Frauenbund

Frauen feiern Vielfalt, die stark macht

„Unsere Vielfalt - unsere Stärke. Für mich. Für dich. Für alle." Unter diesem Motto trafen sich rund 250 Frauen in Untermarchtal, um sich zu begegnen und zu stärken." Foto: drs/Jerabek

Der Stärkung und Standortbestimmung in unruhigen, verwirrenden Zeiten dient das KDFB-Frauenfest. Im Mittelpunkt des jüngsten Treffens stand Vielfalt.

„Es ist die Vielfalt, die uns Frauen gemeinsam stark macht“, sagte Dr. Birgit Mayer, Geschäftsführerin des KDFB Rottenburg-Stuttgart, vor 250 Teilnehmerinnen in Untermarchtal. Die Vielfalt in einem umfassenden Sinne, verstanden als Buntheit, Fülle, große Auswahl und Reichtum, gelte es zu leben und zu pflegen, nicht nur beim Frauenfest, sondern auch im Alltag. Denn nach den Worten von KDFB-Präsidentin Anja Karliczek gerate die Vielfalt als Wesensmerkmal unserer Gesellschaft zunehmend unter Druck. Das christliche Selbstverständnis, für das der KDFB stehe, „dass wir Menschen als Individuen sehen, jeden einzelnen Menschen schätzen und Menschen Respekt entgegenbringen“, sei gesamtgesellschaftlich im Rückgang begriffen.

Karliczek hob hervor, dass das große Versprechen unseres Landes - individuelle Freiheit und individuelle Entwicklung - eine wesentliche Grundvoraussetzung für eine stabile Demokratie sei. „Indem wir Individualität zulassen und fördern, stärken wir auch unser demokratisches Miteinander.“ Dazu trage der KDFB ganz wesentlich bei. „Wir sind unterschiedlich, und jede Einzelne von uns ist ein Gewinn für diese Gesellschaft.“ Der christliche Glaube sei dabei moralischer Kompass und Wertebasis, die „für friedliches Zusammenleben wichtiger denn je ist“, aber auch für ein gesundes und zufriedenes Leben, sagte die KDFB-Präsidentin. Sie rief die Mitglieder dazu auf, „eine verbindliche und aktive Gemeinschaft zu bleiben“, um ein wichtiger Anker für viele Frauen zu sein, sich gegenseitig Sicherheit und Geborgenheit zu geben.

Mehr als die Hälfte der Gesellschaft

Das Frauenfest sei „Ausdruck eines sehr lebendigen KDFB-Diözesanverbandes, der nicht nur wichtige Impulse für uns nach innen bedeutet, sondern auch in die Kirchengemeinden und in die Gesellschaft strahlt“, sagte Karliczek und hob den Einsatz des Verbandes für die Zulassung von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche hervor. Die KDFB-Präsidentin würdigte auch die Zusammenarbeit zwischen dem ländlichen und dem städtischen Raum, der „ganz wesentlich durch die Landfrauenvereinigung mitgeprägt“ werde. Als Einrichtung des KDFB vertritt die Landfrauenvereinigung die Interessen von Frauen im ländlichen Raum gegenüber staatlichen Stellen, in der Öffentlichkeit und in der Kirche und fördert die Aus- und Weiterbildung durch Tagungen und praktische Kurse, Beratungen, Lehrfahrten, Begegnungen und anderes mehr.

