zur Lohnarbeit und Ausbildung, kreative Angebote, Zuschüsse für Schulkinder, psychosoziale Unterstützung und Lebensmittelkarten.
"Flüchtlingshilfe braucht einen langen Atem. Nur dann, wenn die Menschen darauf vertrauen können, dass sie in ihrer Not nicht alleingelassen werden und sie auch im nächsten Jahr noch Hilfe und Unterstützung bekommen, kann neue Hoffnung, können Perspektiven entstehen", betont Stäps. Menschen auf der Flucht benötigten kurzum Sicherheit, um die mit ihrem Schicksal verbundenen Traumata zu überwinden und um wieder Fuß fassen zu können.