Am 20. Juni ist der Weltflüchtlingstag 2024. Dr. Wolf Gero Reichert, Geschäftsführer der Hauptabteilung „Weltkirche“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart, stellt mit Blick auf dieses Datum fest: „Immer mehr Menschen weltweit werden zur Flucht gezwungen, weil sie wegen der Folgen des menschengemachten Klimawandels kein menschenwürdiges Leben mehr in ihrer Heimat führen können.“ Die katholische Kirche in Württemberg setze sich seit vielen Jahren dafür ein, diesen Menschen in ihrer Heimat neue Zukunftsperspektiven zu bieten.
"Das Recht zu bleiben"
Seit 2013 haben der Diözesanrat und die Diözesanleitung über 46Millionen Euro bereitgestellt, um weltweit Fluchtursachen in den Herkunftsländern zu bekämpfen – gleich ob die Ursachen dafür in den Folgen des Klimawandels begründet liegen oder Menschen wegen Krieg, Terror und Verfolgung oder auch wegen existenzbedrohender Not und schreiender sozialer Ungerechtigkeit gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen. Reichert sagt: „Jeder Mensch, der unfreiwillig seine Heimat verlassen muss, ist Grund zu Trauer und Wut. So vielen Menschen wird das Recht zu bleiben, wie es Papst Franziskus nennt, verwehrt. Wir als Christinnen und Christen wollen das nicht hinnehmen.“ In der ersten Hälfte des laufenden Jahres wurden laut Reichert bereits 17 Projekte der Flüchtlingshilfe mit 2.258.000 Euro durch die Diözese Rottenburg-Stuttgart unterstützt.
Tod, Verwüstungen und Hochwasser
Dass die Hilfen Wirkung entfalten, zeigte sich jüngst Ende Mai beim tropischen Wirbelsturm "Remal", der Tod, Verwüstungen und Hochwasser an die Küsten von Indien und Bangladesch im Gangesdelta brachte. Auf den im indischen Teil des Mündungsgebiets gelegenen Sundarban-Inseln entstand 2023 – im Zuge der letzten Pastoralreise des früheren Bischofs der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Dr. Gebhard Fürst – ein Hilfsprojekt zur Steigerung der Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel in besonders von Tropenstürmen bedrohten Dörfern, mit insgesamt rund 20.000 Menschen. Dabei belaufen sich die Hilfen über einen Zeitraum von drei Jahren auf 150.000 Euro. Neben dem Anbau von 60.000 Mangrovenbäumen als natürlichem Schutzwall vor Überschwemmungen geht es dabei auch um die Weiterentwicklung eines Frühwarnnetzwerks, um sich effektiv vor den wiederkehrenden Sturmfluten zu schützen. Dieser Mechanismus hat beim Wirbelsturm "Remal" seine erste Bewährungsprobe bestanden: „Die Schäden waren riesig und es gleicht einem Wunder, dass es in den von uns unterstützten Dörfern nur einen Toten zu beklagen gab“, sagt Reichert. „Das war ein großer Erfolg für das Frühwarnsystem, an dessen Aufbau wir beteiligt sind.“
"Den Menschen Perspektiven bieten"
Generell geht es in der Flüchtlingshilfe darum, dass alle Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort beitragen und es den Menschen in den betroffenen Ländern direkt oder indirekt ermöglichen, wieder Vertrauen zu fassen und ihre Zukunft in der eigenen Heimat gestalten zu können, anstatt diese aus Not und Verzweiflung verlassen zu müssen. „Durch unsere gezielte Unterstützung und Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen in 58Ländern weltweit trägt die Diözese Rottenburg-Stuttgart dazu bei, den Menschen Perspektiven zu bieten und somit die Notwendigkeit zur Flucht zu verringern“, bringt es Reichert auf den Punkt.