Als prominenten Gesprächsgast begrüßte die KDFB-Diözesanvorsitzende Dorothee Golm die Stuttgarter Bürgermeisterin Isabel Fezer, die das Referat Jugend und Bildung leitet. Neben den Themen Fachkräftemangel und Kinderbetreuung nahm die Gleichstellung breiten Raum ein. Auch wenn man immer noch ein Stück Weg vor sich habe, komme man bei der Gleichberechtigung von Frau und Mann voran. „Was ich allerdings derzeit beobachte, ist eine gewisse Konkurrenz zu anderen Bereichen, wo man nach Diskriminierung schaut“; das Thema Gleichberechtigung von Frauen drohe da ein wenig unterzugehen, sagte Fezer. Gender und Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund seien wichtige Themen, um die man sich kümmern müsse, „aber das Frauenthema und die Frage der Gleichberechtigung von Frauen ist für mich kein Gender-Thema“, so die FDP-Politikerin. Man müsse aufpassen, „dass das Thema nicht verwässert wird, indem wir Teil sind einer ‘diskriminierten Gruppe‘, die aus vielen verschiedenen Gruppierungen besteht. Wir Frauen sind nicht irgendein Teil von irgendetwas, sondern wir sind mehr als die Hälfte der Gesellschaft, und da müssen wir auf unsere Rechte pochen.“

Frauen können und sollten sich mehr engagieren

Auf die Frage nach dem Umgang mit der fortschreitenden Ehrenamtsmüdigkeit verwies Fezer auf die veränderte Lebensrealität vieler Menschen, für die ehrenamtliches Engagement nicht bedeute, einer bestimmten Aufgabe „ewig verhaftet“ zu sein. Es gelte noch mehr zu respektieren, wenn jemand vielleicht auch nur für ein paar Monate eine Aufgabe übernimmt, dann wieder aussteigt und nach einer Pause vielleicht etwas anderes macht. Diese Idee des temporären Ehrenamts, die keineswegs neu sei, werde immer noch nicht genügend beherzigt. Für die christlichen Kirchen, die stark vom ehrenamtlichen Engagement getragen werden und die „so überaus prägend sind für die Geschichte, die Kultur und den Geist unseres Landes“, wünschte sich Fezer, dass diese Prägung auch weiter stark bleibt.

Starke Themenangebote gab es am Nachmittag in 14 Arbeitskreisen, gut verteilt im Bildungshaus und dem Klosterareal, die von A wie „Aroma-Therapie“ mit ätherischen Ölen bis Z wie „Zukunft ernten“ durch Anbau alter Gemüsesorten reichte. Begeistert vom „Line Dance“, zum Beispiel, das „kurzweilig war und irgendwie gleich funktioniert hat“, war Viktoria Strobel aus Plochingen, die zum dritten Mal beim Frauenfest war und den Austausch mit anderen motivierten Frauen besonders schätzt. Beeindruckt davon, „dass der Frauenbund auf politischer Ebene so viel aktiver ist als ich dachte“, zeigte sich Katharina Hahn aus Neu-Ulm am Ende des Tages, bei dem auch die bundespolitische Arbeit des KDFB näher vorgestellt und diskutiert wurde und den die junge Frau zum Reinschnuppern nutzte. „Dass wir Frauen uns viel mehr engagieren können und auch sollten“, nehme sie als Impuls an diesem Tag mit. Dazu ermutigt, neue Ideen zu suchen, „wie man die eigenen Ressourcen erkennen und stärken kann“, fühlte sich Theresia Schupp-Alders nach der Teilnahme am gleichnamigen Arbeitskreis; auch nach fast 30 Jahren Mitgliedschaft – sie gehört dem Zweigverein „Schloss Zeil“ an – findet sie den Austausch mit anderen Frauen „super positiv“ und die Vielfalt, die der Tag zum Thema hatte, sehr interessant.

Abschluss und spiritueller Höhepunkt des Tages war eine Andacht in der Vinzenzkirche, in deren Mittelpunkt das Buch Rut stand. Es berichtet von drei Frauen, die das Schicksal zusammengeführt hat und die mit Dingen umgehen, welche auch heute Frauen weltweit begegnen: Not und Flucht, Tod, aber auch Mut zum Handeln, Aufbruch und Solidarität. Mit der Kollekte der Andacht unterstützt der Frauenbund das „Café La Strada“ und das „HoffnungsHaus“ in Stuttgart, beides Hoffnungs- und Schutzorte für Frauen in der Prostitution.

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